Die Anlageprofis sind guten Mutes: Sie setzen kräftig auf Aktien, meiden Anleihen und haben die Cashquote auf den niedrigsten Stand seit 2010 reduziert. Zudem haben sie weiter in europäische Aktien umgeschichtet.
Donald Trump ist zurück im Amt und wirbelt gehörig Staub auf: Zollforderungen, Annexionsgelüste und mehr oder minder durchdachte Friedenspläne für die Ukraine sorgen für Nervosität in diversen Hauptstädten. Der Lärm ist gross, und mancher Anleger ist angesichts der Fülle an Verlautbarungen verunsichert.
Insgesamt aber ist die Stimmung an den Märkten immer noch erstaunlich entspannt. Nicht einmal die jüngsten US-Inflationszahlen, die wider Erwarten hoch ausgefallen sind, vermochten die gute Laune der Marktteilnehmer zu trüben. Die Hoffnung auf ein weiterhin freundliches Konjunkturumfeld dominiert derzeit.
Cash is Trash
Auch die von Bank of America (BofA) regelmässig befragten Fondsmanager sind unverändert guter Dinge, wie ein Risikomass der Grossbank illustriert, das auf der Cashquote, der Aktienallokation und den wirtschaftlichen Wachstumserwartungen basiert. Im Monatsvergleich ist es von 6,1 auf 6,4 gestiegen, womit es eine Zunahme des Risikoappetits signalisiert.
Das Team um den Chefstrategen Michael Hartnett befragte in der Woche vom 7. bis 13. Februar etwas mehr als 200 professionelle Investoren weltweit zu ihren Anlagepräferenzen und zu ihrer Sicht auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte. Die Befragten verwalten zusammen rund 480 Mrd. $ an Anlagevermögen.
Wie gross der Optimismus der Befragten ist, zeigt ein Blick auf ihre Cashquote. Trotz der insbesondere in den USA recht hohen Zinsen sind die Profis nahezu vollständig investiert. Die Bargeldquote sackte im Monatsvergleich von 3,9 auf gerade noch 3,5% der verwalteten Vermögen ab, was dem niedrigsten Stand seit 2010 entspricht – aus Contrarian-Optik ist das ein Warnsignal.
Keine Rezession und Zinssenkungen
Die Anlageprofis stellen sich auf die beste aller Welten ein. Aus ihrer Sicht ist die Gefahr einer Rezession verschwindend klein: Die globale Rezessionserwartung ist im Februar auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen. Lediglich 16% der Umfrageteilnehmer rechnen damit, dass die Weltwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten in eine Rezession abgleiten wird, während eindrückliche 82% eine Kontraktion der Wirtschaft für unwahrscheinlich erachten.
Konkret erwarten die Fondsmanager mehrheitlich (52%) eine «sanfte Landung»; die Erwartung einer «harten Landung» bleibt gering (6%), während die Erwartung «keiner Landung» – also einer erneuten Beschleunigung der Konjunktur – geringfügig von 38 auf 36% zurückging.
Trotz der optimistischen Einschätzung der Konjunktur geht die grosse Mehrheit von 77% der Fondsmanager davon aus, dass die US-Notenbank im Jahr 2025 die Zinsen weiter senken wird (46 % prognostizieren zwei Zinssenkungen, 27% erwarten eine Senkung und 4% gehen von drei Senkungen aus). Nur gerade 1% der Profis stellen sich auf eine Erhöhung der Leitzinsen ein.
Im Einklang mit den jüngsten Inflationszahlen aus den USA klettern die Inflationserwartungen allmählich wieder nach oben. Zwar erwarten immer noch netto 4%, dass die Teuerungsrate in zwölf Monaten geringer sein wird als heute, im August lag der Anteil allerdings bei netto 76%. Insgesamt sind die derzeitigen Inflationserwartungen so hoch wie letztmals im Oktober 2021.
Auf die Frage, welche Entwicklung 2025 für risikobehaftete Vermögenswerte am günstigsten wäre, wurde eine Wachstumsbeschleunigung in China am häufigsten genannt (35% gegenüber 38% im Januar). Auf Platz zwei folgten durch künstliche Intelligenz begünstigte Produktivitätssteigerungen (19%), auf Platz drei Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank (14%).
