Freitag, Februar 7

Die «Magnificent Seven» des amerikanischen Tech-Sektors verlieren an Glanz, andere Segmente an den Börsen zeigen mehr Dynamik. Plus: Lernen, mit dem Lärm von Donald Trump umzugehen – und der «Good Cop» von Washington.

«Die Gefahr schlägt immer dann zu, wenn alles in Ordnung zu sein scheint»
Kambei Shimada, aus: Die sieben Samurai, von Akira Kurosawa (1954)

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Die «Magnificent Seven» verlieren an Glanz. Zwei Jahre lang haben die sieben amerikanischen Tech-Kolosse Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon, Meta, Alphabet und Tesla das Börsengeschehen dominiert. Bisweilen waren sie während Monaten für die gesamte Performance des S&P 500 verantwortlich. Apple und Nvidia bringen zusammen derzeit im Weltindex von MSCI mehr Gewicht auf die Waage als die Aktienmärkte Japans und Grossbritanniens.

Doch nun geraten die Mag-7 in Rückstand. Andere Themen und Sektoren übernehmen die Führung. Dafür ist nicht der «Sputnik-Schock» der chinesischen KI-Plattform DeepSeek von vergangener Woche verantwortlich; die Rotation der Präferenzen unter den Marktteilnehmern macht sich bereits seit Ende Dezember – bei einzelnen Aktien wie Microsoft oder Apple schon seit mehreren Monaten – bemerkbar.

Nur Meta Platforms, das Mutterhaus von Facebook, vermag sich noch von der Gruppe abzuheben. Ansonsten haben Investoren seit Ende 2024 mit Aktien aus Deutschland (Dax) oder der Schweiz (SMI) deutlich grössere Gewinne erzielt als mit den Mag-7.

Gestern Donnerstag hat auch der E-Commerce-Riese Amazon noch mit seinem Ausblick enttäuscht; die Aktien büssen heute Freitag im frühen Handel mehr als 2% ein.

Die Weltbörsen zeigen damit eine überaus wichtige Entwicklung. Sektoren wie Gesundheit, Finanzen und Grundstoffe gewinnen gegenüber dem Gesamtmarkt an relativer Stärke, während der Technologiesektor mit seinen Schwergewichten Microsoft, Apple und Nvidia das Schlusslicht bildet. Der Sektor Kommunikation profitiert derweil noch von seinem Schwergewicht Meta.

Wir wollen nicht so weit gehen, darauf hinzuweisen, dass von den glorreichen Sieben im Hollywood-Streifen von 1960 – bzw. dem japanischen Original, «Die sieben Samurai» von 1954 – am Ende nur deren drei überleben. Die Mag-7 der heutigen Börsenwelt bleiben grossartige Unternehmen, mit soliden Bilanzen und starken Marktpositionen.

Aber es ist für die Aktienmärkte eine gesunde Entwicklung, wenn die Tech-Kolosse für eine Weile in die zweite Reihe treten.

Andere Segmente zeigen derzeit mehr Dynamik. Einige davon möchten wir im dieswöchigen «Big Picture» beleuchten. Zunächst müssen wir uns aber, so kurz es geht, mit Donald Trump befassen.

Man wird sich daran gewöhnen müssen. Donald Trump löst einen Sturm an den Märkten aus – und lässt ihn danach wieder abflauen. So geschehen zu Beginn dieser Woche, nachdem der US-Präsident am Wochenende Zölle von 25% auf Importen aus Kanada und Mexiko sowie 10% auf allen Einfuhren aus China verhängt hatte. Die Nachricht sandte am Montag eine Schockwelle durch die Weltbörsen.

Nach Telefongesprächen mit der Präsidentin Mexikos und dem Premierminister Kanadas beschloss Trump sodann, die Zölle gegen die beiden Nachbarstaaten für 30 Tage auszusetzen – was die Börsen umgehend mit Erleichterung quittierten.

Kanada und Mexiko versprachen Washington im Gegenzug, dass sie ihre Grenzkontrollen verstärken und beherzter gegen den Schmuggel der Droge Fentanyl vorgehen. Dabei war irrelevant, dass Kanadas Premier Justin Trudeau den Grossteil der Massnahmen zum Grenzschutz bereits im Dezember angekündigt hatte – Trump beanspruchte den Verhandlungssieg für sich.

Die Episode passt zur These, dass der 47. Präsident der USA transaktional denkt und Importzölle primär als Drohkulisse für Verhandlungen benutzt. Bereits in der Vorwoche hat er mit Zolldrohungen gegen Bogotá erreicht, dass US-Militärflugzeuge mit ausgewiesenen Immigranten in Kolumbien landen dürfen.

