Mittwoch, November 27

Die Krankenversicherer sind seit Jahren zerstritten. Ein neuer Verband soll jetzt die Risse kitten. Erste Direktorin soll die Baselbieterin Saskia Schenker werden.

Nach Jahren der Streitigkeiten soll in der Krankenversicherer-Branche wieder Ruhe einkehren. Anfang 2025 nimmt der neugegründete Branchenverband unter dem Namen «prio.swiss – der Verband Schweizer Krankenversicherer» seine Arbeit auf. Damit wird die Branche nach über einem Jahrzehnt erstmals wieder mit einer Stimme sprechen. Bisher hat sie sich mit Santésuisse und Curafutura zwei Verbände geleistet, die oft nicht einmal am gleichen Strick zogen.

Nach eigenen Angaben vertritt Prio Swiss ab Anfang 2025 praktisch 100 Prozent aller Versicherten. Im Vorstand des Verbands werden die CEO der zehn grössten Krankenkassen vertreten sein. Der Verband wird damit von Anfang an ein erhebliches Gewicht in der Gesundheitspolitik haben.

Erste Direktorin des neuen Verbands wird die Baselbieterin Saskia Schenker, wie am Mittwoch bekanntwurde. Die 44-Jährige ist seit 2021 Direktorin des Arbeitgeberverbands Region Basel. Von 2017 bis 2020 war sie stellvertretende Direktorin und Leiterin Gesundheitspolitik von Curafutura. Seit 2015 sitzt sie für die FDP im Baselbieter Kantonsparlament. Schenker soll ihre neue Stelle im Frühjahr 2025 antreten. Die formelle Bestätigung der Wahl steht noch aus.

Gutzwiller übernimmt für die ersten Monate

Der neue Branchenverband wird rechtlich auf der bestehenden Struktur von Curafutura aufgebaut, laut offiziellen Angaben aus Effizienz- und Kostengründen. Erster Präsident von Prio Swiss wird der Zürcher Altständerat und Mediziner Felix Gutzwiller. Faktisch steht er bereits seit Oktober an der Spitze. Nach dem Rücktritt von Konrad Graber als Curafutura-Präsident hat Gutzwiller den Posten übernommen und wird auch den neuen Verband ad interim durch die ersten Monate führen. Wie lange Gutzwiller bleibt, ist noch offen, die Rede ist von drei bis sechs Monaten.

Mit der Gründung von Prio Swiss geht eine mehrjährige Phase der Spaltung der Branche zu Ende. Bereits 2011 gründeten die Sanitas, die Groupe Mutuel und die Helsana die Allianz Schweizer Krankenversicherer, nachdem sie innerhalb von Santésuisse öfter in Minderheitspositionen geraten waren. 2013 wandten sich schliesslich die CSS, die Helsana und die Sanitas von Santésuisse ab und gründeten den neuen Verband Curafutura.

Santésuisse bleibt bestehen

Die beiden neuen Verbände waren sich von Anfang an in zentralen Fragen uneins, insbesondere bei der Kostensteuerung im Gesundheitswesen. Eine Wiedervereinigung lag aber über Jahre in weiter Ferne, die Akteure waren zerstritten. Im Juni dieses Jahres folgte der Knall: Dreizehn grosse Kassen gaben die Gründung eines neuen Verbands bekannt, sämtliche Mitglieder von Curafutura kündigten ihren Austritt aus dem Verband an. Auch Santésuisse verlor seine wichtigsten Mitglieder.

Santésuisse wird weitergeführt, stellt aber seine Dienstleistungen künftig dem neuen Verband zur Verfügung. Für die Sparte Kommunikation und Politik der Krankenkassen wird allein Prio Swiss zuständig sein.

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