Sonntag, September 29

Die turbulenten Börsenwochen machen sich in der Fondsmanagerbefragung von Bank of America bemerkbar. Trotz erhöhter Vorsicht setzen die Profis aber weiterhin auf eine weiche Landung der Weltwirtschaft.

Die Börsen haben turbulente Tage hinter sich, die um den Monatswechsel mit einem Verlust des Nikkei 225 um 17,5% in zwei Tagen kulminierten. Auch die Aktien von Börsenstars wie Nvidia kamen arg unter die Räder und korrigierten zwischenzeitlich um mehr als einen Drittel. Inzwischen hat der Nikkei den Verlust zu einem guten Teil aufgeholt, und auch die Nvidia-Valoren haben sich um rund einen Viertel erholt.

Dennoch macht sich das Auf und Ab an den Börsen in der monatlichen Fondsmanagerumfrage von Bank of America bemerkbar. So haben die Anlageprofis Geld aus Aktien abgezogen und in Obligationen und Cash umgeschichtet. Nun sind die Teilnehmer erstmals seit März in Anleihen übergewichtet, während netto nur noch 11% der Experten Aktien übergewichten, nach 33% im Juli.

Die erhöhte Vorsicht zeigt sich auch im Vergleich der derzeitigen mit der historischen Positionierung. Ausser Bonds sind sämtliche defensiven Sektoren höher gewichtet als üblich: Versorger, Gesundheit, Kommunikation und Basiskonsum. Wenig gefragt sind derweil kotierte Immobilienfonds (REITs), Energie-, zyklische Konsum- und Rohstoffwerte, also mehrheitlich zyklische Namen. Auch japanische Aktien erlitten nach dem Mini-Crash einen Dämpfer und sind historisch betrachtet untergewichtet:

Interessant ist zudem, wie die Einschätzung zu den Aussichten des Hypes um künstliche Intelligenz geändert hat. Nachdem lange nur schon die Nennung des Buzz-Worts einen Kurssprung ausgelöst hatte, zweifeln Investoren inzwischen vermehrt am Nutzen der hohen Investitionen in die dafür benötigte Infrastruktur, wie kürzlich die Reaktion auf die Quartalszahlen verschiedener Tech-Giganten gezeigt hat.

Dieselbe Haltung spiegelt sich auch in der Umfrage, wo nur noch 24% der Teilnehmer von den Unternehmen vermehrte Investitionen fordern. Derweil ziehen 28% höhere Ausschüttungen an die Aktionäre vor; und sogar 40% wünschen sich eine Stärkung der Bilanz – so viele wie nie seit Mai 2023:

Dennoch sei das Investorenvertrauen nur angekratzt und nicht zerstört, wie BofA-Stratege Michael Hartnett in Anlehnung an den Bond-Klassiker «Shaken, not stirred» schreibt. So erwarten drei Viertel der Befragten eine weiche Landung der Weltwirtschaft. Vor einem Monat waren es noch 68%. Erst 13% gehen von einer weltweiten Rezession aus – 2 Prozentpunkte mehr als im Juli. Rückläufig war einzig das «No Landing»-Lager – das also darauf setzt, dass die Wirtschaft durchstartet –, es sackte von 18 auf 8% ab.

Allerdings ist das Soft Landing nicht in Stein gemeisselt, im Gegenteil. Nach Ansicht der Experten braucht die Wirtschaft die Unterstützung der Notenbanken. So stufen 55% der Umfrageteilnehmer die derzeitige Geldpolitik als zu restriktiv ein. Das ist der höchste Anteil seit Oktober 2008 kurz nach dem Kollaps von Lehman Brothers:

Eine Rezession in den USA wird inzwischen als grösstes Risiko betrachtet, nachdem die Experten lange eine hartnäckig hohe Inflation und eine restriktive Geldpolitik gefürchtet haben. Es überrascht deshalb nicht, dass 93% der Teilnehmer in zwölf Monaten niedrigere kurzfristige Zinsen erwarten – so viele wie noch nie in den vergangenen 24 Jahren. Rund 60% gehen davon aus, dass die US-Notenbank die Zinsen in den nächsten zwölf Monaten mindestens vier Mal senken wird (vgl. Grafik). Noch vor einem Monat rechneten die meisten mit lediglich drei Schritten. Die erste Kürzung im September gilt von 94% der Befragten als gesetzt.

Damit ist auch klar, wo die grössten Risiken lauern: Kürzt das Fed die Zinsen weniger stark oder bleibt die Inflation hartnäckiger als erwartet, droht Ungemach. Ganz auf dem falschen Fuss erwischt würden Anleger, wenn die Weltwirtschaft in eine Rezession abtaucht. In diesem Fall wären grössere Kursverlust kaum zu vermeiden.

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