Mittwoch, April 2

Seit den ATP-Finals Ende 2023 hat Djokovic kein Tennisturnier mehr gewonnen, seither kämpft er immer öfter vor allem gegen sich selbst. Nun droht dem bald 38-Jährigen allmählich die Zeit davonzulaufen.

Novak Djokovic hat auf der Tennis-Tour praktisch alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Mit 24 Grand-Slam-Titeln ist er der Rekordsieger jener Turniere, die im internationalen Tennis den Massstab setzen. Und mit 40 Siegen an einem der neun Masters-1000-Turniere ist er auch in der zweithöchsten Turnierkategorie der Rekordsieger. 2010 gewann er mit Serbien vor eigenem Publikum in Belgrad den Davis-Cup. Sieben Mal und damit so oft wie kein anderer hat Djokovic an den ATP-Finals triumphiert, der Gala der besten acht am Saisonende. Seine 428 Wochen an der Weltranglistenspitze scheinen ein Rekord für die Ewigkeit. Und in 22 Jahren auf der ATP-Tour hat er bis heute 1136 seiner 1364 Einzelpartien gewonnen, zu denen er angetreten ist.

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Connors und Federer siegten noch häufiger

Was also treibt einen wie Djokovic noch an? Die Hatz nach weiteren Rekorden wahrscheinlich. Doch auch hier gibt es nur wenige Kategorien, in denen sein Name nicht an erster Stelle steht. Eine davon ist die Anzahl der Turniersiege. In dieser Wertung liegt der Amerikaner Jimmy Connors mit 109 Siegen knapp vor Roger Federer (103). Djokovic folgt mit 99 Titeln auf Platz 3. Seit den ATP-Finals im November 2023, dem siebenten und letzten Turniersieg in Djokovics ausgesprochen erfolgreichem Jahr, hat er allerdings nur noch ein Turnier als Sieger beendet – jenes an den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris.

Seither hat Djokovic früher oder später regelmässig einen Bezwinger gefunden. Unter ihnen waren teilweise unbekannte Spieler wie Luca Nardi, Alejandro Tabilo, Tomas Machac, Reilly Opelka oder Botic van de Zandschulp. Sein letzter Bezwinger im Final des Masters-1000-Turnier von Miami hiess Jakub Mensik. Der 19-jährige Tscheche lag im Ranking auf Position 54 und hätte bis vor kurzem wohl kaum davon zu träumen gewagt, gegen den serbischen Überflieger zu triumphieren.

Doch das «Monster» Djokovic, das seine Gegner verschlang und aus dem Weg räumte, als seien sie lästige Mücken, gibt es nicht mehr. Am 22. Mai feiert Djokovic seinen 38. Geburtstag, und mehr und mehr zeichnet sich ab, dass sich auch seine grossartige Karriere langsam dem Ende zuneigt. Immer öfter kämpft Djokovic nicht mehr allein mit seinen Gegnern, sondern auch mit persönlichen Problemen.

Im wegen Regens um beinahe sechs Stunden verzögerten Final vom Sonntag behinderte ihn ein Problem mit einer Kontaktlinse. Mensik nützte das gnadenlos aus. Er errang den bisher grössten Erfolg der Karriere, der ihn im Ranking auf Position 24 vorrücken lässt. Nervosität zeigte er im Final kaum je. Nach dem Match sagte Mensik: «Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll. Es fühlt sich unglaublich an.»

Jimmy Connors wich an kleine Turniere aus

Als Mensik im September 2005 zur Welt kam, gehörte Djokovic im Ranking bereits den Top 1000 an. Der Tscheche bezeichnet den Serben als sein Idol und sprach im Interview auf dem Platz deshalb vom «wahrscheinlich grössten Tag meines Lebens». Überschwang gehört im Tennis zum Tagesgeschäft. Sicher aber ist, dass Mensik den 100. Turniersieg des Serben zumindest um ein paar Wochen hinausgeschoben hat.

Für Djokovic geht das Warten auf den Eintritt in den «Hunderter-Klub» auch acht Monate nach seinem letzten Triumph in Paris weiter. Und mit jeder weiteren Niederlage, die das Ereignis hinausschiebt, dürften in Djokovics Kopf auch die Zweifel wachsen, ob er es tatsächlich noch schafft.

In der bevorstehenden europäischen Sandplatzsaison wird mit dem Südtiroler Jannik Sinner nach dessen Dopingsperre auch ein Spieler auf die Tour zurückkehren, der den Serben zuletzt regelmässig geschlagen und an der Weltranglistenspitze mittlerweile abgelöst hat. Doch Djokovic bleibt noch immer die Option, diesen einen Sieg, den er zur magischen Marke noch braucht, an einem der kleineren Turniere zu erringen. Jimmy Connors gewann seinen letzten Titel im November 1989 an einem unbedeutenden Turnier in Tel Aviv gegen einen Israeli namens Gilad Bloom, der im Ranking auf Platz 181 lag.

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