Freitag, Oktober 18

Das Anbaugebiet Piemont wird mit den Weltklasseweinen Barolo und Barbaresco verbunden. Die beiden Roten haben tatsächlich einen legendären Ruf. Doch im Norden Italiens findet man ebenso weniger bekannte Trouvaillen, wie unsere sechs Beispiele zeigen.

Piemont – das italienische Weinanbaugebiet im Norden des Landes, das an die Schweiz und Frankreich grenzt, strahlt eine besondere Magie aus. Die spektakuläre Landschaft, als Unesco-Weltkulturerbe eingestuft, zieht Besucher und Besucherinnen in den Bann. Ebenso die produzierten Weine. So zählen die aus dem Nebbiolo bestehenden Barolo- und Barbaresco-Crus zu den grossen Gewächsen der Welt. Da sie so exzellent sind, haben sie ihren stolzen Preis.

Doch Piemont hat auch andere Schätze zu bieten, etwa Weine aus Nebbiolo, die unter anderen Namen erscheinen. Weit verbreitet ist Barbera. Dolcetto leidet unter einem eher schlechten Image – in den besten Fällen zu Unrecht. Daneben werden etliche Spezialitäten, aber auch internationale Sorten wie Chardonnay, Riesling oder Pinot noir angebaut.

Wir haben kürzlich die Heimat des Nebbiolo besucht und Weine gesucht, die eine feine Alternative zu Barolo und Barbaresco darstellen. Das ist unsere Auswahl:

Dolcetto San Luigi Dogliani 2023, Azienda Agricola Pecchenino

Das Familienweingut aus Dogliani ist auf Dolcetto spezialisiert und hat bewiesen, dass aus dieser oftmals etwas unterschätzten Sorte gehaltvolle Rotweine entstehen können. Sie sind in jedem Fall ehrlich, ausdrucksstark, ohne jeglichen Schnickschnack. Ein guter Einstieg in die Dolcetto-Welt von Pecchenino ist der San Luigi Dogliani: fruchtbetont, schlank, elegant, frisch, mittellang, unkompliziert zu geniessen in den ersten drei, vier Jahren nach der Abfüllung, am besten zu einem Teller Pasta.

Barbera d’Asti Superiore Alfiera 2021, Marchesi Alfieri

Das traditionsreiche Weingut ist in einem altehrwürdigen Schloss zu Hause. Es wird seit 1983 von den drei Schwestern Emanuela, Antonella und Giovanna San Martino di San Germano geführt. Die Trauben für diesen Premium-Barbera stammen aus einer Einzellage, deren Rebstöcke teilweise bereits 1939 gepflanzt worden sind. Der Ausbau erfolgt während knapp 18 Monaten in Barriques. Das Resultat: ein vielschichtiges Bouquet von Waldbeeren und würzigen Noten, im Gaumen kräftig, mit guter Fülle und präsenter Säure, relativ langer Nachhall, ideal zu Wildgerichten.

Grignolino del Monferrato «Monferace» 2018, Tenuta Tenaglia

Grignolino ist eine wenig bekannte Rotweinsorte, findet aber in Piemont ideale klimatische Bedingungen vor. Es entstehen Weine mit einer tendenziell eher hellen Farbe. Ein sehr gutes Beispiel liefert die Tenuta Tenaglia, ein historisches, im 17. Jahrhundert gegründetes Weingut, das in der Appellation Monferrato liegt und seit dem Jahr 2000 im Besitz der deutschen Unternehmerfamilie Ehrmann ist. Der Spitzenwein «Monferace» reift je zwei Jahre in gebrauchten Tonneaux und der Flasche. Er präsentiert sich mit einem umwerfenden Bouquet von roten Beeren sowie floral-würzigen Anklängen. Kraftvoller Körper, gute Säure, präsente Gerbstoffe, gute Länge, leider in der Schweiz nicht erhältlich.

Nebbiolo Langhe 2021, G. B. Burlotto

Wem ein Barolo zu teuer ist, nimmt als Einstieg einen Wein aus einer Stufe darunter. So ist ein Nebbiolo Langhe in der Regel ein Gewächs, dessen Trauben von jüngeren Rebstöcken stammen. Der Vorteil: Es ist früher zugänglich und trinkbereit. Tadellos ist der Cru des Guts G. B. Burlotto, eines traditionsreichen Weinguts in Piemont. Typisch für die Sorte ist das helle Rubinrot. In der Nase offenbaren sich fruchtige Noten, Anklänge von Veilchen sowie eine gewisse Würzigkeit. Der Wein ist im Gaumen mittelschwer, elegant und mit reifen Gerbstoffen und einer guten Säure ausgestattet. Schöne Länge und preislich attraktiv.

Nebbiolo Pian del Mole 2022, Weingut Giulia Negri

Die Winzerin aus La Morra avanciert langsam, aber sicher zu einem Star in Piemont. Kaum jemand keltert so elegante, finessenreiche Gewächse wie Giulia Negri. Man trifft ihre Weine immer öfter in Hotels und Restaurants in Piemont an. Beispielsweise diesen gelungenen Nebbiolo, der den Stil der Produzentin eindrucksvoll zeigt: Der Wein ist mittelschwer, schnörkellos, frisch, strukturiert, ausgewogen und besitzt feine Gerbstoffe. Der Ausbau erfolgt traditionell in grossen Holzfässern.

Carema L’Arsin 2021, Cantina Togliana

Zum Schluss ein genialer Geheimtipp, der nicht aus der Langhe, sondern aus der nördlicher gelegenen, wenig bekannten Appellation Carema stammt. Das kleine Gut keltert indes diesen Wein ebenfalls aus Nebbiolo. Das helle Rubinrot verrät die Sorte. Es handelt sich in diesem Fall um einen geradlinigen, puristischen Stil ohne Opulenz und zu viel Extrakt. Die frische, äusserst elegante Entdeckung ist mittelschwer, mit feinen Gerbstoffen, einer guten Säure und einem langen Nachhall ausgestattet. Er kann problemlos mit den Beispielen aus der Langhe mithalten. Eine erstaunliche Alternative, die auch preislich durchaus konkurrenzfähig ist.

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