Ein deutlich grösseres Thema ist hingegen der Handelskrieg mit China. Die 10% Importzölle auf Güter aus der Volksrepublik, die seit Mitte Woche in den USA erhoben werden, liegen zwar deutlich unter den von Trump im Wahlkampf angedrohten 60%. Doch Peking dürfte daran arbeiten, möglichst rasch mit Washington in Verhandlungen zu treten. Die von Chinas Regierung beschlossenen Gegenmassnahmen sind bisher zahm bis symbolisch; beispielsweise eine formelle Klage bei der Welthandelsorganisation in Genf.

Dass die Parteiführung in Peking keine Eskalation sucht, hat sie diese Woche unmissverständlich klargemacht, indem sie den Yuan demonstrativ nicht abwerten liess. Wie die üblicherweise gut informierte Lingling Wei im «Wall Street Journal» schreibt, bereitet sich Peking darauf vor, Investitionen von Elektroauto- und Batterieherstellern wie BYD oder CATL in den USA vorzuschlagen, Trump in der Frage von TikTok entgegenzukommen und die Exporte von Chemikalien zur Herstellung von Fentanyl stärker zu unterbinden.

Die Märkte werden mit Spannung verfolgen, wann sich Trump auf offizielle Verhandlungen einlässt. In seiner ersten Amtszeit einigten sich Peking und Washington Mitte Januar 2020 – unmittelbar vor Ausbruch der Covid-Pandemie – auf das sogenannte Phase-One-Abkommen, das Trump damals als «grössten Deal aller Zeiten» feierte. Chinas Regierung wird versuchen, daran anzuknüpfen.

Für Investoren bleibt die grosse Herausforderung, sich vom Lärm aus dem Weissen Haus nicht allzu sehr ablenken zu lassen, die Drohung von Importzöllen gleichzeitig aber auch nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Es muss mit erheblicher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass der US-Präsident bald gegen die europäischen «Partner» vorgehen wird, weil diese seiner Ansicht nach nicht genug für ihre Verteidigung bezahlen.

Ebenfalls aus Trumps erster Amtszeit ist bekannt, dass Mitglieder seines Kabinetts beschwichtigen, wenn der Präsident mit allzu provokativen Aussagen aufgefallen ist. Für die Finanzmärkte hat Schatzsekretär Scott Bessent die Rolle des «Good Cop» übernommen.

In seiner Videobotschaft am World Economic Forum in Davos sagte Trump am 23. Januar, er verlange, dass die Zinsen umgehend sinken. Das konnte als direkter Angriff des Präsidenten auf die Geldpolitik der US-Notenbank (Fed) verstanden werden.

Bessent präzisierte nun diese Woche in Interviews mit «Fox Business» und «Bloomberg», dass sein Fokus – und das gelte auch für den Präsidenten – nur auf der Rendite zehnjähriger Treasury Notes läge, nicht auf dem kurzfristigen Leitzins des Fed. Zudem versprach der Finanzminister, er werde sich nie öffentlich darüber äussern, was das Fed seiner Meinung nach tun soll.

Diese Woche publizierte das Treasury, erstmals unter Bessents Führung, den quartalsweisen Finanzierungsbericht, in dem das Schatzamt darlegt, welche Arten und Laufzeiten von Staatsanleihen in den nächsten Monaten emittiert werden sollen. Dabei fällt auf, dass Bessent die Strategie seiner Vorgängerin Janet Yellen fortsetzt und für die Refinanzierung des Staatsapparats in erheblichem Mass auf die Ausgabe von kurzfristigen Treasury Bills setzt. Das ist ein Zeichen, wie wichtig es ihm ist, keinen Anstieg der langfristigen Zinsen zu provozieren.

Die Finanzmärkte haben mit Erleichterung registriert, dass die Rendite zehnjähriger Treasury Notes von knapp 4,8% Anfang Januar auf marginal unter 4,5% gesunken ist.

Im Gleichschritt mit den Zinsen hat sich auch der Dollar – allerdings nur leicht – etwas abgeschwächt.

Dazu beigetragen hat diese Woche der ISM-Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors in den USA, dessen «Prices Paid»-Subkomponente im Januar auf 60,4 gesunken ist, nach 64,4 im Vormonat. Der Inflationsdruck im Dienstleistungssektor hat also leicht nachgelassen.

