Der nominierte amerikanische Gesundheitsminister Robert F. Kennedy inszeniert sich an der Kraftmaschine. Auch die Frauen scheint er damit zu beeindrucken. Einer jungen Journalistin wurde dies kürzlich zum Verhängnis.
Stahlblaue Augen, kantiges Kinn und Bauchmuskeln, die sich sehen lassen: Robert F. Kennedy gehört zu Amerikas fittesten 70-Jährigen. Der von Donald Trump ernannte Gesundheitsminister ist der Beweis dafür, dass siebzig das neue Fünfzig ist – zumindest, wenn man sich gesund ernährt und sich viel bewegt.
Das kann man von den Amerikanern nicht behaupten. Drei Viertel von ihnen sind inzwischen übergewichtig. Deshalb ist Robert F. Kennedy angetreten, seine Landsleute nach seinem Vorbild zu verändern. Maha ist sein Wahlspruch: «Make America healthy again». Mit ihm gesunden soll sein Land.
Robert F. Kennedy ist ein Aktivist in Sachen Gesundheit, und er ist ein aktiver Sportler. So sieht man ihn in Manhattan häufig in einem der edleren Gyms trainieren. Vergangene Woche erregte er Aufsehen deswegen, weil er während des Trainings, beim Gewichtheben und auf dem Laufband, enge Jeans und Wanderschuhe trug. So erzählten es die Mitarbeiter den Medien.
Die jüngeren Mitarbeiter erkannten RFK nicht gleich und hielten ihn für einen Bauarbeiter. Einen Bauarbeiter, der von drei Bodyguards begleitet wird.
Kennedy turnt gerne in Strassenkleidung, als könnte er nicht widerstehen, schnell hereinzuschauen, sobald er ein Fitnessstudio sieht. Daran lässt er die Welt teilhaben. Anfang Dezember postete er ein Video von sich auf Instagram, wie er in einem Gym im kalifornischen Venice Klimmzüge macht mit Überschlag in der Luft. Enge Jeans, Ledergürtel, nackter Oberkörper, die sein Sixpack zeigen, das T-Shirt lässig in die Hosentasche gesteckt. Dazu schrieb er: Er übe für die Anhörung seiner Bestätigung als Gesundheitsminister im Januar.
Er hatte eine «sehr, sehr wilde Jugend»
Ob es ihm helfen wird? RFK ist ein Impfgegner und hängt Verschwörungstheorien an. Er bekämpft die Pharma- und Lebensmittelindustrie, so dass es interessant sein wird, wie Trump mit ihm zugange kommt, sollte Kennedy für das Amt bestätigt werden. In einem offenen Brief haben 77 Nobelpreisträger Kennedy als «Gefahr» für die Bevölkerung bezeichnet. Der Mann sei für diese Aufgabe ungeeignet.
Gefährlich wird Kennedy noch jemandem: den Frauen. RFK, in dritter Ehe verheiratet, Vater von sechs Kindern, hat über sich selbst gesagt: «Ich habe so viele Leichen im Keller, dass ich, wenn sie alle wählen könnten, für das Amt des Königs der Welt kandidieren könnte.» Ein ehemaliges Kindermädchen beschuldigte ihn, sie – 1998 – sexuell belästigt zu haben. RFK bestritt dies und reagierte mit den Worten: «Ich bin kein Kirchenjunge.» Er habe eine «sehr, sehr wilde Jugend» gehabt.
Offenbar wirkt der Politiker auf Frauen, die sich schon immer auch freiwillig mit ihm eingelassen haben. Ein Kennedy halt, ist man versucht zu sagen. Einer, der das Image des Playboys pflegt, ein Wort, das seine Generation noch als Auszeichnung versteht.
Nachdem RFK seinen Besuch im Gym als Vorbereitung auf seine Anhörung bezeichnet hatte, fragte das Magazin «New York», wer von Kennedys ledrigen Bauchmuskeln wohl mehr beeindruckt sei: «horny moms» beim Fitnesstraining oder die republikanischen Senatoren.
Eine etwas unglückliche Bemerkung des Magazins, das selber in eine angebliche Affäre mit RFK verwickelt war, im wörtlichen Sinn. Olivia Nuzzi, 31-jährige Starjournalistin des linksliberalen «New York», soll mit dem Politiker ein romantisches Verhältnis eingegangen sein.
Wandern mit Journalistinnen
Die beiden kamen sich näher, als Nuzzi über Kennedys Kampagne zu seiner Präsidentschaftskandidatur 2024 berichtete. Nuzzi hielt die «persönliche Beziehung» geheim, bis sie diesen Herbst aufflog. Weil der Verdacht auf Voreingenommenheit aufkam (von dem sie nach Prüfung ihrer Texte entlastet wurde), wurde Nuzzi suspendiert. Im Oktober trennte sich das Magazin von ihr.
Dabei ist die Geschichte auch nur deshalb aufgeflogen, weil RFK angeblich vor Freunden damit geprahlt hat, dass die Journalistin ihm intime Fotos von sich geschickt habe. Ein Liebesverhältnis bestreiten beide. Es soll bei gemeinsamen Wanderungen durch die Berge von Santa Monica geblieben sein.
Was der Journalistin den Job gekostet hat, hat dem Politiker nicht geschadet. Ein paar Wochen später wurde RFK in den Kreis von Donald Trump aufgenommen und mit der Nomination zum Gesundheitsminister geehrt.
Sollte ihm die Aufgabe übertragen werden, kann RFK mit der Ernährungserziehung schon einmal bei seinem Chef beginnen. Als Robert F. Kennedy neulich in Trumps Privatflugzeug Pommes und Burger von McDonald’s serviert bekam, lächelt er gequält auf dem Foto, das danach viral ging. Sein Gesicht scheint zu sagen: Man isst halt, was man serviert bekommt. Vor allem als Gast von Donald Trump.
Tatsächlich nennt Kennedy Trumps Ernährungsweise «Gift». Wie viel Erfolg da seine Mission als Amerikas Gesundmacher haben kann, ist eine andere Frage.
Make America Healthy Again starts TOMORROW. 🇺🇸🇺🇸🇺🇸 pic.twitter.com/LLzr5S9ugf
— Donald Trump Jr. (@DonaldJTrumpJr) November 17, 2024