Freitag, November 1

Was bedeutet der Lichtschutzfaktor? Warum sollte ich Sonnenschutzmittel aus dem Vorjahr nicht mehr nutzen? Was muss ich beachten, wenn ich zusätzlich Make-up trage? Und ist Sonnenmilch mit Nanopartikeln schädlich? Zwei Fachleute beantworten wichtige Fragen rund um den Sonnenschutz.

Endlich scheint die Sonne – höchste Zeit, sich vor ihr zu schützen. Denn Sonnenbrände erhöhen das Hautkrebsrisiko, und die Strahlung lässt die Haut frühzeitig altern. Aber was sollte man beim Thema Sonnencrème beachten?

Wie sollte ich mich vor der Sonne schützen?

Sonnencrème ist nur eine von vielen Möglichkeiten, sich vor den Strahlen der Sonne zu schützen – es ist aber «die am wenigsten effektivste Methode», betont Christian Surber, emeritierter Titularprofessor für Dermatopharmakologie an der Universität Basel. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten gehören die Themen Sonnenschutz und Hautkrebsprävention.

Er sagt, die Crème sollte die viel wichtigeren Massnahmen nur ergänzen. Nämlich: In der Mittagszeit, wenn die Belastung durch UV-Strahlen am höchsten ist, sollte man die Sonne ganz meiden. Im Freien schützen Kleidung und Sonnenhüte weitaus besser vor UV-Strahlung als Crèmes. «Wie hoch dieser Schutz ist, hängt in erster Linie vom Gewebetyp und von der Dichte des Gewebes ab. Grundsätzlich gilt: je dichter gewebt, desto besser», schreibt das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz.

UV-Strahlung schädigt aber nicht nur die Haut, sondern auch die Augen. Deshalb empfehlen Fachleute das Tragen von Sonnenbrillen. Die Kennzeichnung UV-400 bietet laut dem Bundesamt für Strahlenschutz einen recht verlässlichen Schutz vor schädlichen Strahlen.

Sollte ich jeden Tag im Jahr Sonnenschutzmittel nutzen, ganz egal, ob Sommer oder Winter, ob bewölkt oder sonnig, ob ich mich draussen oder drinnen aufhalte?

Viele Hautärzte raten dazu, so auch der Dermatologe Jean Krutmann, Direktor des Leibniz-Instituts für umweltmedizinische Forschung an der Universität Düsseldorf. «Wenn Sie das 30 oder 40 Jahre lang konsequent tun, werden Sie um viele Jahre jünger aussehen», sagt er. Der Grund: UVA-Strahlung lässt die Haut altern. Wer sich vor den Strahlen schützt, beugt Falten und Pigmentflecken, aber auch Hautkrebs vor. Weil UVA-Strahlen auch Glas durchdringen können, empfiehlt der Dermatologe das Schutzmittel auch in Innenräumen.

Christian Surber sieht das anders und gibt ein Beispiel: «Kürzlich war ich auf einer Tagung – übrigens zum Thema UV-Schutz. Es war bewölkt und hat geregnet. Ich bin am Morgen mit dem Velo zum Bahnhof gefahren, habe dann den Zug und den Bus genommen, war anschliessend den ganzen Tag lang in den Veranstaltungsräumen und bin am Abend wieder vom Bahnhof aus mit dem Velo nach Hause gefahren. Dafür creme ich mich sicher nicht mit einem Produkt ein, das auch Konservierungsstoffe und weitere chemische Substanzen enthält, die man nur aus gutem Grund auf die Haut auftragen sollte.» Das Thema Hautalterung sieht er gelassen: «Falten gehören zum Leben dazu.»

Was bedeutet der Lichtschutzfaktor?

Zum Hintergrund: Die Haut eines jeden Menschen hat eine Eigenschutzzeit. Erst wenn man sich länger in der Sonne aufhält, entsteht ein Sonnenbrand. Diese Eigenschutzzeit hängt stark mit dem Hauttyp zusammen, den Dermatologen am besten bestimmen können. So bekommen Menschen mit Hauttyp I, die sehr helle Haut, helle Augen und häufig rotblondes Haar haben, oft schon nach fünf Minuten in der Sonne einen Sonnenbrand. Einen Selbsttest, um sich grob einzuordnen, bietet das Bundesamt für Strahlenschutz.

Der Lichtschutzfaktor, abgekürzt LSF oder auch SPF für Sun Protection Factor, bezeichnet, wie stark der Eigenschutz vor UVB-Strahlung verlängert wird. Nehmen wir an, eine Person mit Hauttyp I verwendet ein Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 50. Ihre Eigenschutzzeit beträgt 5 Minuten, durch die Sonnencrème soll diese Zeit um das 50-Fache verlängert werden. Die Person könnte sich also rund vier Stunden lang der Sonne aussetzen. Aber nur in der Theorie. Praktisch ist solch ein Schutz nicht zu erreichen, zum Beispiel, weil das Produkt nicht korrekt aufgetragen wird. Deshalb sollte man sich auf solche Rechnungen nicht verlassen. Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt, höchstens 60 Prozent der Schutzdauer auszuschöpfen.

Unbedingt sollte man darauf achten, dass auf der Packung auch das UVA-Logo abgebildet ist, damit die Crème auch vor dieser langwelligen Strahlung schützt, die tief in die Haut eindringt. Sie lässt die Haut schneller altern und kann auch zur Entstehung von Krebs beitragen.