Als grösste Gefahr für risikobehaftete Anlagen identifizierten die Profis einen globalen Handelskrieg (42%), gefolgt von einem ungeordneten Anstieg der Anleiherenditen (32%) und von Leitzinserhöhungen des Fed (22%).
Wie sind die Fondsmanager positioniert?
Wie schlägt sich das Ganze in den Portfolios der Fondsmanager nieder? Stand der Dezember noch ganz im Zeichen von US-Aktien («Make America Great Again»), haben die Profis zuletzt fleissig in europäische Titel umgeschichtet. Nachdem im Januar der zweitkräftigste Zufluss überhaupt in Valoren aus der Eurozone beobachtet worden war, setzte sich die Rotation im Februar fort.
Interessanterweise trauen die Fondsmanager in diesem Jahr neu dem Euro Stoxx die stärkste Performance zu – noch vor dem technologielastigen Nasdaq und dem Hang Seng in Hongkong. Vergleichsweise pessimistisch bleibt die Einschätzung zu Aktien aus den Schwellenländern. Lediglich 10% der Befragten sehen den MSCI Emerging Markets als den stärksten Aktienindex im laufenden Jahr.
US-Aktien haben die Fondsmanager im Gegenzug abgebaut. Das passt zu ihrer Einschätzung, dass amerikanischen Aktien selten teuer sind. 89% der Umfrageteilnehmer halten US-Aktien nämlich für überbewertet, so viele wie seit mindestens April 2001 nicht mehr – wobei die Bewertungen seit Jahren als zu hoch angesehen werden.
Bei den Sektoren erfreuten sich die defensiveren Segmente Gesundheit (Healthcare) und Staples (Basiskonsum) grosser Nachfrage. Zudem waren Versorger (Utilities) jüngst ebenfalls gefragt.
Im Gegenzug reduzierten die Profis insbesondere Technologieaktien sowie Valoren aus den Branchen Banken und Grundstoffe (Materials). Auch bei Schwellenländeraktien hat die Skepsis der Fondsmanager zugenommen.
Europa holt auf
Absolut betrachtet, also nicht bloss im Vergleich zum letzten Monat, melden die Fondsmanager ein signifikantes Übergewicht in Aktien insgesamt. Aus einer Länderoptik sind US-Aktien der jüngsten Reduktion zum Trotz weiterhin beliebt, wenngleich Europa – mit Ausnahme von Aktien aus dem Vereinigten Königreich – zuletzt spürbar aufgeholt hat.
Wie sieht es punkto Sektorallokation aus? Derzeit sind die Fondsmanager in Finanz- (Banken und Versicherung), Pharma- und Industrieaktien am stärksten übergewichtet und in den Branchen Rohstoffe (Energy und Materials) sowie zyklischem Konsum (Discretionary) und Basiskonsum (Staples) am stärksten untergewichtet.
Anleger wenden sich von Schweizer Aktien ab
Wie steht es um die Länderpräferenzen der Manager europäischer Aktienfonds? Wie bereits im Januar belegen deutsche Aktien den Spitzenplatz, gefolgt von französischen Valoren, die im Vormonat noch auf dem letzten Platz rangierten. Spanien und Italien büssen je ein Rang ein und rutschen auf Platz drei und vier.
Trotz einer mehr als ansprechenden Kursentwicklung im noch jungen Jahr haben sich die Fondsmanager von Schweizer Aktien abgewendet. Sie belegen abgeschlagen den letzten Platz. Offensichtlich versprechen sich die Anlageprofis von zyklischeren Börsen auf dem Alten Kontinent grössere Gewinnchancen.
Gefährlicher Optimismus
Die Zuversicht unter den Fondsmanagern ist gross wie selten, sie setzen aggressiv auf Aktien und meiden Anleihen und Cash. So ist ihre Cashquote auf ungewöhnlich niedrige 3,5% gesunken, was dem geringsten Stand seit 2010 entspricht – das ist ein Warnsignal.
Die Rezessionängste sind verpufft, die Inflation ist besiegt und die US-Notenbank wird die Zinsen weiter senken – das jedenfalls ist die Erwartung der Anleger. Auch ein Handelskrieg wird lediglich als Risiko am Rande angesehen. Angesichts dieser äusserst optimistischen Einschätzung ist die Gefahr von Enttäuschungen nicht zu vernachlässigen.