Samstag, März 15

Bereits am Freitag meldeten lokale Medien einen Erdrutsch im schwer zugänglichen Hochland von Papua-Neuguinea. Am Sonntag wurde das Ausmass der Tragödie nun deutlich.

Ein Erdrutsch in Papua-Neuguinea, einem Pazifikstaat nördlich von Australien, scheint schlimmere Ausmasse anzunehmen, als zunächst gedacht. Sprachen lokale Medien am Freitag noch von rund 100 Toten, so hat wurden die Zahlen nun drastisch nach oben korrigiert. Laut der UN-Organisation für Migration (IOM) könnten mindestens 670 Menschen ihr Leben verloren haben.

Laut lokalen Medienberichten ereignete sich die Tragödie wohl gegen 3 Uhr am Freitagmorgen, als die meisten Menschen in ihren Häusern waren und schliefen. Die Erdmassen sollen mindestens 60 Häuser in einem Dorf verschüttet haben, das rund 60 Kilometer von der Provinzhauptstadt Wabag entfernt liegt. Manche Berichte sprechen sogar von 150 Häusern. Helfer gehen davon aus, dass in jedem der Häuser zwischen 10 und 18 Menschen wohnten. Riesige Felsbrocken, Bäume und Erdmassen sollen sich in manchen Bereichen bis zu acht Meter hoch auftürmen.

Unglücksort nach wie vor brandgefährlich

Die Situation war auch am Sonntag – zwei Tage nach dem Unglück – nach wie vor brandgefährlich. Serhan Aktoprak, IOM-Ansprechpartner in Papua-Neuguinea, berichtete dem australischen Sender ABC er habe mit Kollegen vor Ort gesprochen. Diese hätten sich genau in diesem Moment selbst in Sicherheit bringen mussten, weil «ununterbrochen Steine herabfallen und das Land weiter abrutscht».

Sämtliche umliegenden Häuser mussten aufgrund der Gefahr evakuiert werden. Das heisst, dass mehr als tausend weitere Menschen ihr Zuhause verloren haben. Zudem wurden Gesundheitszentren, eine Tankstelle, eine Schule und ein Gästehaus unter den Erd- und Geröllmassen begraben.

Zone rivalisierender Clans

Die Bergungs- und Rettungsarbeiten gestalten sich zudem schwierig, da die Region schwer erreichbar ist. Es gibt nur eine grössere Strasse in die Provinz Enga und anscheinend ist auch diese in Teilen verschüttet. Zudem ist Papua-Neuguineas Hochland eine hochgefährliche Region. Bei Stammeskämpfen kommt es regelmässig zu Toten. Erst am Samstag kamen acht Einheimische bei Kämpfen zwischen zwei rivalisierenden Clans ums Leben, rund 30 Häuser und mehrere Geschäfte wurden niedergebrannt. Anfang des Jahres kam es in der Region zu einem regelrechten Massaker mit Dutzenden Toten. Die Helfenden hoffen jedoch, dass die verfeindeten Stämme Hilfskonvois in die betroffene Region nicht angreifen werden.

Vor Ort ist die Verzweiflung gross: Einheimische sollen mit Schaufeln, Stöcken und blossen Händen gegraben haben, um Überlebende zu finden. Bisher jedoch ohne viel Erfolg: Bis zum Sonntagabend wurden nur fünf Tote und das Bein eines sechsten Toten gefunden. Inzwischen ist jedoch auch Hilfe von aussen angekommen. Neben der UN-Organisation IOM sind auch Polizei, Militär und Regierungsbehörden vor Ort.

«Australien ist bereit zu helfen»

Ob auch Hilfe aus dem Ausland angefragt wird, ist bisher noch unklar. Australiens Premierminister Anthony Albanese schrieb auf der Plattform X, dass alle Australier nach dem schrecklichen Erdrutsch um ihre «Brüder und Schwestern in Papua-Neuguinea trauern» würden. Er sprach den Betroffenen sein tiefstes Beileid aus und betonte: «Australien ist bereit zu helfen.»

Australien ist eng mit Papua-Neuguinea verbunden und unterstützt das Nachbarland mit grosszügigen Hilfsgeldern. Erst im Dezember festigte Canberra die Beziehung mit Port Moresby mit einem neuen Sicherheitsabkommen. Auch die USA hatten zuvor ein ähnliches Ankommen mit dem Inselstaat geschlossen, der eine strategisch wichtige Lage im Indopazifik einnimmt.

Obwohl Papua-Neuguinea reich an Rohstoffen ist, ist der Grossteil der zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohner nach wie vor bitterarm. Laut Statista hat das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im vergangenen Jahr etwas über 2500 US-Dollar, rund 2300 Franken, betragen.

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