Mittwoch, März 12

Die neue deutsche Regierung plant eine gigantische Neuverschuldung, die letztlich von der EZB alimentiert werden dürfte. Die Liquiditätsschwemme könnte europäische Valoren beflügeln.

Kaum sind die Wahlen in Deutschland vorbei, werden alle Versprechen über den Haufen geworfen. Trotz Steuereinnahmen in Höhe von fast 1000 Mrd. € pro Jahr plant man die Auflage gigantischer Sondervermögen für Infrastruktur und Kriegstüchtigkeit. Von der vollmundigen Ankündigung einer Politikwende durch Kanzlerkandidat Merz ist so gut wie nichts übriggeblieben.

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Der Berg hat gekreist und ein Mäuslein geboren. Auch Frau von der Leyen möchte für die EU gewaltige Sondervermögen auflegen. Natürlich schuldenfinanziert, denn man hat ja keine Einnahmen. Damit schliesst man sich dem Trend zu immer höheren Budgetdefiziten zahlreicher Industrieländer an.

Überhaupt hat man den Eindruck, dass die SPD die Wahl gewonnen hat. Dank der Brandmauer werden sie als Koalitionspartner gebraucht, und das nutzen sie weidlich aus. Von Einschnitten in das wuchernde Sozialsystem ist keine Rede mehr. Stattdessen werden weitere Subventionen geplant (Förderprämien für Elektroautos, Senkung der Industriestrompreise, Senkung der MwSt in der Gastronomie etc).

Deshalb werden noch so viele Schulden nicht ausreichen, um alle Probleme zu lösen. Der Kolumnist Harald Martenstein definiert sie so: «Bundeswehr, Ukraine, die hohen Kosten der Migration, das kollabierende Bildungssystem, Infrastruktur, unbezahlbare Sozialleistungen, Altersversorgung, Altenpflege, Klimaschutz, zu hohe Steuern, zu teure Energie». Die Liste könnte man noch um einiges erweitern.

Finanzierung bleibt unklar

«Doch wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld, wer hat so viel Pinkepinke, wer hat das bestellt?» Ein schöner Spruch aus dem Karneval bringt die Sache auf den Punkt. Wie will man diese gewaltigen Schuldenpakete finanzieren? Auf diese Frage bleiben die Schuldenmacher bisher jede Antwort schuldig. Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit haben bereits mit einem Renditeanstieg von 2,5% auf 2,8% reagiert. Wobei das Wort «Bundeswertpapiere» inzwischen genauso an Blasphemie grenzt wie die Bezeichnung «Sondervermögen».

Hier kommt die Finanzrepression ins Spiel. Indem die EZB die kurzen Zinsen unter den Inflationsraten hält, werden die Staatsschulden entwertet. Das wird aber bei weitem nicht reichen. Es ist zu vermuten, dass die EZB als «lender of last resort» wieder massiv Staatsschulden mit frisch geschöpftem Geld aufkaufen wird. Dies dürfte zu einem massiven Vertrauensverlust in die Geldwertstabilität führen, verbunden mit einem Melt-up-Boom in Sachwerten, primär Aktien und Gold.

Man kann sich mit Fug und Recht fragen, ob die derzeitige Aufwärtsbewegung bei europäischen Aktien und dem gelben Metall bereits Teil dieses Melt-up-Booms ist oder es vorher nochmals zu krisenhaften Erscheinungen aufgrund der fragilen geopolitischen Lage (Handelskonflikte, Kriege) kommt. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass Dividendenpapiere und Edelmetalle auf mittlere bis längere Sicht enorm von dieser Entwicklung bei den Staatsschulden profitieren und deutlich höher notieren werden.

Viele europäische Aktien sind günstig

Europäische Aktien könnten davon profitieren, dass sie in den letzten 25 Jahren gegenüber ihren amerikanischen Pendants massiv zurückgeblieben sind. So hat der Euro Stoxx 50 der führenden europäischen Blue Chips gerade einmal wieder den Stand von 5500 Punkten aus dem Jahr 2000 erreicht. Ausser Dividenden nichts gewesen! Ein Vierteljahrhundert ohne Wertzuwachs wird der Tatsache nicht gerecht, dass auch viele europäische Unternehmen ihre Wertschöpfung deutlich verbessert haben und damit heute deutlich unterbewertet sind.

Wobei zu berücksichtigen ist, dass auch auf dem Alten Kontinent eine gespaltene Aktienkursentwicklung stattgefunden hat. Auch hier ist die Wertentwicklung massgeblich durch eine überschaubare Anzahl von Wachstumswerten geprägt worden, während viele Unternehmen wegen struktureller Probleme weit unter ihren früheren Höchstkursen notieren (Banken, Maschinenbau, Chemie, Automobil, Stahl, Versorger etc).

Doch gerade diese «Deep Value»-Aktien sollten besonders von einem schuldenfinanzierten Konjunkturaufschwung profitieren. So kommt das US-Investment- und Marktanalysehaus GMO zu dem Schluss, dass über die nächsten sieben Jahre internationale Deep-Value-Aktien mit Abstand die höchsten Gewinnchancen bieten und eben nicht die heiss gelaufenen aktuellen Favoriten aus dem Technologiebereich.

Peter E. Huber

Peter E. Huber ist Gründer und Geschäftsführer der Huber Portfolio GmbH in Oberursel. Er ist spezialisiert auf antizyklische Investitionen an den Aktien- und Anleihenmärkten. Zuvor war er Partner und Fondsmanager beim Vermögensverwalter StarCapital, den er 2016 an die Bellevue Group verkaufte. Huber hat in Mannheim Betriebswirtschaft studiert und danach für die Privatbank SMH in Frankfurt gearbeitet, bevor er sich 1981 selbständig machte.

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