Freitag, April 25

Aus vielen Portfolios sind ETF, sogenannte Exchange-Traded Funds, nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile gibt es Fonds für praktisch jede Lebenslage. Für Privatanleger ist es oftmals schwierig, sich hier zurechtzufinden.

Tiefe Gebühren, stabile Rendite, verständliche Produkte. ETF, sogenannte Exchange-Traded Funds, gehören zu den am schnellsten wachsenden Produkten der Finanzbranche. An der Schweizer Börse SIX ist die Anzahl der kotierten Fonds in den vergangenen fünf Jahren um rund 17 Prozent gewachsen: von 1598 Fonds im Jahr 2020 auf heute 1869 Fonds.

Die ersten ETF wurden in den neunziger Jahren in den USA auf den Markt gebracht. Seit damals hat sich das Fonds-Universum massiv erweitert. Investoren können heute in ETF aus ganz unterschiedlichen Anlageklassen oder Strategien investieren. Oft sind es Indexprodukte, beispielsweise auf Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Kryptowährungen. Vor allem in Aktien-ETF ist jüngst viel Geld geflossen.

Ein Grund dafür ist die Euphorie der Investoren nach dem Wahlsieg von Donald Trump. Laut dem französischen Asset Manager Amundi erreichten europäische Fonds mit dem Fokus USA im November Zuflüsse im Volumen von 21,9 Milliarden Euro. Ein weiterer Faktor ist jedoch auch die einfache Handhabung der Fonds. ETF sind leicht zu kaufen und zu handeln. Dazu kommen die tiefen Gebühren der meisten Fonds. Das macht die Fonds auch bei Privatanlegern beliebt. Mittlerweile bieten viele Banken und Vermögensverwalter ETF-Sparpläne an oder integrieren solche Fonds in Säule-3a-Vorsorgeprodukte.

Mittlerweile gibt es ETF für praktisch sämtliche Lebenslagen. Das macht es für Privatanleger schwierig, den passenden Fonds zu finden und sich in den unterschiedlichen Begriffen und Abkürzungen auf den Faktenblättern der ETF zurechtzufinden. Das sind die wichtigsten:

Was bedeutet eigentlich ETF?

Die Bezeichnungen der einzelnen Fonds sind oftmals lang und aus vielen verschiedenen Abkürzungen zusammengesetzt. Als wichtigste Information lässt sich der Bezeichnung des Fonds jedoch entnehmen, ob es sich um einen ETF oder ein ähnliches Produkt handelt.

Das Kürzel steht für Exchange-Traded-Fund. Zu Deutsch: börsengehandelter Fonds. Typischerweise bilden die ETF die Zusammensetzung eines Indexes nach. An der Börse werden die Fonds wie andere Wertpapiere gehandelt.

Nicht zu verwechseln sind sie jedoch mit ähnlichen Produkten, welche ebenfalls an der Börse gehandelt werden, wie Exchange-Traded-Products (ETP), Exchange-Traded-Commodities (ETC, Rohstoffe) oder Exchange-Traded-Notes (ETN). Dabei sind ETPs der Oberbegriff für diese gesamte Art von Produkten. Ein entscheidender Unterschied: Im Falle eines Konkurses zählen ETF zum Sondervermögen. Das bedeutet, dass Anleger ihre Fondsanteile auch dann nicht verlieren, wenn die Bank oder der Vermögensverwalter in finanzielle Schwierigkeiten gerät.

MSCI World, S&P 500 oder SMI: Welcher Index darf es denn sein?

Ebenfalls in der Fondsbezeichnung finden sich Abkürzungen wie MSCI World, Euro-Stoxx 50 oder SMI. Diese Abkürzungen geben an, welchen Index der Fonds abbildet und von welchem Anbieter dieser stammt. Die Unterschiede zwischen den Produkten der grossen Indexanbieter wie MSCI oder S&P sind jedoch oft nicht auf den ersten Blick sichtbar. Wer etwa einen Fonds mit der Bezeichnung MSCI Switzerland kauft, investiert in ein anderes Aktienportfolio als bei einem Fonds, der den Leitindex SMI abbildet.

