Die Young Boys kassieren auch beim zweiten Auftritt in der Champions League eine klare Niederlage. In Barcelona gehen die Berner 0:5 unter.
(sda) Und dann springt der Ball plötzlich Ebrima Colley vor die Füsse. Der Angreifer aus Gambia hat im Strafraum von Barcelona so viel Platz und Zeit, wie sie gegnerische Stürmer sonst kaum haben. Das scheint den 24-Jährigen selbst zu überraschen, und so misslingt ihm der Abschluss völlig, der Ball kullert weit am Tor vorbei ins Aus.
Es ist in der 31. Minute die goldene Chance für YB, aus dem Nichts in das Spiel zurückzufinden. Die Berner liegen zu diesem Zeitpunkt erst 0:1 zurück und hätten mit einem Ausgleichstreffer vielleicht für etwas Verunsicherung beim drückend überlegenen Gegner sorgen können. Doch statt 1:1 steht es sechs Minuten später plötzlich 0:3 aus Sicht der Gäste.
Das Heimteam spielt sich mit einem Doppelschlag kurzzeitig in einen Rausch. Goalie Marvin Keller ist es zu verdanken, dass der Rückstand zur Pause nicht noch höher ausfällt. Doch auch die Paraden des 22-Jährigen, der nach guten Leistungen in der Qualifikation zu seinem Debüt in der Königsklasse kam, nützen wenig, wenn die Vordermannschaft so verunsichert aufspielt.
Ungenügend bei Standards
Einen energischen Auftritt hatte Trainer Patrick Rahmen im Vorfeld gefordert. Der 55-Jährige wusste, dass die Aufgabe im Olympiastadion von Barcelona nicht einfach werden würde. Denn Barcelona hatte gleich doppelt etwas gutzumachen. In der ersten Runde der Champions League hatten die Spanier 1:2 gegen Monaco verloren, am vergangenen Wochenende setzte es nach sieben Siegen in Folge die erste Niederlage in der Liga.
Rahmen wollte mit seiner Mannschaft kämpferisch auftreten, die Räume eng machen und so die Kreativität der gegnerischen Topstars eindämmen. Dieser Plan bekam aber bereits in der 8. Minute Risse, als sich eben jene Topstars mit einer Serie von Direktpässen durch die YB-Abwehr spielten. Torres auf Yamal, Yamal auf Raphinha, Raphinha auf Lewandowski. Hier zeigte sich die Klasse des Gegners.
Die nächsten Tore fielen nach Standards. Erst verpassten die Berner einen kurz ausgeführten Eckball, dann verlor Hadjam nach einem Freistoss aus ähnlicher Position das Kopfballduell gegen Martinez. Der Verteidiger wurde auch beim Eckball kurz nach der Pause gesucht und gefunden, sein Ableger in die Mitte verwertete Lewandowski zum 4:0.
Monteiro doppelt im Pech
Das früh entschiedene Spiel wurde zu einem Spektakel, bei dem die Barça-Spieler ihr Ballgefühl zelebrierten. Besonders stark spielte der erst 17-jährige Lamine Yamal, der Jaouen Hadjam einen Abend bescherte, den er angesichts der vielen Richtungswechsel nicht so schnell vergessen dürfte.
Den Bernern war an diesem Abend gar nichts vergönnt. Joël Monteiro traf bei einem der seltenen schnellen Vorstösse nur die Querstange und kurz vor Schluss wurde sein vermeintlicher Ehrentreffer wegen Offside aberkannt. Dazwischen sorgte Camara mit einem unglücklichen Eigentor für den 0:5-Endstand.
Damit stehen die Berner nach zwei Runden in der Champions League ohne Punkte und einem Torverhältnis von 0:8 da. Und die nächste Aufgabe wird kaum einfacher: Am 23. Oktober ist Inter Mailand zu Gast im Berner Wankdorf.