Dank einem völlig ungefährdeten Finalsieg über Straubing obsiegt Fribourg-Gottéron am Spengler-Cup. Es ist kein glorreicher sportlicher Triumph. Aber er tut dem gebeutelten Klub gut.
Fünf Spiele innert fünf Tagen: Das ist sportmedizinischer Unsinn, ein Gesundheitsrisiko – Schweizer Ärzte rümpfen im Ligabetrieb schon nur bei zwei Partien innert 24 Stunden die Nase. Aber so ist der Spielplan am Spengler-Cup im Extremfall nun mal. Die bemitleidenswerten Straubing Tigers blieben an Silvester erwartungsgemäss mit leeren Batterien stehen. Der Aussenseiter hatte schon mit dem Finaleinzug alle Erwartungen übertroffen. Im Endspiel hätte es dem Team aus Bayern angesichts des Programms vermutlich nicht einmal geholfen, hätte es auf die Granden Wayne Gretzky und Wladislaw Tretjak in deren Blüte des Schaffens zurückgreifen können.
Gottéron profitierte geschickt davon, führte schon nach 92 Sekunden 2:0 und setzte dann zum Schaulaufen an: 7:2. In seinem 87-jährigen Bestehen hatte der Klub überhaupt nichts gewinnen können, auch den Spengler-Cup nicht, obwohl in den 1990er Jahren das Traumduo Slawa Bykow / Andrei Chomutow die Aufwartung machte. Die Leere des Trophäenschranks schien mit jedem Jahr eine grössere Bürde zu werden. Jetzt ist das Trauma zumindest partiell überwunden.
Und am Ende steht Julien Sprunger im Konfettiregen
Gewiss: Die sportliche Bedeutung ist überschaubar, das Turnier war in diesem Jahr mittelmässig besetzt. Und Gottéron profitierte a) früh von Schützenhilfe und b) vom fast unmenschlichen Spielplan des Finalgegners. Aber in der Stunde des Triumphes braucht das niemanden zu interessieren. Es war ein grosser Tag für einen gebeutelten Klub, der schwierige Monate hinter sich hat. Lokalmedien veröffentlichten im Vorfeld fiebrige Ticker: «Noch eine Stunde bis zum grossen Finale.» Und am Ende ergoss sich ein Konfettiregen über dem emblematischen Captain Julien Sprunger. Sprunger wird in vier Tagen 39 Jahre alt, er verbrachte seine ganze Karriere bei Gottéron und musste sehr lange auf diese Sternstunde warten.
Dem Klub bringt der Triumph die Gewissheit, entscheidende Spiele tatsächlich gewinnen zu können. Und er spült 150 000 Franken an Preisgeld in die Kassen. Die von SRF bis in die hintersten Stuben von Greyerz und Plaffeien transportierte, aufwendig ausgeleuchtete Imagekampagne der letzten Tage dürfte dem Verein zusätzliche Popularität bescheren. Gottéron vermarktete sich und seinen Kanton geschickt, unter anderem mit dem «Chalet fribourgeois» vor den Toren des Stadions, in dem das Fondue selbstverständlich moitié-moitié aus Gruyère und Vacherin serviert wurde. Schon jetzt ist Freiburg in der National League der einzige Klub, der eine Stadionauslastung von hundert Prozent erreicht. Es ist etwas in Bewegung geraten rund um diesen Verein seit der Generalüberholung der Trutzburg St. Léonard von 2020; der Umstand, dass die BCF-Arena 2025 neben Zürich der zweite Schweizer WM-Standort sein wird, sorgt für zusätzliches Prestige.
Der Trainer Lars Leuenberger holt wie schon 2016 als Coach auf Zeit einen Titel
Zu den grossen Siegern der letzten Tage darf sich auch Lars Leuenberger zählen, der Trainer, der seine Stelle erst am 23. Dezember angetreten hatte. Leuenberger, 49, wird Gottéron nur bis Saisonende coachen, ehe er ins zweite Glied rückt und dem Schweden Roger Rönnberg assistieren wird. Aber er hat sich eindrücklich zurückgemeldet, nachdem er bei seinen letzten Engagements wenig Fortune hatte. Im Haifischbecken EHC Olten war er vor Jahresfrist nach zweieinhalb Spielzeiten entlassen worden und erweckte gegen Ende dieser Ära einen abgekämpften Eindruck. Jetzt hat er seinen Palmarès um einen weiteren Titel erweitern können: 2016 hatte er den SC Bern zum Meistertitel geführt. Auch dort war er während der Saison mit dem Wissen eingesprungen, nur ein Platzhalter für ein paar Monate zu sein. Es gibt schlechtere Visitenkarten.
Die Frage ist, ob Gottéron den Schwung aus diesem Turnier in die Meisterschaft mitnehmen kann. Dort liegt das Team 20 Runden vor dem Ende der Qualifikation nur auf Platz 9, hat aber weiterhin intakte Chancen auf die direkte Play-off-Qualifikation. Ambri-Piotta bezahlte seine Sternstunde in der Davoser Hockey-Kathedrale als Spengler-Cup-Champion von 2022 teuer – der Effort hatte schlicht zu viel Kraft gekostet. Diese Gefahr besteht auch bei Gottéron, zumal bei diesem angejahrten Kader. Am Freitag wartet der ZSC, es ist die erste Probe dafür, wie gut Gottéron damit umgehen kann, zu den Champions zu gehören.