«Investoren hilft es bei der Entscheidung, wenn sie sich am jeweiligen Leitindex eines Marktes orientieren», sagt Gilles Boitel, bei Xtrackers, der ETF-Sparte des Asset-Managers DWS, zuständig für den Vertrieb in der Schweiz. Also bei Deutschland am DAX anstatt zum Beispiel am MSCI Deutschland. Für die USA sind Fonds, die den S&P 500 abbilden, bei Privatinvestoren bekannter als der MSCI USA. Anders dagegen bei globalen Investitionen. Der MSCI World habe sich in diesem Bereich «als Leitindex für Weltaktien durchgesetzt», sagt Boitel.

Bitcoin, Ether: In welche Kryptowährungen können ETF-Anleger investieren?

In den USA sind seit diesem Jahr ETF zugelassen, welche direkt in Kryptowährungen investieren. Zwar wurden an der Börse schon vorher Krypto-Produkte gehandelt, doch diese haben mittels Derivaten den Kurs der jeweiligen Kryptowährung abgebildet und die Krypto-Token nicht direkt gehalten.

So gibt es etwa in der Schweiz schon länger Krypto-ETP. Diese umfassen zum Beispiel die gängigsten Kryptowährungen wie Cardano, Ethereum, Solana oder einen Korb aus verschiedenen Währungen. Zugelassen bei klassischen Krypto-ETF sind bislang die beiden wichtigsten Token Bitcoin und Ethereum. Die meisten grossen Anbieter wie Blackrock, Fidelity, 21 Shares oder Grayscale haben inzwischen solche Fonds im Angebot.

TER oder TCO: Wie setzen sich die Kosten eines ETF zusammen?

Zu den Vorteilen von ETF gehören die im Vergleich zu anderen Anlagen tiefen Kosten. Doch auch hier gibt es Unterschiede. Die Angaben zu den Kosten verbergen sich hinter Abkürzungen wie TER (Total-Expense-Ratio) oder TCO (Total Cost of Ownership).

Übersetzt wird TER meist mit Gesamtkostenquote. Diese gibt die jährlichen Kosten eines Fonds in Prozent des gesamten Fondsvermögens an. Dazu zählen unter anderem die Gebühren für die Verwaltung eines Fonds, Personalausgaben oder administrative Aufwendungen.

Vollständig auf diese Kennzahl verlassen können sich Investoren jedoch nicht. So sind etwa die Gebühren beim Kauf oder Verkauf von ETF-Anteilen nicht darin enthalten. Die Gesamtkosten, die während eines gesamten Investments anfallen, sind in den sogenannten Total Cost of Ownership (TCO) enthalten. Dazu zählen unter anderem auch die Handelsgebühren, wenn das Portfolio umgeschichtet wird, Steuern oder Erträge, die der Fonds etwa durch das Verleihen von Wertpapieren erwirtschaftet. Diese werden jedoch von den Fondsanbietern nicht standardmässig auf dem Faktenblatt ausgewiesen.

Beim Investieren mit ETF spielt nicht zuletzt auch die Liquidität eines Fonds eine Rolle: Anleger können dies an der Geld-Brief-Spanne eines Fonds an der Börse ablesen. Je geringer diese ist, umso liquider ist ein Fonds. «ETF auf amerikanische Aktien bieten eine gute Liquidität, und Anleger können Anteile zu tiefen Kosten handeln. Derweil sind bei ETF auf Immobilien oder Hochzinsanleihen weitere Geld-Brief-Spannen und daher höhere Handelskosten zu erwarten», sagt Raimund Müller, zuständig für den Verkauf von ETF und Indexfonds für die Schweiz und Liechtenstein bei der UBS.

