In Nidwalden dürfen Schüler private Smartphones und Tablets künftig nur noch in Notfällen verwenden. Damit nimmt der Kanton eine Vorreiterrolle in der Schweiz ein.

Der Nidwaldner Bildungsdirektor Res Schmid hatte es Anfang Jahr in einem Interview mit der NZZ angekündigt. Jetzt macht der SVP-Politiker ernst. Ab dem kommenden Schuljahr sind private Handys, Tablets und Laptops an Nidwaldner Schulen während der Unterrichtszeit und auf dem Schulareal verboten.

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Elektronische Geräte dürfen nur noch benutzt werden, wenn es die Lehrperson für die Benutzung im Unterricht erlaubt oder ein Notfall vorliegt. Die Lehrerinnen und Lehrer sind angehalten, solche Geräte altersgerecht im Unterricht einzusetzen. «Schliesslich können wir unsere Augen nicht vor dem digitalen Wandel verschliessen», wird Regierungsrat Schmid in der Mitteilung zitiert.

Negative Auswirkungen vermindern

Ziel der Massnahme ist es, den Schülern einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Gleichzeitig sollen die negativen Auswirkungen der exzessiven Handynutzung auf den Unterricht und das Sozialverhalten reduziert werden.

Die Nidwaldner Bildungsdirektion hat diesen Entscheid nicht in Eigenregie gefällt, sondern zusammen mit den Schulleitungen der elf Gemeinden des Kantons. Wie Schmid gegenüber der NZZ erklärte, hatten sich diese sowie zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer für eine einheitliche Regelung stark gemacht. Das Verbot gilt ab dem 1. August 2025 für alle Schülerinnen und Schüler der Volksschule, inklusive Primar- und Sekundarstufe. «Natürlich wurde von Schulen oder Lehrpersonen schon bisher im Bedarfsfall eingegriffen, nun erhalten diese aber eine übergeordnete Grundlage», sagt Schmid.

Nidwalden liegt mit diesem Entscheid im Trend zunehmender Verbote. Allerdings ist bisher noch kein Kanton so weit gegangen. In den vergangenen Monaten haben bereits erste Gemeinden und einzelne Schulen ähnliche Regelungen durchgesetzt. So gilt an allen Schulen der Berner Vorortsgemeinde Köniz seit Anfang Februar ein flächendeckendes Handyverbot – vom Kindergarten bis zur 9. Klasse.

Auch von den Schulen in der Stadt Zug werden Smartphones und Smartwatches ab Beginn des kommenden Schuljahres im August verbannt. «Eine Umfrage hat gezeigt, dass über 60 Prozent der Eltern und Lehrpersonen eine klare Regelung wünschen. Gleichzeitig möchten wir den bewussten und reflektierten Umgang mit digitalen Medien fördern», begründete Remo Krummenacher, der Rektor der Stadtschulen Zug, den Entscheid im Januar dieses Jahres.

Im Zusammenhang mit dem Handy-Bann in Köniz haben mehrere Berner Schulleiter den Wunsch nach einer einheitlichen und übergeordneten Regelung durch den Kanton geäussert, wie die Zeitung «Der Bund» berichtet. Der Kanton erteilt diesem Anliegen jedoch eine Absage. Der Handygebrauch in den Schulen liege in der Kompetenz der Schulen und Gemeinden, hielt die Berner Bildungsdirektion fest.

Von einer einheitlichen kantonalen Regelung will auch die Zuger Regierung nichts wissen. In ihrer Antwort auf einen parlamentarischen Vorstoss lehnte sie eine entsprechende Revision des Schulgesetzes ab. Bereits heute könnten die Schulen Regeln im Schulbetrieb in Bezug auf Smartphones erlassen. Zudem erlaube das Schulgesetz den Lehrpersonen neben dem Erlass von Regeln auch das Einschreiten bei Verstössen.

Auch im Kanton Luzern will die Regierung von einer kantonal einheitlichen Regelung nichts wissen. Aus heutiger Sicht würde ein generelles Verbot dem Lehrplan widersprechen, hielt der Regierungsrat im März in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage fest. Auch aus pädagogischer Sicht würde ein Verbot keinen Sinn machen, weil keine Problemlage vorläge. «Ein generelles Verbot wäre deshalb nur im nationalen Kontext bei einer gleichzeitigen Überarbeitung des Lehrplans konsistent», hielt die Luzerner Regierung fest.

Verbot von Tiktok wird geprüft

Noch gibt es kein nationales Vorgehen, doch Nidwalden nimmt eine Vorreiterrolle ein, die Nachahmer finden könnte. Als kleiner Kanton mit elf Gemeinden und entsprechend wenigen Schulen ist es einfacher, eine kantonale Regelung zu erlassen. Trotzdem dürfte der Druck auf andere Kantone zunehmen, ebenfalls Handyverbote im Schulzimmer und auf dem Pausenplatz zu erlassen.

Verbote kommen bei der Bevölkerung gut an. Eine Anfang 2025 veröffentlichte Umfrage im Auftrag des Berner Generationenhauses ergab, dass 82 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer ein Handyverbot in Schulen befürworten. Unter den Befürwortern finden sich auch viele junge Erwachsene. Bei den 18- bis 25-Jährigen sind es 64 Prozent.

Auch in der Politik wächst die Unterstützung für restriktivere Massnahmen. So hat sich die Präsidentin der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren Silvia Steiner im vergangenen Herbst für ein generelles Handyverbot in Schulen ausgesprochen. «Ich sehe nicht ein, warum es im Unterricht oder auf dem Pausenplatz ein Handy braucht – Ausnahmen ausgenommen», sagte Steiner in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen.

Der Bundesrat ist ebenfalls besorgt über die exzessive Nutzung von Smartphones durch Jugendliche, insbesondere von sozialen Netzwerken wie Tiktok oder Instagram. In der Antwort auf zwei Vorstösse der grünen Ständerätinnen Maya Graf und Céline Vara erklärte sich der Bundesrat bereit, ein Verbot dieser Plattformen für unter 16-Jährige zu prüfen. Ein Bericht soll die Situation in diesem Bereich genauer analysieren.

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