Freitag, Dezember 27

Die öffentliche Proteste waren zu heftig: Diese Woche ist Yannick Buttet als Präsident der Walliser Tourismuskammer zurückgetreten. Als Opfer von #MeToo sieht er sich aber nicht, wie er im Interview sagt.

Herr Buttet, was hat Sie dazu bewogen, von Ihrem Amt zurückzutreten?

Ich habe gespürt, dass ich nicht mehr genügend Vertrauen und Rückhalt im Vorstand habe. Ich wusste, dass ich das Präsidium auf diese Weise nicht zufriedenstellend würde ausüben können. Statt die ganze Situation weiter hinauszuzögern, habe ich deshalb entschieden, zurückzutreten.

Dass Sie in der Vergangenheit wegen Nötigung und sexuellem Missbrauch verurteilt worden waren, habe in der Deutschschweiz viel mehr zu reden gegeben als in der Romandie, sagen Sie. Weshalb?

Ich habe das Gefühl, dass einige Personen aus dem Oberwallis aus mir ihr Schlachtross gemacht haben. Sie kennen mich viel weniger als die Menschen im Unterwallis, wo ich von vielen Leuten für meine Arbeit und meine Kompetenzen geschätzt werde. Für das Oberwallis, ein bisschen auch für einige Teile der übrigen Deutschschweiz, bin ich ein Stalker, ein Krimineller. Das hat sich übrigens auch medial gezeigt: In der Westschweiz wurde konstruktiv und positiv über meinen Rücktritt berichtet, in einigen Deutschschweizer Medien hingegen war das überhaupt nicht der Fall.

Sehen Sie sich als Opfer von #MeToo?

#MeToo hat in meinem Fall sicher eine Rolle gespielt, aber ich sehe mich nicht als Opfer. Ich bin selber verantwortlich für die Ausgangssituation. Es haben mehrere Faktoren eine Rolle gespielt. Wohl auch Angst: Einige Politiker haben befürchtet, dass ihr Kopf als nächstes rollen würde, wenn sie sich öffentlich hinter mich stellen würden. Ich habe jedoch sehr viele unterstützende Nachrichten erhalten, sowohl aus der Bevölkerung als auch aus der Politik. Die grosse Mehrheit hat geschwiegen, es war eine kleine Minderheit, die sehr laut Stimmung gegen mich gemacht hat.

Wird das Recht auf Vergessen durch Ihren Fall infrage gestellt?

Selbstverständlich. Ich habe Fehler gemacht, dafür habe ich mich entschuldigt und vor der Justiz dafür bezahlt. Für das Präsidium der Tourismuskammer wurde ich angefragt, das war nicht meine Idee und es ist auch nicht mein Traumjob. Ich habe zugesagt, weil ich überzeugt war, dass ich mit meiner Erfahrung und mit meiner Kompetenz etwas beitragen konnte. Natürlich bin ich nun enttäuscht, dass es anders gekommen ist. Ich glaube, dass die Walliser Tourismuskammer eine Fehleinschätzung gemacht hat. Aber ich verstehe und respektiere ihren Entscheid. Ich werfe niemandem etwas vor und es bleibt auch keine Bitterkeit oder Reue zurück.

Welche Folgen wird diese Episode auf Ihre berufliche Karriere haben?

Ich denke, dass die Folgen für die Walliser Tourismuskammer grösser sein werden als für mich selbst. Dort stehen grosse Herausforderungen an. Um mich mache ich mir keine Sorgen. Ich konzentriere mich weiter auf meine Arbeit. Ich habe vor drei Jahren mein eigenes Unternehmen aufgebaut, gerade mache ich den eidgenössischen Fachausweis als Immobilienentwickler. Das ist derzeit meine Priorität. Ich bin auch immer noch Präsident der Branchenorganisation «Walliser Obst und Gemüse» und bin Vorstandsmitglied mehrerer Organisationen.

Werden Sie trotz allem wieder für ein öffentliches Amt kandidieren?

Es kann sein, dass es schwieriger wird, weil Angst da ist und sich die Medien sofort draufstürzen würden. Man darf jedoch nicht vergessen, dass es ein Leben nach der Politik gibt. Mir gefällt die grössere Freiheit, die man in der Privatwirtschaft hat. Aber ich verschliesse mir keine Türen. Wir werden sehen.

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