Die Aktien der Dermatologiespezialistin geben nach der Präsentation guter Jahreszahlen deutlich nach. Angesichts der Vorschusslorbeeren schauen die Anleger genauer hin. Das Unternehmen bewegt sich aber in die richtige Richtung.
Geschätzte Leserin, geschätzter Leser
Umsatz- und Gewinnerwartungen für 2024 erfüllt, Rentabilität stark und Wachstumsaussichten intakt – und doch fällt der Aktienkurs von Galderma am Donnerstagmorgen nach Bekanntgabe der Jahreszahlen für 2024 gegen 8%, bevor er sich leicht erholt.
Die Dermatologiespezialistin hat vergangenes Jahr einen Gesamtumsatz von 4,41 Mrd. $ erzielt, wobei die grösseren Segmente kosmetische Injektionsmittel (Injectable Aesthetics, 52% des Umsatzes) und die Hautpflegeprodukte (Dermatological Skincare, 30%) schneller wuchsen als die therapeutischen Produkte (Therapeutic Dermatology, 18%). Die ausgewiesene Kern-Ebitda-Marge lag bei 23,4% (+30 Basispunkte). Die Nettoverschuldung im Verhältnis zum Ebitda konnte von mehr als 5 auf 2,3 gesenkt werden.
Hauptgrund für die Skepsis mit Blick auf die Zahlen ist wohl der verhaltene Ausblick aufs laufende Jahr, wie ich höre.
Wobei die Richtung grundsätzlich stimmt. Die Dermatologiespezialistin will den Umsatz 2025 zwischen 10 und 12% steigern – im vergangenen Jahr betrug das Plus 9,3% –, was einer Beschleunigung des Wachstumskurses entspricht und laut dem Unternehmen Resultat der bedeutenden Markteinführungen ist. Das betrifft insbesondere das therapeutische Dermatologiemittel Nemluvio (Nemolizumab), wofür Galderma mittlerweile sowohl in den USA als auch in Europa die Zulassung für die Behandlung von Prurigo nodularis, einer stark juckenden Hautkrankheit, und Neurodermitis erhalten hat.
In den USA ist die Feuertaufe gelungen, der Vertrieb scheint zu funktionieren; 2024 betrug der dortige Nemluvio-Umsatz schon 23 Mio. $. Nun folgt Europa. Galderma erwartet insgesamt einen Spitzenumsatz von mehr als 2 Mrd. $. Der Blockbuster-Kandidat aus dem Segment der kosmetischen Injektionsmittel Relfydess (RelabotulinumtoxinA) ist nun in vierzehn europäischen Ländern erhältlich. Zudem wird das Unternehmen am jährlichen Treffen der American Academy of Dermatology (AAD) Updates zu ihrer Dermatologiepipeline präsentieren, diese Ankündigung war am Montag von der Börse positiv aufgenommen worden.
Auch die zugrunde liegende Rentabilität soll 2025 voraussichtlich steigen, dies auch dank operativer Hebeleffekte. Gleichzeitig werden die Investitionen in die grossen Hoffnungsträger dieses Jahr am stärksten auf dem Gewinn lasten.
Schwacher Start ins Jahr und Gewinnmitnahmen
Für wenig Freude unter den Investoren sorgen aber noch andere, wenig verheissungsvolle Worte in der Pressemitteilung: So sei das Jahr 2025 eher schwach angelaufen. Grund dafür ist unter anderem die hohe Vergleichsbasis im ersten Quartal. Galderma rechnet in den folgenden Quartalen mit einer Beschleunigung. Damit bleibt von Aussen betrachtet aber eine gewisse Unsicherheit, was die Wachstumsaussichten fürs Gesamtjahr angeht. Der Markt bleibt etwas skeptisch.
Zumal ein weiterer Grund für den schwachen Jahresauftakt die schlechte Konsumentenstimmung im US-Markt ist. Im vierten Quartal musste Galderma im wichtigsten Einzelmarkt bereits einen Umsatzrückgang hinnehmen, wobei sich die Schweizer gerade im Bereich der kosmetischen Injektionsmittel besser schlugen als die Konkurrenz und Marktanteile gewannen. Im Dermatologiebereich muss sich noch zeigen, wie viel durch den absehbaren Umsatzanstieg von Nemluvio in den kommenden Monaten ausgeglichen werden kann. Derzeit zeigt sich insgesamt keine Verbesserung im US-Konsum ab, zuletzt fielen die Makroindikatoren tendenziell enttäuschend aus.
Vor diesem Hintergrund nehmen Anlegerinnen heute gerne etwas Gewinn mit. Die Aktien haben sich dank der sehr guten Marktposition und der grossen Fantasie in der Produktepipeline – gerade mit Blick auf 2025 – seit dem Börsengang vor knapp einem Jahr um fast zwei Drittel verteuert.
Intakter Investment Case
Schon vor einigen Wochen verwies ich darauf, dass die Euphorie zu überborden droht und die Titel wohl etwas zu heiss gelaufen sind, weshalb ich zu einem Rebalancing der Position im Portfolio riet. Die Bewertung der Aktien war bereits von Beginn weg ein Knackpunkt, günstig sind sie auch nach dem heutigen Kursrückgang nicht. Auf einem solchen Niveau darf nicht viel schief gehen, wie mein Kollege Henning Hölder bereits anlässlich der Zahlen zum dritten Quartal treffend schrieb.
Die kommenden Monate werden aus Investorensicht wohl ungemütlicher als das zweite Halbjahr 2024, als der Aktienkurs 43% zulegte. Dafür sorgt nicht zuletzt die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump. Galdermas Kassenschlager Cetaphil wird ausschliesslich in Kanada für den US-Markt hergestellt. Die Hautpflegeprodukte dürften also neu mit einem Importzoll von 25% belegt werden und könnten bei den Kunden preislich an Attraktivität einbüssen.
Grundsätzlich aber halte ich den Investment Case von Galderma längerfristig durchaus für intakt und bleibe bei meiner Position. Der einzige Pure Player im wachsenden Dermatologiegeschäft ist in lukrativen Märkten wie der Hautpflege oder der therapeutischen Behandlung von Hautkrankheiten bestens positioniert.
Freundlich grüsst im Namen von Mrs Market
Gabriella Hunter