Wie creme ich mich richtig ein?

Die meisten Menschen schaffen es tatsächlich nicht, sich korrekt einzucremen. Teilweise gehen Körperstellen vergessen – und für gewöhnlich nutzen sie viel zu wenig Sonnenschutzmittel. «In Untersuchungen sehen wir, dass es den Leuten sehr schwerfällt, die nötige Menge aufzutragen», sagt Jean Krutmann. Die nötige Menge – das sind zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut.

Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz sollte eine Flasche mit 200 Millilitern Sonnenschutzmittel aufgebraucht sein, sobald ein Erwachsener seinen gesamten Körper etwa fünfmal eingeschmiert hat. Jean Krutmann und Christian Surber empfehlen, alle zwei Stunden nachzucremen. «Durch Abrieb und Schwitzen geht der Schutz schnell zurück», erklärt Jean Krutmann. Wer also die Hälfte der empfohlenen Menge nutzt und nicht nachcremt, profitiert nur von einem Bruchteil des angegebenen Lichtschutzfaktors.

Kann ich Sonnenschutzmittel aus dem Vorjahr noch nutzen?

Das ist keine gute Idee. Christian Surber kommentiert: «Sonnenschutzmittel werden durch Hitze und Kälte oft gestresst, zum Beispiel, wenn sie im Sommer im Auto liegen bleiben oder im Skiurlaub in der Jackentasche einfrieren. Dabei können die enthaltenen UV-Filter beeinträchtigt werden.» Generell sollte man die auf der Packung angegebene Verbrauchsdauer nicht überschreiten.

Sollte ich meine Haut speziell pflegen, nachdem ich Sonnencrème genutzt habe?

«Gesunde Haut bedarf wenig zusätzlicher Pflege», sagt Christian Surber – selbst wenn man sie mit Sonnenschutzmittel eincremt, die sich klebrig und geradezu unangenehm auf der Haut anfühlt. Solche Produkte seien ölig und verhinderten daher, dass die Haut Wasser verliere. Die oberste Schutzbarriere der Haut werde durch das Sonnenschutzmittel befeuchtet – «und das entspricht bereits einer Pflegeleistung», sagt Surber.

Wer sich nicht gut genug eingecremt hat, hat am Ende des Tages womöglich ein Spannungsgefühl auf der Haut. «After-Sun-Produkte lindern die Beschwerden und kühlen die Haut», sagt Jean Krutmann.

Was muss ich beachten, wenn ich Sonnencrème nutze und zugleich Make-up trage?

Christian Surber: «Grundsätzlich soll das Produkt zuerst aufgetragen werden, das über die grössere Fläche verteilt wird. Konkret heisst das: zuerst das Sonnenschutzmittel auftragen und dann die Kosmetik.» Auf den Sonnenschutz, der in manchen Make-ups enthalten ist, sollte man sich nicht verlassen. Der Lichtschutzfaktor ist für gewöhnlich zu gering. Jean Krutmann sagt: «Heutige Sonnenschutzmittel bieten eine sehr gute Qualität, die andere Pflegeprodukte mit zugesetzten UV-Filtern nicht erreichen.»

Wie finde ich ein Sonnenschutzmittel, das zu mir passt?

Bestimmte Produkte, die Menschen mit trockener, fettiger oder sensibler Haut nutzen sollten, nennen Christian Surber und Jean Krutmann nicht. Beide sagen: Nur durch Ausprobieren finde man das Sonnenschutzmittel, das zu einem passe. «Das beste Produkt nützt nichts, wenn ich es als unangenehm auf der Haut empfinde und es deshalb zu selten auftrage», sagt Christian Surber.

Der Lichtschutzfaktor sollte laut Surber im Alltag mindestens 30 betragen, bei Aktivitäten im Freien 50+.

Es gibt Sonnencrème mit Nanopartikeln. Ist das gefährlich?

Im Gegenteil. Aber der Reihe nach: Was soll das eigentlich heissen, Nanogrösse? Ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter. Partikel, die bis zu etwa hundert Nanometer gross sind, heissen Nanopartikel. Solche nanopartikulären UV-Filter (auch unlösliche UV-Filter genannt) sind weitaus grösser als die anderen nicht nanopartikulären Filter (auch lösliche UV-Filter genannt), die für gewöhnlich in Sonnenschutzmitteln eingesetzt werden. Christian Surber stellt klar: «Nanopartikel sind zu gross, um die Hornschicht der Haut zu durchdringen und in unseren Blutkreislauf zu gelangen.» Deshalb seien sie besonders sicher.

Nanopartikel sind gross

Wie lange sollte ich pro Tag ungeschützt in die Sonne, damit mein Körper Vitamin D bilden kann?

Sonnenstrahlen haben nicht nur Schattenseiten: Wir brauchen sie, damit unser Körper Vitamin D bilden kann. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz genügt es, Gesicht, Hände und Arme ohne textilen Schutz und ohne Sonnencrème zwei- bis dreimal pro Woche der Sonne auszusetzen. Dafür genüge die Hälfte der Zeit, die es dauern würde, bis man einen Sonnenbrand bekäme. Bei Personen mit Hauttyp II, die sich bei starker UV-Strahlung draussen aufhalten, reichen etwa 12 Minuten.

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