Sam Altman und Jony Ive sind seit langem befreundet, nun werden sie auch Geschäftspartner: Open AI verpflichtet Ive als Chefdesigner und kauft seine Designfirma IO für 6,5 Milliarden Dollar. Ziel der Kooperation ist nichts weniger als das iPhone für das KI-Zeitalter.
Es ist ein offenes Geheimnis im Silicon Valley, dass sich der CEO von Open AI Sam Altman nicht mit der Entwicklung von KI-Chatbots und KI-Modellen zufriedengibt. Seit zwei Jahren hört man immer wieder von einem geheimen Projekt für ein grundlegend neues KI-Gerät, an dem Altman mit dem legendären Apple-Designer Jony Ive tüftelt, mit dem er auch privat befreundet ist.
Am Mittwoch ist dieses Unterfangen ein wenig konkreter geworden: Open AI gab bekannt, dass man die Designfirma IO von Jony Ive für insgesamt 6,5 Milliarden Dollar übernimmt. Die amerikanischen Aufsichtsbehörden müssen dem Geschäft noch zustimmen. Sollten sie dies tun, übernimmt Ive die Kreativ- und Designhoheit bei Open AI, die 55 Mitarbeiter von IO werden dann von Open AI übernommen.
Gleichzeitig darf Ive mit seiner zweiten Designfirma namens Lovefrom an Projekten für Drittkunden weiterarbeiten. Ive hatte den Apple-Konzern 2019 nach 27 Jahren verlassen und Lovefrom gegründet. Die in San Francisco ansässige Designfirma zählt Ferrari, Moncler und Airbnb zu ihren Kunden. Vor einem Jahr rief Ive dann die Firma IO ins Leben, die sich auf Designs für KI-Produkte spezialisiert hat.
Jobs nannte Ive einmal seinen «spirituellen Partner»
Die Fusion von Open AI und Jony Ive wird im Silicon Valley als Königshochzeit wahrgenommen. Open AI trat vor zweieinhalb Jahren mit seinem Chatbot Chat-GPT die KI-Revolution los und hat seitdem ein atemberaubendes Wachstum demonstriert. Mit Stand Februar hatte es 400 Millionen wöchentlich aktive Nutzer und wurde in der jüngsten Finanzierungsrunde im März mit 300 Milliarden Dollar bewertet.
Ive wiederum ist so etwas wie ein Halbgott im Silicon Valley: Er trug neben Steve Jobs wesentlich zum Comeback des Konzerns Anfang der 2000er Jahre bei. Der heute 58-Jährige entwarf den iPod, das iPhone und das MacBook Air sowie zahlreiche Software-Produkte des Konzerns; unter anderem viele Icons auf dem iPhone-Bildschirm. Jobs nannte Ive einmal seinen «spirituellen Partner». Der gebürtige Brite wurde 2012 von der britischen Königin zum Ritter geschlagen, «wegen seiner Verdienste um Design und Unternehmertum».
An was für einem Gerät Altman und Ive konkret arbeiten, ist allerdings nach wie vor nicht bekannt. Altman sagte in einer Videobotschaft von Mittwoch, dass das Geschäft bedeute, dass Open AI nun «grundsätzlich neu überdenken kann, was es bedeutet, einen Computer zu benutzen».
«Wir warten seit zwanzig Jahren auf das nächste grosse Ding», sagte er in Anspielung auf das iPhone, das 2007 auf den Markt kam und bis heute das am häufigsten verkaufte Gerät aller Zeiten ist. «Wir wollen den Menschen etwas jenseits der alten Produkte bringen, die wir schon so lange verwenden.»
Mit dieser Einschätzung ist Altman nicht allein: Der Apple-Manager Eddy Cue, der für den iPhone-Konzern die Sparte Dienstleistungen leitet, sagte im Zuge einer Gerichtsverhandlung jüngst, dass es sein könne, «dass wir in zehn Jahren unser iPhone nicht mehr brauchen, so verrückt das klingen mag». Die Plattform «The Information» hatte vor einiger Zeit berichtet, dass das Gerät, an dem Altman und Ive tüfteln, womöglich aussehen könnte wie ein Smartphone ohne Bildschirm.
Zahlreiche Firmen haben bereits versucht, ein reines KI-Gerät auf den Markt zu bringen – bisher ohne grossen Erfolg. Auch Altman hatte bereits als Privatperson in einen KI-Pin namens Humane AI investiert – wie eine Brosche steckt man sich diesen ans Hemd und steuert ihn mit Sprachbefehlen. Doch das Gerät erwies sich als Flop, vor einigen Monaten wurde Humane AI an Hewlett-Packard verkauft.
Das iPhone zu ersetzen, dürfte schwierig werden. Doch mit Altman und Ive versucht es nun das neue «Power-Couple» des Silicon Valley – und beide haben eindrücklich bewiesen, dass man sie nicht unterschätzen sollte. Nächstes Jahr wollen sie die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren.