Sonntag, November 24

Während des Wahlkampfs schwang Donald Trump zu «Y.M.C.A.» die Hüften und findet jetzt Nachahmer im amerikanischen Sport – was ausländische Politikerinnen und Politiker davon lernen können.

Die Bewegungen erinnern an einen Teenager, der sich in einer Dorfdisco nach ziemlich viel Bier endlich getraut zu tanzen. Oder vielmehr: versucht, sich mehr oder weniger im Rhythmus der Musik zu bewegen. Der neugewählte US-Präsident Donald Trump «tanzte» manchmal auf diese Art und Weise an seinen Rallys zum Song «Y.M.C.A.» von Village People. Die Band wollte Trump die Nutzung des Liedes untersagen, genützt hat das wenig. Also kreiste der 78-Jährige bei Wahlkampfauftritten quer durch die Gliedstaaten mit den Hüften, schwenkte die Arme, imitierte Golfschwünge. Trumps Anhängerinnen und Anhänger tobten vor Begeisterung.

Als Fitnessübung gehen Trumps Bewegungen beim besten Willen nicht durch – trotzdem fand der sogenannte Trump-Dance den Weg in den amerikanischen Spitzensport. Begonnen hat das am vergangenen Wochenende im Madison Square Garden in New York. Dort verprügelte der Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Jon Jones zuerst seinen Gegner und führte danach im Ring den Trump-Dance auf. Vor den Augen des Erfinders, der eine Vorliebe für martialische Käfigkämpfe der Ultimate Fighting Championship (UFC) zu haben scheint. Der Präsident in spe sass mit politischen Weggefährten, darunter Elon Musk, in der ersten Reihe.

Das Video von Jones’ Tanz ging in den sozialen Netzwerken viral und rief andere Sportlerinnen und Sportler auf den Plan. In der National Football League (NFL) wackelten die Spieler mit den Hüften, die Golferin Charley Hull – eine Britin – kreiste die Arme, die Footballer der Detroit Lions imitierten einen Golfabschlag. Auch Christian Pulisic, Fussballer der AC Milan, bejubelte sein Tor im Trikot des US-Nationalteams auf diese Art und Weise. Er sagte hinterher wie viele der Sportlerinnen und Sportler, die Geste habe keinen politischen Hintergrund gehabt. «Ich fand den Tanz einfach lustig.»

Die NFL und andere Profiligen reagieren meistens dünnhäutig auf politische Äusserungen oder übertriebene Jubelgesten der Stars, taxieren diese als «unerwünscht». Nick Bosa, ein furchterregender Verteidiger der San Francisco 49ers, musste Anfang November noch 11 000 Dollar Busse bezahlen, weil er während eines Interviews nach dem Match eine «Make America Great Again»-Kappe getragen hatte. Sein Trump-Tanz blieb hingegen folgenlos. Die Liga teilte mit, man sehe das Phänomen nicht als politische Äusserung.

Das Verhalten der Sportlerinnen und Sportler steht im Gegensatz zur ersten Präsidentschaft Trumps. Damals knieten zahlreiche, vor allem schwarze Athleten während der Nationalhymne und protestierten damit gegen Rassismus, die Ausgrenzung von Minderheiten und Polizeigewalt. Initiiert wurden die Proteste vom Quarterback Colin Kaepernick. Der einstige Star wurde deshalb von den 49ers entlassen und sollte nie mehr einen Klub finden. Trump fand, Typen wie Kaepernick gehörten «gefeuert».

Grosse Teile des amerikanischen Sports scheinen sich also mit Trumps Eskapaden arrangiert zu haben. Eigentlich könnten sich die Politiker ein Beispiel daran nehmen: Ruckelt Emmanuel Macron beim Staatsbesuch in den USA, wird Frankreich America’s best friend. Und wackelt Viola Amherd mit den Hüften, gibt es garantiert Rabatt auf die F-35-Kampfjets.

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