Donnerstag, Oktober 24

Die 250 Meter lange Verbindung soll 100 Millionen Franken kosten. Doch schon vor der Volksabstimmung sind grosse Investitionen nötig.

Selbst für die Stadt Zürich ist es ein verrückt teures Projekt: Ein 250 Meter langer Fussgängertunnel soll 100 Millionen Franken kosten. Konkret geht es darum, den Bahnhof Stadelhofen unterirdisch mit dem Heimplatz beim Kunsthaus zu verbinden.

In der geplanten Unterführung sollen die Passanten mit Rolltreppen und Förderbändern zu ihrem Ziel gebracht werden. Wo der Tunnel enden soll, steht noch nicht fest. Eine Variante wäre der Kiosk am Heimplatz.

Aus Sicht des städtischen Tiefbauamts unter Stadträtin Simone Brander (SP) ist die neue Verbindung zwingend nötig: Sowohl der Bahnhof Stadelhofen als auch das Hochschulgebiet werden ausgebaut. Der Bahnhof Stadelhofen ist mit täglich 100 000 Nutzern heute schon der am drittstärksten frequentierte Bahnhof Zürichs. Nun erhält er bis 2037 ein viertes Gleis. Die Planer gehen davon aus, dass die Fahrgastzahlen dadurch um 50 Prozent zunehmen.

Zugleich bauen ETH, Universität und Unispital erheblich aus – es werden also auch mehr Personen ins Hochschulgebiet pendeln. Mit einer direkten Verbindung vom Bahnhof Stadelhofen zum Heimplatz könnte es künftig attraktiver werden, vom Bahnhof zu Fuss zu den Hochschulen zu gehen. Gleichzeitig würde damit unter anderem das Bellevue entlastet, wo sich heute schon viele Leute in die Trams drängen.

Volksabstimmung voraussichtlich 2031

Trotzdem ist das Projekt umstritten – auch bei den linken Parteien. So haben die Grünen immer wieder betont, dass ihnen eine oberirdische Verbindung eigentlich lieber wäre. Der Stadtrat hält dies aber nicht für praktikabel. Der Weg müsste durch private und geschützte Gärten geführt werden und wäre aus Sicht der Stadt auch dann noch untauglich.

Über das 100-Millionen-Franken-Projekt werden die Zürcherinnen und Zürcher wohl erst im Jahr 2031 abstimmen können. Dennoch muss schon jetzt viel Geld investiert werden, um das Projekt künftig überhaupt realisieren zu können. Dieses Geld braucht es, weil der Baugrund aus Sicherheitsgründen verstärkt werden muss. Und das wiederum geht nur gemeinsam und gleichzeitig mit den SBB, die ähnliche Stabilisierungsmassnahmen vornehmen müssen.

Am Mittwochabend musste das Zürcher Stadtparlament über Ausgaben von 11,3 Millionen Franken entscheiden – für die Stabilisierungsmassnahmen und die Projektierung. Und dies, obwohl noch gar nicht klar ist, ob der Tunnel je gebaut wird.

Die SVP lehnt das Projekt vehement ab: Viel zu teuer sei es und erst noch eine halbe Lösung, sagte Derek Richter im Parlament. Der Ausgang beim Heimplatz liege auf halbem Weg zwischen Stadelhofen und Hochschulgebiet. Und genug Platz für die Verlagerung der Verkehrsströme habe es dort auch nicht. Die 100 Millionen Franken seien zudem erst eine Schätzung, es könne noch viel teurer werden.

Die Grünen waren gespalten und beschlossen Stimmfreigabe. Und auch SP und AL klangen nicht restlos begeistert. Die AL stimmte dem Kredit zwar zu, aber das sei nicht als Zustimmung zum Tunnel zu verstehen, sagte Michael Schmid. Man stimme zu, damit nun weitere Abklärungen gemacht werden könnten. Die AL hoffe, in einem Jahr ein genaueres Bild von dem Projekt zu haben. Dann werde der Rat über den gesamten Projektierungskredit von gut 20 Millionen entscheiden. Bis dahin soll auch ein Projekt für die oberirdische Variante ausgearbeitet werden. Der Rat bewilligte dazu zusätzliche 300 000 Franken.

Auch aus Sicht der SP ist es wichtig, diese Variante nochmals genauer zu prüfen. Nach anfänglich grosser Skepsis sei die Partei aber zu dem Schluss gekommen, dass der Bahnhof Stadelhofen künftig an die Belastungsgrenze kommen werde und Massnahmen unabdingbar seien.

GLP: «Manchmal braucht es mutige Investitionen»

Andreas Egli (FDP) sprach von einer Zahnarzt-Vorlage: «Es kostet viel und tut erst noch weh.» Aber auch aus der Sicht der Freisinnigen drängten sich Massnahmen auf. Auf der Vorderseite des Bahnhofs sei es schlicht zu eng. Egli wunderte sich darüber, dass der Stadtrat nicht frühzeitig die SBB dazu animiert habe, einen zusätzlichen Ausgang Richtung Heimplatz zu planen. Für die Stadt wäre dies günstiger gewesen.

Wirklich enthusiastisch klang einzig Carla Reinhard von der GLP: Es brauche manchmal mutige Investitionen, die bei der Entscheidung vielleicht noch überdimensioniert wirkten. «Wir sind überzeugt, dass dies eine sinnvolle Investition ist.» Eine unterirdische Verbindung sei der schnellste und direkteste Weg Richtung Hochschulgebiet. Selbst wenn eine oberirdische Verbindung realisiert werden könnte, würde diese nicht die nötige Entlastung bringen.

Am Ende sprach sich der Rat mit 92 zu 23 Stimmen klar für den Kredit aus. Was passiert aber, wenn sich die Bevölkerung dereinst gegen das Projekt aussprechen wird?

Das Geld wäre dann nutzlos ausgegeben worden. Allerdings dürfte schon 2026 eine erste Abstimmung stattfinden, dann wird es um den gesamten Planungskredit gehen, der sich auf über 20 Millionen Franken belaufen wird. Bis dann ist zumindest das Geld für die Stabilisierung des Untergrunds noch nicht ausgegeben – rund 6,5 Millionen Franken. Die Arbeiten dazu beginnen erst 2029.

Exit mobile version