Kein Gefahrensignal ging zudem vom heute Freitag publizierten monatlichen Arbeitsmarktbericht aus. Die Zahl der im Januar neu geschaffenen Stellen lag mit 143’000 zwar leicht unter den Erwartungen von 170’000, doch die Arbeitslosenquote sank wider Erwarten von 4,1% im Dezember auf neu 4%. Insgesamt zeigt sich der US-Arbeitsmarkt derzeit also nicht zu heiss und nicht zu kalt. Einzig der durchschnittliche Stundenlohn (Average Hourly Earnings) ist im Januar mit 4,1% deutlich stärker gestiegen als erwartet (3,8%).

Für Bessent bleibt es eine Herkulesaufgabe, die Refinanzierung des Staatsapparats zu erträglichen Zinskonditionen sicherzustellen, seinen erratischen Chef in Finanzfragen zu führen und das Vertrauen der Finanzmärkte zu behalten. Gleichzeitig ist das seine beste Arbeitsplatzsicherung: Sollte Trump Bessent jemals feuern, würden die Finanzmärkte extrem ungnädig reagieren.

Für den Fall, dass Bessent in den kommenden Monaten plötzlich mit einer Bondmarkt-Revolte und kräftig steigenden Zinsen konfrontiert sein sollte, geistert dieser Tage eine Idee durch Wallstreet: Die Vereinigten Staaten halten offiziell mehr als 8000 Tonnen an Goldreserven. In der Staatsbilanz sind diese zu einem Unzenpreis von 42 $ verbucht. Theoretisch könnte Bessent veranlassen, die Goldreserven zum Marktpreis von derzeit gut 2800 $ je Unze zu bewerten, was einen sofortigen Aufwertungsgewinn von rund 800 Mrd. $ ergäbe.

In einem zweiten Schritt könnte das Schatzamt die Goldreserven in einer Repo-Transaktion beim Fed verpfänden und damit von der Notenbank auf einen Schlag eine Liquiditätsgutschrift auf dem eigenen Kontokorrent, dem Treasury General Account (TGA), im Umfang von gut 800 Mrd. $ erhalten. Zusammen mit den rund 800 Mrd., die bereits heute im TGA liegen, ergäbe das ein substanzielles Liquiditätspolster.

Würde das helfen, die Staatsschuld der USA, die derzeit mit gut 35 Bio. $ auf etwas mehr als 120% des BIP liegt, zu entschärfen? Nein, dafür ist der Betrag von 800 Mrd. $ viel zu klein. Aber der Trick würde alleweil helfen, eine temporäre Liquiditätsnot am Bondmarkt zu überbrücken.

Wie eingangs erwähnt: Die Tech-Giganten verlieren an Glanz, andere Segmente zeigen derzeit mehr Dynamik. Aber welche sind es, und wie lässt sich am besten in sie investieren?

1. Europäische Banken

Mit einer der der schönsten Kursentwicklungen überhaupt fällt gegenwärtig der europäische Bankensektor auf. Seit dem Tiefpunkt während der ersten Covid-Panik im März 2020 hat sich der Sektor mehr als verdreifacht, allein seit Anfang 2025 liegt der Stoxx Europe 600 Banks Index mehr als 13% im Plus.

Diese Woche haben unter anderen die spanische Grossbank Santander und die französische Société Générale mit robusten Zahlen überzeugt und angekündigt, künftig noch mehr Kapital in die Ausschüttung von Dividenden und den Rückkauf eigener Aktien zu leiten. In Italien findet derweil eine überfällige Konsolidierung statt, die es den Platzhirschen UniCredit und Intesa Sanpaolo ermöglichen wird, ihre Profitabilität weiter zu steigern.

Das Aufholpotenzial ist nach wie vor gross. Die im Stoxx Europe 600 Banks enthaltenen europäischen Banken handeln gegenwärtig zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von 0,96. Ihre Pendants im S&P 500 Banks Index in den USA kommen im Durchschnitt auf ein KBV von 1,5. Und während die amerikanischen Grossbanken längst über ihrem Niveau von vor der Finanzkrise von 2008 notieren, haben die europäischen Banken noch viel aufzuholen:

Die Erfolgsserie der europäischen Banken kann ins fünfte Jahr gehen. Eine Möglichkeit, in dieses Thema zu investieren, bietet der Amundi Stoxx Europe 600 Banks ETF (ISIN: LU1834983477).

