Montag, September 30

Mobiltelefone sind im Restaurant allgegenwärtig. Jeder ist zum Food-Fotografen geworden – samt greller Belichtung. Es empfehlen sich also Gegenmassnahmen.

Ach, wie schön wäre der Besuch im Restaurant, wenn doch die anderen Gäste nicht anwesend wären! So denken zumindest insgeheim viele, wenn sie sich an den ihnen zugewiesenen Tisch gesetzt haben und feststellen, dass sich die Damen und Herren links und rechts nicht ganz so verhalten wie erhofft. Der eine redet sehr laut, die andere trommelt ununterbrochen mit den Fingerkuppen auf den Tisch; Kinder laufen durchs Lokal, und ein älterer Herr ist schon nach der Vorspeise so betrunken, dass man sich Sorgen um den weiteren Verlauf des Abends machen muss.

Wirklich unangenehm allerdings wird der gemütliche, oft lang im Voraus herbeigesehnte Besuch eines Speiselokals dann, wenn telefoniert wird, wenn statt des Vibrationsalarms Beethovens «Freude, schöner Götterfunken» in höchster Lautstärke anhebt – oder wenn ununterbrochen ein Fotoblitz zu sehen ist. Echte oder vermeintliche Influencer und Hobbyfotografen, die sich der Blitzfunktion ihres Natels nicht entledigen wollen, können extrem anstrengend sein.

Freundliche Bitten oder ein Glas Wein für alle Handy-Abstinenzler

Nicht nur empfindliche Menschen fühlen sich gestört von Fotoaufnahmen samt Belichtung – und fragen sich, ob dieses Verhalten in Ordnung ist. Die Antwort ist vermutlich noch klarer als im Falle des Telefonierens im vollbesetzten Restaurant samt deutlich vernehmbarer Klingeltöne oder des Abspielens lustiger Youtube-Videos in voller Lautstärke. Nein, das alles ist nicht in Ordnung.

Wer im Restaurant sein Essen, den Tisch oder den Raum mit dem Handy fotografieren will, sollte dies ohne Blitz (oder gar nicht) tun. Manche Restaurants gehen deshalb schon im Vorfeld so weit, die Benutzung des Mobiltelefons unattraktiv zu machen. Bitten, Verbote und Anreize, etwa ein Glas Wein bei der freiwilligen Abgabe des Handys für die Zeit des Essens, wurden schon in der europäischen Gastronomie beobachtet. Zur Abgabe des Gerätes für ein paar Stunden zu motivieren, ist nicht dumm und kann dazu führen, dass sich die Menschen mehr unterhalten.

Ohne Blitz kein gutes Foto? Ein Missverständnis

Vielleicht hilft aber auch Aufklärung. Dass man einen Blitz brauche, um im Restaurant ein akzeptables Fotoergebnis zu erzielen, ist eine Falschannahme. Mit Ausnahme einiger weniger abgedunkelter Restaurants und schummeriger Nachtklubs geht es auch ohne Blitz. Oft werden die Bilder sogar besser und natürlicher.

Dass in dem als Dunkelrestaurant firmierenden Eventlokal «Blinde Kuh» in Zürich weder Blitz noch sonstige Beleuchtung erlaubt sind, muss übrigens kaum betont werden – aber allgemein dürften strikte Handyverbote in den Restaurants kaum durchsetzbar sein.

Wer von einem Handyblitzer am Nachbartisch überrascht wird, hat natürlich ein Recht auf geeignete Gegenmassnahmen. Nein, gemeint ist damit nicht die Störung der Aufnahme oder das «versehentliche» Ausschütten von Rotwein über der Kamera. Man könnte allerdings den Kellner bitten, die Person in die Schranken zu weisen, sofern dieser nicht von selbst tätig wird. Auch das energische Bitten um Nichtbelästigung ist erlaubt und im schlimmsten Falle sogar das Stören der Fotosession durch das Anschalten der eigenen Handytaschenlampe.

Auch Bestechung wäre denkbar («ich gebe Ihnen einen alkoholfreien Gin Tonic aus, wenn Sie damit aufhören»).

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