Der Logistikunternehmer gehörte zu den wichtigsten Investoren der Luxusimmobilienfirma Signa Prime. Interessiert ist er heute nur noch an einem Prestigeprojekt von René Benko – dem Elbtower in Hamburg.
Klaus-Michael Kühne zieht Bilanz. Mit seiner Investition in den Signa-Konzern von René Benko habe er rund eine halbe Milliarde Euro verloren: «fast unseren gesamten Einsatz», sagte der Logistikunternehmer in einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Für die Aktionäre bleibe von der vorhandenen Masse kaum etwas übrig, da die Gläubiger teilweise Vorrang hätten.
Kühne hatte in die Luxusimmobilien-Sparte Signa Prime investiert. In diese Gesellschaft hatte Benko seine wichtigsten Immobilien gepackt, unter anderem das Luxushotel Park Hyatt in Wien, diverse Luxuskaufhäuser oder den Elbtower in Hamburg. Über diverse Zwischengesellschaften gehören die Globus-Immobilien in der Schweiz ebenfalls dazu.
Vor dem Zusammenbruch der Signa gehörte Kühne zu den wichtigsten Geldgebern des gescheiterten österreichischen Immobilienunternehmers. Jetzt gibt er sich selbstkritisch: «Er hat mich um den Finger gewickelt», sagte Kühne der Zeitung. Benko habe ihm seine schönen Immobilien präsentiert und auch sonst ein rosarotes Bild gezeichnet. «Er hat uns teilweise belogen und falsche Informationen geliefert.» Anfangs hätten sie es nicht bemerkt, dass seine Finanzierungen auf tönernen Füssen gestanden seien.
Ein Jahr vor dem endgültigen Aus war das Vertrauen zerstört
Benko hat von gestandenen Unternehmern wie Kühne profitiert. Waren sie als Investoren mit an Bord, half das dem Immobilieninvestor, weitere namhafte Geldgeber zu finden. Mit einem geschätzten Vermögen von 35 Milliarden Euro gehört Kühne zu den wohlhabendsten Deutschen. Er hält unter anderem die Mehrheit am Logistikkonzern Kühne + Nagel. Mit rund 20 Prozent ist er der grösste Investor bei der Lufthansa.
Der Logistikunternehmer ist Ende 2019 bei der Signa Prime eingestiegen, 2022 hat er zweimal seinen Anteil erhöht. Allerdings nicht ohne wachsendes Misstrauen. Es habe sich erst spät herausgestellt, «dass das Ganze ein sehr in sich verwobenes und undurchschaubares Gebilde war mit vielen Querfinanzierungen», sagte Kühne im Interview weiter.
Bei einer erneuten Kapitalerhöhung ein paar Monate später wollte Kühne dann nicht mehr mitziehen. Benko habe nochmals ein paar hundert Millionen von ihm haben wollen. Ein Jahr vor dem endgültigen Kollaps der Signa war damit das Verhältnis zwischen den beiden zerstört.
Interesse am Elbtower in Hamburg
Aus dem Verkauf der Immobilien erwartet Kühne vorerst keine Erlöse. Er sei «Realist». Die Verwertung der Signa Prime sollte ursprünglich im Rahmen eines Treuhandmodells erfolgen. Anfang November hat der österreichische Oberste Gerichtshof jedoch letztinstanzlich entschieden, dass die Verwertung doch in einem regulären Konkursverfahren erfolgen muss.
Gegen dieses Treuhandmodell hatte die österreichische Finanzprokuratur Rechtsmittel eingelegt. Die Begründung: Die Quote von rund 30 Prozent, die den Gläubigern der Signa Prime in Aussicht gestellt worden sei, sei nicht realistisch. Der Sanierungsverwalter der Signa Prime hat Forderungen in der Höhe von rund 6 Milliarden Euro anerkannt, wie aus einem aktuellen Bericht hervorgeht.
Interesse hat Kühne dagegen am Elbtower in Hamburg. Mit einer geplanten Höhe von 245 Metern hätte der Turm das dritthöchste Gebäude in Deutschland werden sollen. Vor einem Jahr stellte das beauftragte Bauunternehmen die Arbeit an dem halbfertigen Hochhaus ein, da die Signa die Rechnungen nicht mehr bezahlt hatte.
Die Weiterführung des Projekts gestaltet sich laut Kühne allerdings schwierig. Für den Weiterbau müssten «Hunderte Millionen Euro zusätzlich investiert werden», sagte der Unternehmer in dem Interview weiter. Er rechnet mit einem Eigenkapitalbetrag von 200 bis 250 Millionen Euro. Dazu müssten sich aber mehrere Investoren zusammenschliessen. Kühne selbst würde davon rund einen Viertel übernehmen.