Sonntag, November 24

Im amerikanischen Gliedstaat Oregon sind versteinerte Heuschreckeneier aufgetaucht. Der Fund ist für die Forscher beispiellos und könnte neue Erkenntnisse über das Leben im Oligozän liefern.

Wenn früher Heuschreckenschwärme auftauchten, bedeutete das für die Menschen oft Schlechtes. Die Insekten können Ernten vernichten. Sie werden deshalb auch in der Bibel als eine der zehn Plagen genannt, die Gott über Ägypten schickt.

Forscher haben im amerikanischen Gliedstaat Oregon nun die Eier eines Heuschreckenschwarms entdeckt, von dem sie sich für einmal Gutes erwarten. Die Eier sind 29 Millionen Jahre alt und erstaunlich gut erhalten. Sie könnten nun neue Hinweise auf das Leben im Oligozän liefern.

Wohl erster fossiler Nachweis

Die Forscher hatten die versteinerten Eier bereits im Juli 2012 auf dem Gebiet des John Day Fossil Beds National Monument, einem Nationalpark an der Westküste der USA, in einem Felsbrocken gefunden. Zu welchem Tier die Eier gehörten, blieb jedoch unklar.

Mikro-CT-Scans der Eihülle haben nun gezeigt, wie alt die Eier sind und dass sie höchstwahrscheinlich von einer Heuschrecke im Sand vergraben wurden. Forscher der Universitäten von Kalifornien und Oregon teilten ihre Erkenntnisse am Montag in der Fachzeitschrift «Parks Stewardship Forum» mit.

Die Autoren gehen davon aus, dass es sich bei den gefundenen Eiern um den ältesten und ersten eindeutigen fossilen Nachweis einer Heuschreckeneierhülle handelt. Der Fund biete Einblicke in die Fortpflanzung der Insekten, deren Vorkommen bis ins Oligozän (vor 33,9 bis 23 Millionen Jahren) zurückreiche. Das neu dokumentierte Wissen zeichnet laut den Forschern ein klareres Bild des damaligen Ökosystems.

Jaemin Lee, Hauptautor der Studie und Evolutionsökologe an der University of California, sagte dem Sender CNN: «Die Arbeit ist aufregend, weil diese aussergewöhnliche Erhaltung einzigartige Einblicke in eines der am wenigsten verstandenen Lebensstadien von Insekten bietet.» Insekteneier sind unter den bisher entdeckten Fossilien selten, intakte Eier sind noch seltener.

Im gefundenen Sedimentstück sind 28 Eier erkennbar. Darunter liegen noch weitere zwei Dutzend Eier. Sie sind 4,6 Millimeter lang und 1,8 Millimeter breit. Die Eier sind laut Bericht etwa so gross wie die einer modernen Heuschrecke.

In den Aufzeichnungen findet sich nichts Vergleichbares

Der Mitautor der Studie zu den gefundenen Eiern Nick Famoso sagte dem Sender CNN, der Fund sei noch bemerkenswerter, weil die Eier in einem Lebensraum gefunden worden seien, in dem normalerweise keine Fossilien aufträten. Laut Famoso werden Eier, wenn überhaupt, in früheren Seen neben Pflanzenmaterial versteinert und erhalten. Das sind Orte, die in der Regel sauerstoffarm und statisch sind, unberührt von Strömungen oder Bakterien.

Am Fundort ist laut dem Forscher Famoso vor Millionen von Jahren ein Fluss oder ein Strom geflossen. Trotz der dynamischen Umgebung seien die Eier vergraben geblieben und hätten sich in nahezu perfektem Zustand versteinert. «Allein die Möglichkeit, die innere Struktur zu sehen und genau zu beschreiben, wie diese Dinger aussehen – das war für uns wirklich aufregend», sagte Famoso. «Es gibt einfach nichts Vergleichbares in den uns bekannten Fossilienaufzeichnungen.»

Der Fund ermöglicht es den Forschern nun, neue Erkenntnisse über die Evolution, das Verhalten und die Ökologie von Insekten zu gewinnen. Zudem könnten die Eier Hinweise auf die Umgebung liefern, in der sie versteinerten. Das nahezu unberührte Exemplar der Heuschreckeneier spricht laut den Forschern auch für einen guten Erhaltungszustand weiterer Fossilien im Nationalpark.

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