Sonntag, November 24

Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht optimistisch in die Zukunft des Elektroautos. In den Hauptmärkten nehmen die Verkäufe zu, und auch in Schwellenländern kauft man immer mehr E-Autos. Doch das Marktumfeld bleibt herausfordernd – auch für Tesla.

Der Verkauf von E-Autos harzt seit einiger Zeit wegen einer ganzen Reihe schlechter Nachrichten. Kleine Margen, harter Wettbewerb, volatile Preise für Batteriemetalle, die hohe Inflation. Die Kaufanreize schwinden, und hohe Reparaturkosten sorgen für Unruhe. Davon betroffen ist auch der amerikanische Elektroautopionier Tesla, der derzeit zusammen mit dem chinesischen Konzern BYD weltweit der erfolgreichste Anbieter reiner Batteriefahrzeuge ist. Allerdings gibt es bei Tesla auch firmenspezifische Gründe, etwa den vorübergehenden Produktionsausfall im europäischen Werk in Grünheide bei Berlin.

Neues Tesla-Modell für 25 000 Dollar?

Von Januar bis März hat der Konzern von Elon Musk erstmals seit 2020 einen Umsatzrückgang um 9 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum erlitten. Der Quartalsgewinn brach sogar um mehr als 50 Prozent ein. Der Dämpfer hatte sich abgezeichnet. Denn Tesla verfehlte mit knapp 390 000 Auslieferungen (–8,5 Prozent) die Erwartungen der Finanzanalytiker. Im Vergleich zum vierten Quartal 2023 betrug der Einbruch sogar stattliche 20 Prozent. Dennoch stiegen die Aktien von Tesla am Mittwoch zu Handelsbeginn um rund 15 Prozent. Seit vergangenem Sommer haben sie allerdings mehr als 40 Prozent an Wert eingebüsst.

Der Grund für den Kurssprung lag darin, dass Musk laut Berichten von Nachrichtenagenturen auf den schwachen Jahresstart mit Ankündigungen und Visionen reagierte. Ein neues, deutlich günstigeres Modell von Tesla soll bereits Anfang 2025 auf den Markt kommen und nicht erst wie bisher geplant Mitte des nächsten Jahres. Verschiedene Medien sprechen dabei von einem «Model 2» für rund 25 000 Dollar, was das Unternehmen aber nie bestätigt hat. Für das neue Modell seien keine neuen Fabriken oder Produktionslinien nötig, betonte Musk. Die Autos würden «Aspekte der Plattform der nächsten Fahrzeuggeneration, aber auch der heutigen Generation nutzen».

Zudem konkretisiert der Tesla-Chef seine Vision eines seit Jahren versprochenen Robotaxis. Am 8. August werde man wie geplant einen Prototyp eines Robotaxis präsentieren, das möglicherweise Cybercab heissen werde. In den vergangenen Quartalen hatte Tesla aber vor allem wegen Unfällen viel negative Presse erhalten, weil diese offenbar auf den «Autopiloten» zurückzuführen waren. Für die Unfälle interessieren sich inzwischen auch die amerikanischen Aufsichtsbehörden. Tesla setzt beim autonomen Fahren nur auf Kameras und nicht wie alle anderen Hersteller zusätzlich auf Sensoren wie Radar oder Lidar.

Im Kontext des autonomen Fahrens denkt Musk auch an private Tesla-Besitzer. Diese könnten dereinst mit ihren Autos dadurch Geld verdienen, dass sie diese als Robotaxis zur Verfügung stellten. Das Angebot müsse man sich als eine Mischung aus der Wohnungsvermietungs-Plattform Airbnb und dem Fahrdienstvermittler Uber vorstellen, sagte Musk. Wenn die Halter das Fahrzeug gerade nicht selber nutzen, können sie es anderen zur Verfügung stellen. Doch das ist Zukunftsmusik. Darüber hinaus will Tesla schnell die Kosten senken. Dazu wird die weltweite Belegschaft um mehr als 10 Prozent reduziert. In Grünheide dürfte das mehrere hundert Stellen betreffen.

E-Autos mit 3 Prozent Marktanteil in Italien

Trotz den Problemen der Branche sind die Verkäufe von vollelektrischen Fahrzeugen in den grossen Märkten laut einem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) robust. Und auch in den Schwellenländern zeichnet sich ein Absatzanlauf ab. Im Jahr 2024 könnten weltweit 17 Millionen Elektroautos verkauft werden, was voraussichtlich einem Anteil von mehr als 20 Prozent am gesamten Fahrzeugabsatz entsprechen werde. In einer grossen Anzahl von Ländern würden E-Autos langsam zu einem Massenmarktprodukt.

Die Erwartungen für 2024 beruhen auf dem Rekordjahr 2023. Im vergangenen Jahr sind global fast 14 Millionen elektrische Autos verkauft worden, was einem Marktanteil von 18 Prozent an allen Fahrzeugen entspricht. 2022 hat der Marktanteil noch 14 Prozent betragen. Für die guten Zahlen ist vor allem China verantwortlich. Dort wurden 2023 rund 60 Prozent aller Elektroautos verkauft, in Europa hingegen nur 25 und in den USA 10 Prozent. Und auch in einigen Schwellenländern hat die Akzeptanz zugenommen, beispielsweise in Vietnam und Thailand.

Im ersten Quartal 2024 stieg der Verkauf von E-Autos global um etwa 25 Prozent. In Europa bekam der Absatz jedoch laut dem europäischen Automobilverband Acea jüngst eine Delle. So sind die Zulassungen von Elektroautos im März um über 11 gesunken, wodurch der Marktanteil von 14 auf 13 Prozent zurückging. Das Bild ist aber nicht einheitlich. In den skandinavischen Ländern und den Benelux-Staaten lag der Marktanteil zwischen 26 und 42 Prozent, in der EU jedoch nur bei 13 und in Deutschland bei 12 Prozent. In süd- und osteuropäischen Ländern lag er im tiefen einstelligen Bereich.

Die Hersteller von Autos und Batterien setzen aus Sicht der IEA weiterhin stark auf die Elektromobilität. In den vergangenen beiden Jahren seien Investitionen von etwa 500 Milliarden Dollar in Elektroautos und die Batterieherstellung angekündigt worden. Insgesamt haben bereits mehr als 20 der grössten Autohersteller weltweit konkrete Ziele für die Elektrifizierung von Fahrzeugen ausgegeben. Demnach könnten im Jahr 2030 rund 40 Millionen elektrische Autos verkauft werden.

Massive Preisaufschläge gegenüber Verbrennern

Der Weg dahin ist aber holprig. Viele Hersteller rechnen zwar mittel- und langfristig mit einem Anstieg der Verkäufe, erwarten kurzfristig aber immer wieder einmal Höhen und Tiefen. In Ländern, in denen Kaufprämien für E-Autos gestrichen wurden wie zum Beispiel in Deutschland reagieren die Konsumenten sofort auf diese Entwicklung. Das liegt auch daran, dass Elektroautos auf absehbare Zeit noch erheblich teurer bleiben werden als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Die Aufschläge machen laut IEA zwischen 10 und 50 Prozent aus. So ist in Deutschland mancher elektrische Kleinwagen um rund 10 000 Euro teurer als das entsprechende Verbrennermodell.

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