Mittwoch, Januar 15


Lokaltipp in Zürich

An der wohl gentrifiziertesten Strasse Zürichs hat sich neu das «Hikari» niedergelassen. Es ist Café, Restaurant, Bar – und überzeugt mit fleischlosen Umami-Kreationen.

Der Deckel beginnt sanft zu vibrieren, Wasserdampf steigt aus der Ritze des schwarzen Keramikgefässes auf, was heisst: Der Tofu ist bald fertig. Bis dahin hat der Yume-Tofu aus Winterthur unter Hitze rund zwanzig Minuten geköchelt, wurde fester, aber blieb seidig. Man gibt Fleur de Sel, Frühlingszwiebeln und Sojasauce dazu und löffelt ihn aus. Im «Hikari» beginnt der Abend mit einem Do-it-yourself. Wobei, viel Mithilfe, ausser Geduld, ist nicht nötig.

Das Lokal (es ist das vierte der «Ikoo»- und «Miki»-Betreiber) befindet sich im ehemaligen Hauptsitz des Brillenlabels Viu an der Weststrasse und ist vegan. Entsprechend gestaltet sich das Publikum; jung und im Studierendenalter, vereinzelt Paare und Familien.

Das «Hikari» passt gut in den zeitgenössischen Insta-Feed. In der Mitte des Lokals, das Café/Restaurant/Bar ist, steht auf einem Vintage-Sideboard eine Wasserstation (mit kostenfreiem Züriwasser), wo man sich selbst bedienen darf. Das Holzmöbel sowie eine Geigenfeige (die Hipsterpflanze nach der Monstera) fungieren als Raumtrenner.

Hikari heisst auf Japanisch «Licht», und das wurde hier gut umgesetzt: Der grosszügige Raum aus Sichtbeton ist Licht- und Akustik-optimiert. Man fühlt sich nicht wie eine Dosensardine und sieht sich dadurch nicht unfreiwillig dazu gezwungen, dem Gespräch am Nebentisch zuzuhören.

Nach kurzer Irritation – wer gehört hier eigentlich zum Personal? Alle arbeiten in privater Kleidung – nehmen wir am grossen Community-Tisch mit Blick auf die offene, bunt gestaltete Küchenfront Platz. Sie ist das Center-Piece des «Hikari».

Was dort zubereitet und herausgeschickt wird, ist entweder selbstgemacht oder kommt von regionalen Produzenten und lässt Fleisch nur in einem Moment vermissen: Die Karaage (in Maisstärke panierter Yume-Tofu aus Winterthur) sind innen pannacottaartig und aussen knusprig, kommen jedoch nicht an die Saftigkeit und Konsistenz der Pouletversion heran.

Abgesehen davon sind wir beim Essen voll des Lobes: Die Schüssel Aka-Ramen (Tantan-Style) mit wunderbar kräftiger, roter Brühe, Bulgur und Lupine für 26 Franken war tadellos und wurde bei einem zweiten Besuch erneut bestellt (why change a winning team?). Die zum selben Preis angebotene cremige Midori-Ramen-Suppe auf Spinat-Broccoli-Basis mit Shimeji-Pilzen, wildem Broccoli, Erbsensprossen, Edamame, Algen und Frühlingszwiebeln gefiel geschmacklich, wenn auch weniger optisch (die Farbe der Suppe oszilliert zwischen Grün und Grau).

Eine Anmerkung zum Schluss soll noch erlaubt sein: Eine coole «Hikari»-Schürze oder ein T-Shirt von einer in Zürich ansässigen japanischen Modedesignerin (es gibt einige) wünscht man sich fürs Personal. Schliesslich würde das auch optisch zum sonst sehr sorgfältig kuratierten Stil passen.

Hikari, Weststrasse 70, 8003 Zürich

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