Donnerstag, November 6

Wie erst jetzt publizierte Dokumente zeigen, biss der Hund des amerikanischen Präsidenten 24 Mal zu. Zu seinen bevorzugten Opfern gehörten die Agenten des Secret Service.

Der Secret Service, verantwortlich für die Sicherheit des Präsidenten, hatte einen schweren Stand gegen Commander. Wie es der Name schon sagt, war er der eigentliche Chef im Weissen Haus – oder hielt sich zumindest dafür. Präsident Joe Bidens Schäferhund liess niemanden in die Nähe seines Herrchens, auch nicht dessen Leibwächter.

Wie Dokumente, die der amerikanische Sender CNN jüngst publizierte, zeigen, biss der Schäferhund Commander während seiner Amtszeit mindestens 24 Mal zu; mit Vorliebe schnappte er nach Mitgliedern des Geheimdiensts. Einmal musste eine Wunde am Arm genäht werden, ein anderes Mal musste das Personal Blut vom Boden aufwischen. Immerhin wurde nie ein ausländischer Staatschef angefallen.

Anpassung der Geheimdienst-Strategien

Man wusste seit längerem, dass Commander ein resolutes Verhalten an den Tag legen konnte. Er musste deshalb bereits im letzten Herbst das Weisse Haus verlassen. Das ganze Ausmass des Problems ist jedoch erst jetzt bekannt geworden. So war der Secret Service offenbar gezwungen, wegen seines Konkurrenten die Sicherheitsstrategien zu überarbeiten. «Die jüngsten Hundebisse fordern uns heraus, unsere taktischen Einsätze anzupassen, sobald ‹Commander› anwesend ist», schrieb der leitende Agent in einer E-Mail an seine Mitarbeiter. Sie müssten kreativ werden, um ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten, heisst es weiter.

Die von CNN ausgewerteten Dokumente umfassen mehr als 400 Seiten. Viele Stellen sind aus Sicherheitsgründen geschwärzt, damit man nicht zu viel über die Arbeitsweise des Geheimdiensts erfährt. Immer wieder ist die Rede davon, dass Commander «overprotective» sei. Auch erwähnt der Geheimdienst mehrmals, dass die «Sicherheit des Arbeitsplatzes nicht gewährleistet sei».

Mit anderen Worten: Offenbar fürchteten sich die Agenten, die es berufshalber mit Unsicherheit und Gefahren zu tun haben, weniger vor Eindringlingen und Attentätern als vor dem «inneren Feind» Commander. Sie achteten darauf, dass bei Sitzungen im Weissen Haus immer genügend Platz war, so dass sie zwar die Sicherheit des Präsidenten garantieren konnten, ihm zugleich jedoch nicht zu nahe kamen und der Hund nicht in Panik geriet. Kein Wunder, kam es deshalb zu Beschwerden und Spannungen zwischen den Agenten und dem Präsidenten. Offenbar war Commander ein heikles Thema, das man nur mit viel Fingerspitzengefühl ansprechen konnte.

Selbst Tierärzte und Verhaltensexperten konnten nicht helfen

In einer Stellungnahme erklärte die Sprecherin der Präsidentengattin Jill Biden: «Dem Präsidenten und der First Lady ist sehr am Wohl der Mitarbeiter im Weissen Haus und derer, die sie jeden Tag beschützen, gelegen. Trotz zusätzlichem Hundetraining und der Zusammenarbeit mit Tierärzten und Verhaltensexperten stellte sich das Umfeld des Weissen Hauses als ungeeignet für Commander heraus.» In amerikanischen Medien haben Hundeexperten und Tierpsychologen im Moment ihren grossen Auftritt. In langen Interviews erklären sie, dass Schäferhunde Arbeit brauchen. Wenn sie keine Herde in Schach halten und vor Angreifern schützen können, suchen sie sich halt neue Feinde. Ein Ort wie das Weisse Haus, wo dauernd neue Leute ein und aus gingen, bedeute für solche Tiere einen enormen Stress, heisst es.

Nun ist ausgerechnet der Workaholic Commander arbeitslos geworden. Offenbar ist er irgendwo auf dem Land untergekommen, wo er wenig Schaden anrichten kann und kein Risiko für die Sicherheit Amerikas darstellt. Schon seinem Vorgänger, dem «First Dog» Major, war es nicht besser ergangen. Auch er wurde wegen Fehlverhaltens freigestellt und kam bei Freunden der Familie auf dem Land unter, wo höchstens hie und da ein Postbote vorbeikommt.

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