Samstag, Oktober 5

War einst der Frühling der Zeitpunkt, zu dem Brands ihre Uhrenneuheiten bei den Messen Baselworld und SIHH präsentierten, gibt es nun auch Veranstaltungen während des Jahres. Immer grösser werden die Geneva Watch Days. Diese sechs Neuheiten sind uns besonders aufgefallen.

Bereits zum fünften Mal fanden in Genf die Geneva Watch Days (kurz GWD) statt, die im Jahr 2020 als Provisorium ins Leben gerufen wurden, nachdem sowohl der Genfer Salon Watches and Wonders (damals noch SIHH) und die Baselworld wegen Covid abgesagt worden waren. Die alternative Veranstaltung, die statt in einer Messehalle in Hotels und Boutiquen ausgetragen wird, war ursprünglich von Bulgari und Breitling initiiert worden. Sie zog eine Menge kleinerer Brands und unabhängige Uhrmacher an.

Die dezentrale Messe ist mit jedem Jahr gewachsen und streckt bereits die Fühler nach der Deutschschweiz aus. Wer weiss, vielleicht gibt es in absehbarer Zeit einen Ableger in Zürich?

Wir zeigen die interessantesten Uhrenneuheiten der Saison. Manche Marken nahmen nicht an den GWD teil, nutzten aber den Zeitpunkt für Neulancierungen.

Taucheruhren feiern diesen Sommer ein wahres Revival, und zwar nicht irgendwelche Taucheruhren, sondern solche aus den goldenen Zeiten des Tauchsports. Die waren in den sechziger und siebziger Jahren, als Leute wie Hans Hass und Jacques-Yves Cousteau dem Fernsehpublikum die Unterwasserwelt näherbrachten. Wie der Name sagt, stammt der Vorfahre der «Ocean Star Decompression Timer» aus dem Jahr 1961.

Das bunte Zifferblatt sieht fröhlich aus, hat aber einen ernsten Hintergrund: mit seinen Skalen lassen sich die Dekompressionszeiten ablesen, die zu einem gefahrlosen Auftauchen aus der Tiefe eingehalten werden müssen. Die schwarze Stahluhr mit Automatikwerk ist bis 20 Bar wasserdicht und kommt mit drei verschiedenen Armbändern.

Bulgari würdigt den amerikanischen Gitarrenbauer zum 54. Geburtstag der legendären Stratocaster, eines designprägenden Instruments. Die 1998 eingeführte «Bulgari Aluminium» mit Aluminiumgehäuse und Kautschukband ehrt die E-Gitarre mit einem Zifferblatt im typischen «Sunburst»-Farbverlauf von Fender. Braune Kautschukelemente erinnern an das Gitarrenholz, doppelte Indizes spiegeln die Bundstäbe wider, und auf dem Gehäuseboden ist das Fender-Logo zu sehen. Von diesem speziellen Modell werden 1200 Stück hergestellt, angetrieben durch ein Automatikwerk mit GMT-Funktion.

Die Zusammenarbeit zweier Uhrenmarken gehört zu den jüngsten Entwicklungen im Uhrensektor. Für einmal resultiert daraus nicht eine gemeinsame Uhr, sondern zwei Modelle mit ähnlichen Designmerkmalen, aber in unterschiedlichen Preisklassen. Für die Gestaltung der Uhren hat sich Edouard Meylan, CEO von H. Moser & Cie., mit Richard Benc zusammengetan, dem Gründer und CEO des englischen Herstellers Studio Underdog, dessen Uhren durch fidele Farben im Retro-Design bekannt sind.

Herausgekommen sind zwei Uhren, deren Zifferblätter sich in den Farben einer aufgeschnittenen Passionsfrucht präsentieren, dunkelgelb in der Mitte und mit violettem Rand. Die Uhr von H. Moser & Cie basiert auf dem ewigen Kalender mit Grossdatum, während das Exemplar von Studio Underd0g ein Chronograf mit einem Drücker ist. Limitiert auf 100 Paare, erhältlich im Set.

Die Marke Angelus kann auf eine lange Geschichte und Kompetenz im Bau von Chronografen zurückblicken. Das Modell «Chronodate» heisst so, weil dieser Chronograf das Datum so diskret anzeigt, dass man es beinahe übersieht: mit einem Zeiger am Rand des Zifferblatts. Die sportliche Uhr mit automatischem Manufakturkaliber von La Joux-Perret im Titangehäuse ist ganz in Schwarz und Silber gehalten. Kleine rote Akzente auf den Drückern, den Spitzen von Datumszeiger und Stoppsekunde sowie dem kleinen Minutenzeiger des Totalisators.

Das Automatikwerk mit Kolonnenradsteuerung des Chronografen lässt sich durch den Saphirboden betrachten. Die Schwungmasse hat die Form des alten Angelus-Logos, einer Glocke in Form eines A. Abgesehen vom schwarzen Kautschukband ist die Uhr auch mit einem Gliederarmband aus Titan erhältlich.

Die Uhrenmarke Panerai mit florentinischen Wurzeln hat sich mit Taucheruhren und stark leuchtenden Elementen auf den Zifferblättern einen Namen gemacht. Alle paar Jahre präsentierte die Marke, ähnlich wie in der Automobilindustrie üblich, eine Konzeptuhr, um den neusten Stand der Technik an einem unverkäuflichen Einzelstück zu demonstrieren. Nun gibt es eine solche Concept-Watch, die sogar in einer kleinen Auflage käuflich zu erwerben ist.

Das futuristische Modell macht mit Leuchtelementen auf sich aufmerksam, die elektrisch betrieben werden. Dazu enthält die Uhr einen winzigen Generator und ein weiteres Federhaus, das bei Bedarf auf Knopfdruck den Strom für die Beleuchtung liefert und auch gestoppt werden kann, um die Beleuchtung auszuschalten und Energie zu sparen. Abgesehen von der winzigen Elektrik enthält die imposante Uhr mit ihrem Durchmesser von 49 Millimeter ausschliesslich mechanische Komponenten – und vor allem keine Batterie.

Seit dem Urgestein Abraham Louis Breguet haben Uhrmacher nach Alternativen für die Ankerhemmung, die sich in beinahe allen mechanischen Uhren befindet, gesucht. Denn bei allen Vorteilen hat die Ankerhemmung auch Nachteile, indem sie viel Energie in Form von Reibung vernichtet. Dem deutschstämmigen Uhrmacher Bernhard Lederer, der in der Nähe von Neuchâtel arbeitet, ist es gelungen, eine Hemmung zu entwickeln, deren Leistungsfähigkeit einer Chronometerhemmung nahekommt, aber in einer Armbanduhr funktioniert.

Das Highlight an dieser Uhr ist das aufwendig konstruierte und dekorierte Uhrwerk. Doch auch das handgefertigte Zifferblatt aus massivem Silber ist eine Augenweide. Das hat alles seinen Preis. Doch in der Uhrenwelt gibt es weit teurere Uhren, bei denen man sich fragt, wie der Preis zustande gekommen ist. Nicht so bei diesem Kunstwerk.

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