Montag, September 30

Sollte Corine Mauch in zwei Jahren nicht mehr antreten, werde er sich eine Kandidatur ernsthaft überlegen, sagt der FDP-Stadtrat.

Bis zu den nächsten Zürcher Kommunalwahlen ist es noch ein weiter Weg; viele Politiker halten sich anderthalb Jahre vor der nächsten grossen Entscheidung aus taktischen Gründen mit einem Commitment zurück.

Nicht so der Zürcher Stadtrat Michael Baumer.

Der Freisinnige hat am Mittwoch an einer Halbzeitbilanz über sein Wirken an der Spitze seines Departements der industriellen Betriebe gesprochen. Das war – viel erreicht, viele weitere Herausforderungen werden angepackt – nicht besonders überraschend.

Wesentlich bemerkenswerter war das, was der 49-Jährige zu seinen persönlichen Ambitionen für 2026 sagte: «Stand heute stehe ich für eine weitere Amtszeit zur Verfügung», antwortete er auf eine entsprechende Frage der NZZ. «Mein Amt ist spannend, und es bereitet mir nach wie vor viel Freude.»

Baumer tritt also nochmals an. Er kandidiert aber nicht nur für den Stadtrat, sondern unter Umständen auch für den Hauptpreis der Stadtzürcher Exekutive, das Präsidium.

An der Spitze der Stadtregierung könnte es zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder zu einer Veränderung kommen. Corine Mauch (SP), im Amt seit 2009, wird im nächsten Wahljahr ihren 66. Geburtstag feiern. Aufgrund ihres Alters und der langen Amtszeit ist es denkbar, dass sie sich zurückzieht.

Sollte es tatsächlich zu einer Vakanz an der Spitze der Stadtregierung kommen, könnte sich Baumer eine Kandidatur vorstellen. Er sagt: «Ich würde mir das ernsthaft überlegen.» Auch die mit dem Präsidialdepartement verbundenen Aufgaben, darunter die Wirtschaftsförderung und die Kultur, würden ihm zusagen, sagt er.

Letzter FDP-Stapi vor bald vierzig Jahren

Würde Baumer Stadtpräsident, wäre dies eine riesige Überraschung. Die linke Stadt Zürich hat es nicht so mit Bürgerlichen. Baumer selbst schaffte 2022 nur knapp die Wiederwahl.

Zum letzten Mal von einem Vertreter der Wirtschaftspartei regiert wurde das Herz der Schweizer Wirtschaft vor über dreissig Jahren. 1990, Michael Baumer war damals noch ein Schulbub, verpasste der FDP-Mann Thomas Wagner die Wiederwahl an die Spitze der Stadtregierung. Das Präsidium ging an die SP.

Alle Rückeroberungsversuche der Bürgerlichen – die FDP versuchte es zwei Mal mit ihrem Stadtrat Filippo Leutenegger – sind seither an der linken Übermacht abgeprallt. Leutenegger kam bei seinem letzten Anlauf 2018 auf nur knapp halb so viele Stimmen wie Mauch.

Darüber spekulieren, wie gross seine Wahlchancen für das Präsidium in einer Stadt wären, in der 7 von 9 Regierungsmitgliedern einer rot-grünen Partei angehören, mochte Baumer zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht. «Corine Mauch hat sich ja noch nicht einmal zu ihren Plänen geäussert», sagte er am Rande seiner Halbzeitbilanz.

Damit hat er recht. In einem NZZ-Interview im Juni sagte Mauch einzig, dass sie nicht während der Legislatur zurücktreten werde. Ob sie aber auf eine weitere Kandidatur verzichten würde, liess sie offen.

Dass die Stadtzürcher FDP Michael Baumer nochmals für den Stadtrat nominieren wird, dürfte eine reine Formalität sein. Unklar ist, mit wem sie sonst noch ins Rennen steigen wird.

Filippo Leutenegger, der zweite freisinnige Zürcher Stadtrat, ist 71 Jahre alt und muss zudem als FDP-Kantonalpräsident aufräumen. Eine weitere Legislatur des AHV-berechtigten Schulvorstehers wäre eine noch grössere Überraschung als vier weitere Jahre Corine Mauch.

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