Sonntag, September 8

Ein Bericht der «NZZ am Sonntag» erhebt schwere Vorwürfe gegenüber der Leitung der Fachhochschule. Die Politik fordert Aufklärung. Doch die Bildungsdirektorin Silvia Steiner schweigt.

Die Vorwürfe an die Adresse der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) sind happig. Die «NZZ am Sonntag» berichtet in ihrer jüngsten Ausgabe über eine tiefe Vertrauenskrise an der Fachhochschule. Ein wesentlicher Grund für die schlechte Stimmung unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ZHdK ist die Tatsache, dass die Hochschule schon seit Jahren mit der Einführung eines neuen Studienmodells zu kämpfen hat: Das sogenannte Major-Minor-Prinzip soll es Studentinnen und Studenten ermöglichen, ihren Studienschwerpunkt (Major) mit einem kleineren Studienprogramm (Minor) zu ergänzen oder zu vertiefen.

Die Reform wird nun schrittweise eingeführt. Seit dem Herbstsemester 2023 können Bachelorstudenten einen Major auswählen. Im Master steht das neue Modell, das die ZHdK als «innovativ» und «europaweit einzigartig» beschreibt, ab 2024 zur Verfügung.

Das Problem: Die neue Studienstruktur hat auch mit «Personalplanung» zu tun, wie die Hochschule in ihrem jüngsten Jahresbericht schreibt. Beziehungsweise mit einem Stellenabbau, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet: 12 Vollzeitstellen wurden bereits gestrichen, 22 Mitarbeitern musste das Pensum gekürzt werden. Dies deshalb, weil einzelne Fächer im neuen Major-Minor-Regime verkleinert werden.

Die in dem Bericht zitierten Zahlen aus einer Mitarbeiterumfrage der ZHdK kommen denn auch nicht überraschend: Weniger als ein Drittel der Befragten findet, dass die Umstellung «gut organisiert» sei. Der Aussage, dass die Hochschulleitung ihre Verantwortung für das Projekt wahrnehme, kann nur die Hälfte zustimmen.

Zweifel an der Rektorin

Auch für die FDP-Kantonsrätin Raffaela Fehr sind diese tiefen Werte nichts Neues. Die Präsidentin der Aufsichtskommission Bildung und Gesundheit (ABG) sagt auf Anfrage, dass man die Studienreform an der ZHdK schon länger kritisch begleite: «Es ist klar, dass bei solchen Veränderungen nicht alle zufrieden sein können.» Der Unmut unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern könne nicht allein der Rektorin Karin Mairitsch angelastet werden, die seit knapp eineinhalb Jahren im Amt sei und viele Baustellen von ihrem Vorgänger geerbt habe.

Aber man könne sich schon fragen, ob Mairitsch die richtige Wahl gewesen sei, um dieses schwierige Projekt umzusetzen. Gleichzeitig gibt Fehr zu bedenken: «Wie will man bei der Rekrutierung herausfinden, ob die neue Person dazu fähig ist oder nicht?»

Mairitsch wird in dem erwähnten Artikel hart kritisiert («schönfärberische wie nichtssagende Auftritte»). In einer am Montag publizierten Stellungnahme bezeichnet die ZHdK die Anschuldigungen als «persönlichkeits- und ehrverletzend sowie polemisch». Doch offenbar fragen sich Angestellte an der Fachhochschule ebenfalls, ob die 56-Jährige die Richtige ist für diese Aufgabe.

Für Raffaela Fehr ist jedenfalls klar: «Der Fachhochschulrat muss seine Führungsverantwortung wahrnehmen.» Gemeint ist das strategische Gremium, das die Zürcher Fachhochschulen beaufsichtigt, also auch die Zürcher Hochschule der Künste. Präsidiert wird der Fachhochschulrat von der Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte). Sie ist die Vorgesetzte von Mairitsch, wenn man so will.

Man werde das Thema ZHdK bei der nächsten Kommissionssitzung traktandieren, sagt Fehr. Die Bildungsdirektion lässt ausrichten, dass man allfällige Fragen der Aufsichtskommission beantworten werde. Zu Fragen der NZZ wollte Silvia Steiner am Montag keine Stellung nehmen.

War Vetternwirtschaft im Spiel?

Als «enorm unschön» bezeichnet Fehr den Vorwurf, dass Stellen oder Aufträge an der Kunsthochschule unter der Hand an Verwandte vergeben würden. Hinweise dazu habe die ABG schon früher erhalten. Man sei in Kontakt mit der Hochschule. Die ZHdK müsse sicherstellen, dass dies nicht geschehe. Auf Anfrage der NZZ schreibt die Hochschule: «Die betroffenen Mitarbeitenden wurden befragt, in den geschilderten Fällen konnten keine Verstösse gegen die Regelungen für Anstellungs- und Auftragsvergaben, das kantonale Recht oder die Personalverordnung nachgewiesen werden.»

Doch die Unruhe unter den Angestellten dürfte bleiben. Die Hochschulleitung findet, sie informiere gut über die laufende Umstrukturierung. Mitarbeiter behaupten das Gegenteil. Viele seien unzufrieden mit dem Top-down-Führungsstil, der an der ZHdK herrsche, so heisst es vonseiten der Gewerkschaft VPOD. Und es sei nicht klar, ob im Herbstsemester 2024 ein weiterer Stellenabbau anstehe.

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