An seinem 90. Geburtstag muss er aber pausieren – aus gesundheitlichen Gründen.
Der Mann, der sein Leben einem der grössten Rätsel der Menschheit gewidmet hat, ist selbst eines.
Gibt es ausserirdisches Leben? Erich von Däniken, gerade 90 Jahre alt geworden, ist inzwischen sicher: Vor vielen Jahrtausenden seien Ausserirdische zu uns gekommen, um uns zu beeinflussen – «wir können uns das wie einen Apfelbaum vorstellen, der durch Aufpfropfen veredelt worden ist». Nur hätten unsere Vorfahren, «die Steinzeitleute waren», nichts begriffen und irrtümlicherweise gemeint, diese Ausserirdischen seien Götter.
Als Bub in der Jesuitenschule Saint-Michel in Fribourg kamen Erich von Däniken erste Zweifel am Alten Testament. Da habe er im Buch Hesekiel gelesen, Gott sei mit einem Fahrzeug aus den Wolken herabgefahren. «Hesekiel sieht Flügel, Räder, Metalle und beschreibt den Lärm dieser Maschinen als das Getöse eines Heerlagers», sagte er einst. «Das kann doch nicht sein. Der wahre Gott braucht keine Fahrzeuge.» Seither schreibt er an seinem eigenen Bibelkonvolut.
49 Werke hat er bisher publiziert, mit Titeln wie: «Götterdämmerung – Die Rückkehr der Ausserirdischen» oder «Grüsse aus der Steinzeit – Wer nicht glauben will, soll sehen!». Eines seiner letzten klingt wie eine Vergewisserung seines Schaffens: «Und sie waren doch da!» Ungefähr 75 Millionen Bücher hat er nach eigenen Angaben verkauft. Unzählige Leute hat er auf geführten Reisen zu den rätselhaften Karren- oder Schleifspuren auf Malta oder zu den riesigen Geoglyphen in der Wüste von Nazca gebracht. Er hat erklärt, wie wir uns Ausserirdische vorzustellen hätten: «Selbst fliegende Elefanten mit Tentakeln» seien vorstellbar. An Signierstunden in aller Welt kämen jeweils «alle Menschen» zu ihm, um zu sagen: «Mr. von Däniken, you changed my life.» Okay, das mache ihn stolz, «ich habe das Denken verändert».
Der Missionar im Ungewissen
All jenen, die ihn für einen Spinner, einen Scharlatan, einen Märchenerzähler halten, entgegnet er routiniert: «Es gibt Indizien, und die sind teilweise so überzeugend, dass es keine andere Erklärungsmöglichkeit mehr gibt. Wer meine Bücher gelesen hat, muss früher oder später zum gleichen Resultat kommen.» Auch in der «Wissenschaftsküche», wo man ihn mehr als kritisch beäugt, sähen es viele irgendwann ein. «Und dann macht man Duzis und wird Freunde und hat eine wunderbare Beziehung» – so schildert es zumindest Erich von Däniken selbst.
Nur um bei nächster Gelegenheit, mindestens so gutgelaunt, kundzutun: «Bitte glauben Sie nichts!» Denn natürlich wisse er nicht alles, schon sein erstes Buch «Erinnerungen an die Zukunft» (1968) habe schliesslich 238 Fragezeichen enthalten. Er stehe auch zu seinen Fehlern: Als er vor vielen Jahren einen Tempel in Delhi besucht habe, hätten ihm Priester eine Säule aus Metall gezeigt, die seit Urzeiten nicht roste. Und so schrieb er, es könne sich um eine ausserirdische Legierung handeln. «Inzwischen rostet das Miststück», gab er später zu. Als er im Jahr 2003 in Interlaken eine Art ausserirdische Pavillonlandschaft eröffnete, verkündete er stolz: «Im Mystery Park gibt es keine einzige Antwort!» Noch im Grab würde er sich umdrehen, sagt er gerne, wenn irgendwelche Spinner aus seinen Gedanken so etwas wie eine Sekte machen wollten.
Erich von Däniken ist ein Missionar, der aus dem Ungewissen kommt. Die Zwischenwelt von Archäologie, Religion und Phantasie ist sein Reich, hier entwickelt er Theorien, die er mal als Fakt, mal als Frage vorträgt. In unzähligen Interviews und Vorträgen betont er, wie genau er für seine Bücher recherchiere. Aber dann sagt er wieder: «Es sind die Phantasten, die die Welt in Atem halten, und nicht die Erbsenzähler.»
«Und was ist mit der Bundeslade????»
Ein Mann, der sich selbst als Phantasten bezeichnet und die Leute gleichzeitig in einem lebenslangen Indizienprozess davon überzeugen will, dass die Ausserirdischen kein Phantasma sind: Das ist das Rätsel Erich von Däniken. Er selber kann es rund um seinen 90. Geburtstag an diesem 14. April nicht auflösen.
Auf seiner Website steht derzeit: «Leider müssen wir aus gesundheitlichen Gründen alle Live-Termine absagen.» Er und sein Team könnten im Moment keine Fragen beantworten. Es ist aber schwer vorstellbar, dass er seine ewige Suche aufgeben könnte: Zu gerne würde er endlich einen handfesten Beweis für den einstigen Besuch von Ausserirdischen finden. Vor vier Jahren sagte er, er rechne mit ihrer Rückkehr in den nächsten zehn Jahren. Sollte er es noch erleben, hätte er «Fragen im Umfang eines Telefonbuchs» an sie.
Zuletzt hat er sich vor wenigen Tagen auf der Plattform X gemeldet, wo er schon Tausende von Beiträgen hinterlassen hat: «Keine Beweise für einen Besuch von Ausserirdischen auf der Erde vor Jahrtausenden? Und was ist mit der Bundeslade????» Solange ihm das Universum wohl gesonnen sei, sagte er einmal, werde er eine kämpferische Natur «auf dem Weinberg der Götter, der Ausserirdischen» sein – und nach weiteren Beweisen suchen.