Sonntag, Februar 23

Bernard Arnault ist Donald Trumps «best buddy» in Europa. Der amerikanische Präsident und der französische Milliardär kennen sich seit Jahrzehnten. Schon 2017 bewahrte ihre Beziehung den Luxusgüter-Giganten LVMH vor Strafzöllen. Wird das so bleiben?

Als Donald Trump am 20. Januar in Washington als 47. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt wurde, war auch eine kleine Gruppe von Franzosen anwesend. Der Gründer des Luxusgüterkonzerns LVMH Bernard Arnault, seine Frau Hélène Mercier-Arnault und zwei seiner fünf Kinder, Delphine und Alexandre Arnault, hatten unter der Kuppel des Capitols einen Ehrenplatz erhalten. Sie sassen nur zwei Reihen hinter den ehemaligen amerikanischen Präsidenten Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama. Ein Zeichen aussergewöhnlicher Nähe.

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

«Wer würde schon eine Einladung des Präsidenten zu seiner Amtseinführung ausschlagen?», fragte Arnault eine Woche später bei der Jahrespressekonferenz von LVMH im Pariser Hauptquartier. Er habe jeden amerikanischen Staatschef seit Ronald Reagan gekannt. Mit Trump verbinde ihn zudem eine langjährige Beziehung. «Er wurde mit einer unglaublichen Mehrheit gewählt», so Arnault.

Texanischer Schachzug

Schon vor acht Jahren, am 9. Januar 2017, war der französische Milliardär neben dem chinesischen Alibaba-Gründer Jack Ma der erste ausländische Wirtschaftsführer, der im Trump Tower eine Audienz erhielt. Seinen damals 24-jährigen Sohn Alexandre nahm Arnault mit. Er hatte ihn zwar vor Trumps Marotte gewarnt, Leute beim Händeschütteln gewaltsam an sich zu ziehen, dennoch taumelte Alexandre nach vorne, als der Präsident vor den Fernsehkameras seine Hand wegzog.

Hinter verschlossenen Türen wurde danach erfolgreich verhandelt. Arnault eröffnete noch im selben Jahr eine Louis-Vuitton-Fabrik im texanischen Alvarado, was Trump die Möglichkeit verschaffte, sich als Förderer von Investitionen und Arbeitsplätzen in den USA zu inszenieren. «Was Bernard macht, ist unglaublich, es ist eine Ehre, ihn in Texas zu haben», schwärmte er.

Arnault wiederum bewies mit seiner Expansion nach Texas Gespür für Trumps Bedürfnis, Loyalität zu honorieren: Die neue LVMH-Produktionsstätte signalisierte, dass sein Konzern bereit war, die «America first»-Agenda des Präsidenten voranzubringen. Dafür blieben dann auch Luxusartikel auf wundersame Weise verschont, als Washington im Oktober 2019 Strafzölle auf europäische Güter verhängte.

Die Einfuhrabgaben, die eine Vergeltungsmassnahme für EU-Subventionen an Airbus darstellten, betrafen unter anderem Flugzeuge, Käse und alkoholische Getränke wie Wein und Scotch, nicht jedoch Handtaschen, Champagner und Cognac.

Doch kann sich Bernard Arnault heute noch auf die Absprache verlassen? Bis jetzt treffen neue Zölle, mit denen Trump in seiner zweiten Präsidentschaft die Europäer für angeblich unfaire Handelspraktiken bestrafen will, vor allem Stahl und Aluminium. Am Dienstag wurde die Liste auf Autos, Medikamente und Halbleiter erweitert. Trump nimmt die Sache überaus persönlich: Den Handelsbilanzüberschuss der EU im Warenhandel mit den USA nannte er eine «Greueltat».

Arnault scheint deswegen auf Nummer sicher gehen zu wollen. Zölle auf seine Luxusmarken (zu denen Brands von Modehäusern wie Louis Vuitton, Givenchy oder Dior, Getränkekonzernen wie Moët Hennessy und Schmuckherstellern wie Hublot und Tiffany & Co. gehören) wären ein Schlag für sein Imperium. Die Umsätze in China, dem für LVMH zweitgrössten Markt, sind im vergangenen Jahr um rund 20 Prozent eingebrochen. Der Konzern setzt deswegen auch auf eine starke Nachfrage in den USA.

Trump umgibt sich gern mit Milliardären wie Arnault, der 2024 in der Liste der reichsten Menschen der Welt von Platz eins auf den fünften Platz abrutschte, aber immer noch der reichste Europäer ist. Die beiden Männer lernten sich Anfang der 1980er Jahre kennen, als Arnault nach dem Regierungsantritt des Sozialisten Mitterrand aus Frankreich vorübergehend nach New York floh. Damals versuchte er sich wie Trump im Immobiliengeschäft. Als er sich später der Luxusindustrie zuwandte und amerikanische Marken übernahm, brauchte er prestigeträchtige Standorte. Hier half Trumps Einfluss in der New Yorker Immobilienwelt.

Solidarität mit Trump

Zwischen den Familien der Geschäftsleute entstanden enge Bande: Alexandre Arnault freundete sich mit Trumps Schwiegersohn Jared Kushner an und Delphine Arnault mit Trumps Tochter Ivanka. Die beiden Arnault-Kinder gelten unterdessen als dessen aussichtsreichste Nachfolger: Alexandre wurde 2024 auf die strategische Position des stellvertretenden Direktors von Moët Hennessy befördert, die 49-jährige Delphine ist Vorstandsvorsitzende von Christian Dior. Auch die Modewahl von Ivanka und der First Lady Melania Trump, die beide bei wichtigen öffentlichen Auftritten wie selbstverständlich Dior tragen, scheint die Beziehung zu unterstreichen.

Im Sommer 2024 rief Bernard Arnault Trump an, einen Tag nachdem dieser ein Attentat überlebt hatte. Der Republikaner befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem erbitterten Präsidentschaftswahlkampf und in mehreren Strafverfahren; ein stärkeres Signal der Loyalität hätte der Franzose nicht senden können. Doch Arnault plant auch neue Investitionen in den USA, insbesondere bei Tiffany & Co. Geprüft werden soll die Eröffnung weiterer LVMH-Produktionsstätten. Und schliesslich hat der Franzose Lobbyisten in Washington engagiert, um sein Unternehmen als unschuldige Partei im Handelskonflikt zwischen den USA und der EU darzustellen.

Exit mobile version