Dienstag, März 4

Im Schlaf blockiert unser Gehirn die Muskulatur, damit wir unsere Träume nicht ausleben und uns dabei verletzen. Diese Blockade ist nicht perfekt. Wenn sie aber öfter versagt, sollte man zum Schlafmediziner gehen.

Ein Freund kam kürzlich mit einem blauen Auge daher. Ein richtiges Veilchen leuchtete in seinem Gesicht. Der Grund war keine Schlägerei: In einem nächtlichen Traum war er im Schwimmbad vom 10-Meter-Turm gesprungen – und am Boden neben seinem Bett mit einer schmerzhaften Prellung am Kopf erwacht.

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«Hauptsache, gesund»

In dieser Kolumne werfen Autorinnen und Autoren einen persönlichen Blick auf Themen aus Medizin und Gesundheit.

Als ich die Geschichte hörte, musste ich lachen. Aber ihm war nicht danach zumute. Er fand das Erlebnis schmerzhaft – und ein bisschen beunruhigend.

Eigentlich fallen erwachsene Menschen nicht aus dem Bett. Normalerweise bewegen wir uns im Schlaf nicht. Um uns zu drehen, wachen wir kurz auf, schlafen dann aber gleich weiter. Weil wir beim Drehen zumindest halbwach sind, spüren wir die Grenzen des Bettes und legen uns auch nicht auf einen verletzten Arm oder ein neben uns schlafendes Baby. Kinder müssen diese Körperbeherrschung im Halbschlaf erst erlernen, deshalb fallen sie gelegentlich aus dem Bett. Hatte mein Freund einfach nur sein inneres Kind wiedergefunden?

Seine Erzählung weist auf etwas anderes hin. Denn sein Bettfall geschah als Teil eines Traums. Er war also weder wach noch befand er sich wie ein Schlafwandler im Tiefschlaf.

Wenn wir träumen, sind wir im sogenannten REM-Schlaf. Unsere Muskeln sind in dieser Schlafphase wie gelähmt, damit Geträumtes eben nicht in die Tat umgesetzt wird. Allerdings gibt es Menschen, die unter einer sogenannten REM-Schlaf-Verhaltensstörung leiden. Sie haben sehr lebhafte Träume und bewegen sich auch heftig dazu. Die Betroffenen schlagen um sich und können dabei auch im gleichen Bett Schlafende oder sich selbst verletzen. Auch die Schlafqualität kann darunter leiden.

Eine weiche Unterlage neben dem Bett dämpft den Fall

Bei Bedarf können Melatonin oder krampflösende Medikamente helfen. Doch viele Betroffene fühlen sich von der Störung wenig beeinträchtigt und nehmen sie nicht als Krankheit wahr. Dennoch ist es ratsam, harte Gegenstände in der Nähe des Bettes zu entfernen und für den Fall eines Falls eine weiche Unterlage neben das Bett zu legen.

Das Besorgniserregende an dieser Schlafstörung ist, dass sie ein Vorbote für eine neurodegenerative Erkrankung wie Parkinson oder eine spezielle Form von Demenz sein kann. Ich kann deshalb gut verstehen, dass mein Freund beunruhigt war, als er im Netz von diesem möglichen Zusammenhang erfahren hatte.

Andererseits muss man nicht immer vom Schlimmsten ausgehen. Kurze Muskelzuckungen in den Gliedmassen oder im Gesicht treten trotz erschlaffter Muskulatur in jedem REM-Schlaf auf. Auch heftigere Bewegungen können trotz dieser Blockade im Traum vorkommen. Und sehr selten fallen Erwachsene eben auch einmal aus dem Bett. Bleibt es bei einem Einzelfall, ist das noch kein Grund zur Sorge. Sollte es öfter vorkommen und ist man beunruhigt, ist aber ein Besuch beim Schlafmediziner empfehlenswert.

Ein einmaliger 10-Meter-Sprung aus dem Bett muss also noch nicht direkt im Schlaflabor enden. Die Geschichte zeigt jedenfalls: Es gibt gute Gründe, nicht alle seine Träume auszuleben. Vor allem nachts.

Bereits erschienene Texte unserer Kolumne «Hauptsache, gesund» finden Sie hier.

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