Sonntag, November 24

Gemäss der jüngsten Fund Manager Survey von Bank of America sind die Anlageprofis zunehmend zuversichtlich. Die Stimulusmassnahmen in China, die Leitzinssenkung in den USA sowie bessere Gewinnaussichten der Unternehmen sorgten für eine bessere Stimmung.

Die erhöhten Spannungen im Nahen Osten und die nahenden Präsidentschaftswahlen in den USA vermochten den Aufwärtstrend an den Börsen in diesem Jahr nicht nachhaltig zu stören. Nach jedem Rückschlag erholten sich die Kurse jeweils rasch wieder. Die meisten Aktienindizes notieren 2024 im Plus, der Weltaktienindex von MSCI hat seit Jahresanfang in Dollar um rund 17% zugelegt, in Franken gerechnet beläuft sich der Zuwachs auf über 20%.

Zuletzt erfreuten die kräftige Leitzinssenkung durch die amerikanische Notenbank, freundlichere Konjunkturdaten aus den USA sowie die angekündigten Stimulusmassnahmen Chinas – wenngleich sie eher vage blieben – die Marktteilnehmer.

Markante Stimmungsaufhellung: Cash is Trash

Auch die professionellen Marktakteure werden zunehmend optimistisch, wie die jüngste Fondsmanagerumfrage (Fund Manager Survey, FMS) von Bank of America (BofA) zeigt. Das Team um den Chefstrategen Michael Hartnett befragt dabei jeweils gut 230 professionelle Investoren weltweit zu ihren Anlagepräferenzen und zu ihrer Sicht auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte. Die Befragten verwalten zusammen rund 575 Mrd. $ an Anlagevermögen. Die Umfrage wurde in der Woche vom 4. bis zum 10. Oktober durchgeführt.

Ablesen lässt sich die Stimmungsaufhellung unter anderem am markanten Abbau der Cashquote durch die Fondsmanager. Der Bargeldbestand der befragten Investoren fiel von 4,2 auf gerade noch 3,9%, was dem niedrigsten Stand seit Februar 2021 entspricht. Mit dem Absacken unter die Marke von 4% wurde gemäss der BofA Global FMS Cash Rule ein «Verkaufssignal» ausgelöst.

Die Überlegung dahinter ist einfach: Wenn die Profis voll investiert und allzu optimistisch gestimmt sind, steigt das Risiko einer Börsenkorrektur.

Bonds sind ebenfalls nicht mehr gefragt. Im Monatsvergleich erhöhten die Fondsmanager ihr Untergewicht in Bonds in ihren Portfolios von 11 auf 15 Prozentpunkte (Pp). Das war der kräftigste Rückgang seit Beginn der Umfrage vor mehr als zwanzig Jahren.

Im Gegenzug langten die Marktteilnehmer bei Aktien zu. Im Oktober erhöhten sie ihre Aktienquote so kräftig wie nie seit Juni 2020. Derzeit sind netto 31% der befragten Profis in Aktien übergewichtet, im Vormonat waren es noch netto 11%.

Innerhalb der Sektoren schichteten die Fondsmanager aus defensiven Werten in Bereichen wie Basiskonsum und Versorger in konjunktursensitive, zyklische Segmente um (z. B. zyklischer Konsum, Industrie und Energie). Das ist ein klares Zeichen, dass die Anlageprofis die Wachstumsaussichten wieder positiver einschätzen.

Der Abbau von Aktien aus dem Sektor Basiskonsum in den Portfolios war so ausgeprägt wie seit 2005 nicht mehr, während die Allokation in Valoren des zyklischen Konsums den grössten monatlichen Anstieg seit 2005 verzeichnete.

Wenig überraschend erfuhr der FMS-Stimmungsindikator, der den Bargeldbestand, die Aktienallokation sowie die Wachstumserwartungen umfasst, den kräftigsten monatlichen Anstieg seit Juni 2020: Er nahm von 3,8 auf 5,6 Punkte zu.

Keine Rezession erwartet

Mit ein Grund für die offensivere Ausrichtung der Portfolios ist das makroökonomische Umfeld. Nach der Leitzinssenkung durch das Fed um 50 Basispunkte am 18. September, den zuletzt robusten Signalen vom US-Arbeitsmarkt und den chinesischen Stimulusmassnahmen haben sich die Wachstumserwartungen der Anlageprofis deutlich aufgehellt. Nur viermal in den vergangenen dreissig Jahren war die Monatsveränderung grösser als im Oktober.

Für die befragten Fondsmanager ist die Rezessionsgefahr mittlerweile denn auch gebannt. Lediglich 8% erwarten in den kommenden zwölf Monaten eine harte Landung der Weltwirtschaft. Die überwiegende Mehrheit (76%) rechnet mit einer sanften Landung, für 14% hat das Szenario «keine Landung» die höchste Wahrscheinlichkeit (sprich: es kommt zu einer abermaligen Beschleunigung der Konjunktur).

Stimulusmassnahmen in China sorgen für Freude

Frappant war der Stimmungsumschwung in Bezug auf die chinesische Wirtschaft. Nach der Ankündigung von Konjunkturprogrammen durch Regierung und Notenbank sahen sich die Fondsmanager veranlasst, ihre Prognosen markant nach oben zu korrigieren. Im September erwarteten sie in der Summe noch eine Wachstumsverlangsamung, nun prognostizieren netto 48% der Befragten eine stärkere chinesische Konjunktur über die kommenden zwölf Monate.