Passiv contra aktiv: Wie investiert ein ETF?

Die ursprüngliche Idee hinter ETF ist passives Investieren: Der Fondsmanager hält sich an vorgegebene Regeln und versucht, möglichst exakt die Entwicklung eines bestimmten Marktindexes nachzubilden. Das erlaubt es den Anbietern, die Kosten für solche Fonds tief zu halten.

Bei aktiven Fonds findet dagegen eine gezielte Auswahl bestimmter Vermögenswerte statt, mit dem Ziel, eine bessere Rendite zu erzielen, als ein Vergleichsindex dies tut. Da die Auswahl der Investitionen bei aktiv verwalteten Fonds aufwendiger ist, sind deren Gebühren meist deutlich höher.

Seit ein paar Jahren werden zudem auch mehr aktive ETF lanciert. Ein bekanntes Beispiel ist der Ark Innovation ETF der amerikanischen Investorin Cathie Wood, die vor allem in Tech-Aktien investiert hat. Aktive ETF bilden keinen Index ab, sondern der Fondsmanager kann die Zusammensetzung des Portfolios laufend ändern.

Wie es der Name schon sagt, werden aktive ETF ebenfalls an der Börse gehandelt. Dies im Unterschied zu klassischen aktiven Anlagefonds, welche Banken oder Vermögensverwalter über spezielle Vertriebsplattformen an ihre Kunden vertreiben.

Bezogen auf die Gebühren liegen aktive ETF zwischen passiven ETF und aktiven Anlagefonds. Sie sind allerdings weniger transparent, und ihre Regeln sind für Anleger weniger klar nachvollziehbar als die von passiven Fonds. Zudem ist das Risiko gross, dass sie langfristig eine schlechtere Rendite erzielen als der Markt. So auch Cathie Wood: Ihr ETF liegt immer noch deutlich unter dem Höchststand von 2021.

Physisch oder synthetisch: Welche Vermögenswerte kauft ein ETF?

Ziel eines passiven ETF ist es, einen Index möglichst genau nachzubilden. Am einfachsten funktioniert dies, indem der Fonds ein Portfolio zusammenstellt, in welchem die Index-Titel vollständig enthalten sind. In so einem Fall handelt es sich um eine sogenannte physische Replikation eines ETF. Bei der Replikation gibt es allerdings Nuancen: Wendet ein Fonds eine physisch optimierte Replikationsmethode eines Indexes an, wählt er nur dessen grösste oder liquideste Titel aus. Das kann etwa bei einem breiten Index wie dem MSCI World, der aus knapp 1400 einzelnen Titeln besteht, durchaus sinnvoll sein. Allerdings besteht dann die Gefahr, dass die Abweichung zur Index-Rendite wächst.

Bei einer synthetischen Replikation wird der Index dagegen indirekt über einen sogenannten Swap nachgebildet. Hier tauscht der Fonds die Rendite seines Portfolios mit der Rendite des gewünschten Indexes. Bei einem solchen Swap-Geschäft besteht jedoch das Risiko, dass die Gegenpartei des Fondsanbieters ausfällt und die Renditenzahlung nicht mehr leisten kann.

Acc oder DIS: Erträge reinvestieren oder ausschütten?

Werden die Zinsen oder die Erträge bei einem ETF reinvestiert, ist die Rede von thesaurierenden Fonds. Abgekürzt wird der Begriff gewöhnlich mit Acc oder c und steht für «accumulating» (engl.: ansammeln). Das Gegenstück ist Dis für «distributing» (engl.: verteilen). Hier schütten Fonds regelmässig Erträge aus.

Für Privatanleger ist die Frage nach der Ausschüttung eines Fonds relevant. Wer plant, längerfristig im selben Fonds investiert zu bleiben, wählt besser einen thesaurierenden ETF, um die Transaktionskosten tief zu halten. Werden die Ausschüttungen erneut reinvestiert, fallen sonst Kosten an.

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