Montag, September 30

Donald Trump verkauft Turnschuhe, Immobilien, Kryptowährungen und nun auch Uhren. Das Uhrwerk soll aus der Schweiz stammen. Kenner der Branche spotten über das Produkt.

Teleshopping-Verkäufer schwatzen ihren Kunden alles Mögliche auf. Sparschäler, Nierenwärmer, Pauschalreisen, Putzmittel. In ihrem ganz eigenen Stakkato gelingt es ihnen, die Zuschauer zu überzeugen, dass das entsprechende Produkt ein Muss ist.

Ein fleissiger Verkäufer von allen möglichen Produkten ist auch der amerikanische Ex-Präsident Donald Trump: Bibeln, Immobilien, Kryptowährungen. Im Februar kamen glänzende Turnschuhe in limitierter Stückzahl für 399 Dollar hinzu. Sie waren innerhalb eines Tages ausverkauft. Und nun verkauft Trump Uhren.

Trump wirbt dafür in einem Spot, den er vergangenen Donnerstag auf seiner Plattform Truth Social teilte: «Hallo zusammen! Hier spricht euer Lieblingspräsident.» Und dann stellt er «The Trump Victory Tourbillon» vor. Es handele sich nicht um irgendeine Uhr, sondern um «eine der besten je gemachten», sagt Trump. Er spricht wie so oft in Superlativen.

«Swiss made als Qualitätssiegel»

Die Uhr ist im Tourbillon-Design. Tourbillon ist eine Vorrichtung, die die Genauigkeit einer mechanischen Uhr verbessern soll. Die Trump-Watch enthält laut ihrem Verkäufer fast 200 Gramm Gold und mehr als 100 Diamanten. «Das sind eine Menge Diamanten. Ich liebe Gold. Ich liebe Diamanten», sagt Trump im Werbespot. Auf dem Zifferblatt steht Trumps Name. Kostenpunkt: 100 000 Dollar.

147 Exemplare gebe es, die Nummer 1 habe er für sich selbst reserviert, sagt Trump. Jede Uhr komme mit einem von ihm signierten Brief. «Holen Sie sich Ihre Trump-Uhr jetzt.» Trump klingt wie ein Verkäufer auf Teleshop.

Trump is now promoting $100K watches during his campaign

Beziehen kann man die Uhr über einen Webshop. Die Verkaufsfirma mit dem sehr zu Trump passenden Namen The Best Watches on Earth sitzt in Sheridan im amerikanischen Gliedstaat Wyoming. Laut der Zeitung «USA Today» nutzt die Firma den Namen Trump durch eine Lizenzvereinbarung, die jederzeit kündbar ist. Ein Disclaimer auf der Website behauptet, dass die Erlöse nicht in Trumps Wahlkampagne flössen. Weder Trump noch dessen Unternehmen hätten mit Entwurf, Herstellung oder Verkauf zu tun. Das glauben nicht alle. Das Magazin «Newsweek» schreibt, die Uhr sei nur das jüngste Merchandising-Projekt des Politikers, «bei dem die Grenzen zwischen Geschäft und Wahlkampfspenden verschwimmen».

Die Website wirbt mit dem Qualitätssiegel «Swiss made» – für viele Amerikaner ist das ein absolutes Qualitätsversprechen. Damit eine Uhr das Label «Swiss made» tragen kann, müssen seit dem Jahr 2014 rund 60 Prozent der Produktionskosten der Uhr und des Uhrwerks in der Schweiz entstehen.

Laut Recherchen des Westschweizer Fernsehens liefert ein Tessiner Uhrenhersteller, dessen Namen nicht genannt wird, die Uhr an die amerikanische Firma. Dieser Tessiner Hersteller wiederum habe das Uhrwerk – also den Mechanismus im Inneren der Uhr – bei der Firma BCP Tourbillons bestellt. Diese hat ihren Sitz in der für ihre Uhrenindustrie bekannten Stadt La Chaux-de-Fonds im Jura. Dessen Gründer Olivier Mory sagte zu SRF, dass die bestellte Charge eine Standardgrösse habe, auch die Anforderungen an Technik und Design seien nicht aussergewöhnlich gewesen: «Unsere Arbeit ist die Uhrmacherei, es geht nicht so sehr um politisches Engagement. Es ist ein Standarduhrwerk, wie bei allen unseren Kunden.» Uhrwerke von BCP Tourbillons kosten laut Mory zwischen 2200 und 5500 Franken.

«zusammengeschustert, unoriginell und weit überteuert»

Uhrenexperten lässt die Trump-Watch unbeeindruckt: Es sei nicht ungewöhnlich, dass Hersteller in der Schweiz fabrizierte Teile kauften und die Uhr in einem anderen Land zusammenbauen liessen, heisst es im Artikel des «Hollywood Reporter». Der Artikel zitiert einen Marketingdirektor einer Schweizer Uhrenmarke, der anonym bleiben möchte. Dessen Einschätzung: Alles an der Uhr deute daraufhin, dass sie in China hergestellt sei. Keines der Exemplare sei den geforderten Preis wert.

Die Uhr sei «zusammengeschustert, offensichtlich unoriginell und weit überteuert», sagte auch Ariel Adams vom Branchen-Blog «A Blog to Watch» gegenüber dem «Hollywood Reporter». Andere sagen, die Uhr sei so unecht wie Trump selbst.

Laut Experten fehlen auch wichtige Angaben zur Uhr, die seriöse Anbieter mitliefern, wie beispielsweise die Gehäusegrösse. Auch das Gesamtkaratgewicht der 122 Diamanten auf der Umrandung des Zifferblatts bleibt unklar. Weiterhin heisst es in den FAQ: «Die gezeigten Bilder dienen nur der Veranschaulichung und stellen möglicherweise keine exakte Darstellung des Produkts dar.»

Das Tauchermodell gibt es für ein paar hundert Dollar

Der Männermode-Papst Derek Guy schrieb seinen 1,1 Millionen Followern auf X, er verstehe nicht, wie jemand das seinen Anhängern antun könne. Hier gehe es nur darum, Geld zu verdienen, nicht darum, die Menschen mit Respekt zu behandeln und ihnen etwas von echtem Wert zu bieten.

Es gibt auch ein preisgünstigeres Modell. Das Tauchermodell «Fighter» ist limitiert auf 1000 Stück. Zu haben ist es zwischen 499 und 799 Dollar. Wie auch die Tourbillon-Uhr wird das Fighter-Modell nur als Vorbestellung verkauft. So ist Trump von der Vorauszahlung befreit, er geht kein Risiko ein, weil nur produziert wird, was bestellt ist. Liefertermine werden auf Oktober, November, Dezember geschätzt und können nicht garantiert werden, heisst es auf der Website.

Trump bewirbt die Uhren auch mit den Worten. «Wenn man eine besitzt, gehört man zu einem sehr exklusiven Klub.» Es könnte sich dabei um den Klub der über den Tisch gezogenen Trump-Fans handeln.

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