Damit haben sich auch die Aussichten für Schwellenländer insgesamt verbessert. Auf die Frage nach den grössten Gewinnern der Konjunkturmassnahmen nannten die FMS-Teilnehmer Schwellenländer-Aktien (47 %) und Rohstoffe (41 %).

Im Gegenzug werden Staatsanleihen (41%) und japanische Aktien (33%) als die grössten Verlierer der angekündigten chinesischen Konjunkturmassnahmen angesehen.

Augen auf die US-Wahlen

Natürlich durften Fragen zu den möglichen Auswirkungen der US-Präsidentschaftswahlen auf die Börsen nicht fehlen. Gefragt, was die Auswirkungen eines «Sweep» sein könnten, d. h. wenn dieselbe Partei das Weisse Haus und den Kongress gewinnt, stuften 47% das Ergebnis als negativ für den US-Leitindex S&P 500 ein, lediglich 28% erachten ein solches Ergebnis als positiv für Aktien.

Auch für Anleihen dürften die Konsequenzen eines Sweep negativ ausfallen. 66% der Befragten glauben, dass in einem solchen Szenario höhere Bondrenditen (sprich: fallende Anleihenkurse) drohen, während nur 12% niedrigere Renditen und steigende Anleihenpreise erwarten.

Weniger eindeutig ist die Meinung, wenn es um den Dollar geht. 43% der Fondsmanager erwarten einen stärkeren Dollar, während 35% mit einem schwächeren Greenback rechnen.

Geopolitik bereitet Sorgen

Angesichts der sich ausweitenden Kampfhandlungen in Nahen Osten ist es wenig überraschend, dass die Profis neu die geopolitischen Risiken als die grösste Gefahr für die Märkte einstufen. Neu wird auch ein Wiederaufflammen der Inflation als nicht zu unterschätzendes Risiko eingestuft (26%). Die Angst vor einer baldigen Rezession in den USA (19%) hat derweil deutlich abgenommen.

Wie sind die Fondsmanager positioniert?

Wie erwähnt, war im Oktober in den Portfolios eine kräftige Verschiebung zugunsten von Aktien zu beobachten. Insbesondere Valoren aus Schwellenländern standen hoch in der Anlegergunst. Aus Sektorsicht waren zyklischer Konsum (Discretionary), Immobilien-Beteiligungsgesellschaften (REITs) und Industrie gefragt.

Im Gegenzug reduzierten die Profis ihre Positionen in Anleihen (Bonds), Aktien aus dem Sektor Basiskonsum (Staples) sowie Cash spürbar.

Absolut betrachtet, also nicht bloss im Vergleich zum letzten Monat, melden die Fondsmanager ein signifikantes Übergewicht in Aktien insgesamt. Bei den Sektoren dominieren Gesundheit (Healthcare) und Technologie. Aus Länderoptik erfreuen sich Schwellenländer (EM) sowie die USA grosser Beliebtheit.

Das grösste Untergewicht halten sie wie bereits im Vormonat im Sektor Grundstoffe (Materials), aber auch Energievaloren werden stiefmütterlich behandelt, was nicht so recht zur Angst um eine Eskalation im Nahen Osten passt. Anleihen (Bonds) sind ebenfalls deutlich untergewichtet, Aktien aus dem Basiskonsumsektor sowie aus dem Vereinigten Königreich ebenso.

Beliebte britische Aktien

Interessant sind jeweils auch die Antworten auf die Frage nach den Länderpräferenzen der Manager europäischer Aktienfonds. Die Reihenfolge ist identisch zum Vormonat: Zuoberst auf der Beliebtheitsskala stehen Aktien aus dem Vereinigten Königreich – ganz im Gegensatz zu den global agierenden Fondsmanagern. Dahinter folgen Aktien aus Spanien und aus der Schweiz.

Das Schlusslicht bildet der zyklische deutsche Markt, der von den Fondsmanagern derzeit verschmäht wird – die Abneigung hat sich im Vergleich zum Vormonat noch akzentuiert.

Fazit: Profis sind zunehmend zuversichtlich

Die Stimmung unter den Fondsmanagern hat sich im Monatsvergleich nochmals aufgehellt. Das lässt sich an der gefallenen Cashquote, dem niedrigeren Anteil an Anleihen und dem gestiegenen Aktienbestand in den Portfolios ablesen. Zudem liess sich eine ausgeprägte Rotation in zyklische Aktiensegmente beobachten.

Der grassierende Optimismus ist ein Warnsignal. Die «Cash Rule» von Bank of America sendet bereits ein Verkaufssignal. Die Erwartungen der Anleger sind mittlerweile hoch, und an Risiken mangelt es wahrlich nicht. Immerhin: der ebenfalls von BofA ermittelte Bull & Bear Indicator ist zwar ebenfalls stark gestiegen (auf 7,1 Punkte) hat aber das «Verkaufssignal» von 8 Punkten noch nicht erreicht.

Dennoch: Wer gegen den Strom schwimmen will, positioniert sich für ein weniger rosiges Szenario und bevorzugt Anleihen sowie defensive Aktiensegmente.

Exit mobile version