2. Grossbritannien

Der britische Blue-Chip-Index FTSE 100 ist so ziemlich das Gegenteil des technologielastigen Nasdaq 100. Die Schwergewichte im «Footsie» verteilen sich auf die Value-lastigen Sektoren Gesundheit (u.a. AstraZeneca, GSK), Grundstoffe/Energie (u.a. BP, Rio Tinto, Shell, Glencore), Finanzen (u.a. HSBC, Barclays, London Stock Exchange) sowie Basiskonsum (u.a. Unilever, British American Tobacco).

Nach einer mehrmonatigen Seitwärtsbewegung ist der britische Index im Januar auf ein Rekordhoch gestiegen.

Wer die Variante wählen möchte, die erhaltenen Dividenden zu reinvestieren, hält sich an den iShares Core FTSE 100 UCITS ETF (ISIN: IE00B53HP851). Wer die Dividenden ausgeschüttet erhalten möchte, wählt den Vanguard FTSE 100 UCITS ETF (IE00B810Q511).

3. Japanische Banken

Die Bank of Japan normalisiert unter der Führung von Gouverneur Kazuo Ueda nach einer gut achtjährigen Phase der Minuszinsen die Geldpolitik und hat in den vergangenen zwölf Monaten bereits in drei Schritten die Leitzinsen erhöht. Weitere Erhöhungen hat die BoJ in Aussicht gestellt. Die Zinsen am langen Ende der Strukturkurve steigen ebenfalls; japanische Staatsanleihen (JGB) mit zehn Jahren Laufzeit werfen derzeit eine Rendite von knapp 1,3% ab, dreissigjährige JGB rentieren knapp 2,3%.

Das ist das perfekte Umfeld für japanische Banken, die ähnlich wie ihre europäischen Pendants noch viel aufzuholen haben. Die Vertreter im Topix Banks Index handeln gegenwärtig zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,9.

Der unseres Wissens einzige ETF auf den japanischen Bankensektor ist der Next Funds Topix Banks ETF, der allerdings nur in Tokio gehandelt wird. Tickersymbol: 1615.T. Die mit Abstand grössten Vertreter des Sektors sind Mitsubishi UFJ Financial Group (8306.T), Sumitomo Mitsui Financial Group (8316.T) und Mizuho Financial Group (8411.T).

4. Singapur

Der Aktienmarkt Singapurs zählte im vergangenen Jahr mit einer Avance von 38% zu den weltweit besten Indizes.

Robuste Staatsfinanzen und eine solide Währung machen Singapur zum Fluchtort erster Wahl für Kapital aus China sowie aus dem gesamten südostasiatischen Raum. Der MSCI Singapore ist stark auf den Finanzsektor ausgerichtet; DBS, OCBC Bank und United Overseas Bank machen zusammen gut 50% des Index aus. Die zweitgrösste Einzelposition im Index ist mit 16% Gewicht der E-Commerce-Riese Sea Limited.

An der SIX Swiss Exchange wird der UBS (LUX) Fund Solutions MSCI Singapore UCITS ETF gehandelt. ISIN: LU1169825954.

5. Gold

Der Goldpreis steigt von Rekord zu Rekord. Allein im Jahr 2024 hat er in Dollar gerechnet mehr als 30% gewonnen.

Zentralbanken treten seit nunmehr 15 Jahren als Nettokäufer von Gold auf, und besonders seit 2022 haben sie ihre jährlichen Käufe deutlich erhöht, wie Daten des World Gold Council zeigen:

Dem gegenüber stehen die Kapitalflüsse in Gold-ETF, die sich seit rund fünf Jahren seit- bis rückwärts entwickeln. Von spekulativer Euphorie unter Retail-Investoren ist also nichts zu sehen.

Selbstverständlich ist nach einem derart raschen Anstieg wie in den vergangenen zwölf Monaten eine Konsolidierung nicht auszuschliessen, aber die strukturelle Hausse am Goldmarkt ist intakt. Die simpelste Variante, in Gold zu investieren, bieten der ZKB Gold ETF (CH0139101593) oder der Raiffeisen Solid Gold ETF (ISIN: CH0134034930).

Immer noch deutlich im Rückstand zum Goldpreis liegen die Aktienkurse der Goldminengesellschaften, wobei vor allem die Branchenschwergewichte Newmont (wegen Management-Fehlern) und Barrick (wegen politischen Risiken, u.a. in Mali) zurückgefallen sind. Mit einem Goldpreis von 2800 $ je Unze und stabilen Energiepreisen wird es der Branche aber gelingen, satte Cashflows zu erwirtschaften. Den liquidesten Weg, in Goldminen zu investieren, bietet der VanEck Gold Miners UCITS ETF (ISIN: IE00BQQP9F84).

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