Der Dermatologiespezialist weist trotz einem schwierigen Umfeld ein robustes Wachstum aus. Die Markteinführung der ersten Medikamente scheint reibungslos angelaufen zu sein, wie CEO Flemming Ørnskov gegenüber The Market sagt. Weiterhin gilt jedoch: Bei dieser Bewertung darf wenig schiefgehen.
Die Umsatzzahlen für die ersten neun Monate, die Galderma am Donnerstagmorgen publizierte, waren ordentlich: Der Erlös des Dermatologiekonzerns stieg gegenüber der Vorjahresperiode um 9,2% auf 3,26 Mrd. $, was ziemlich genau den Erwartungen der von AWP befragten Analysten entsprach. Dabei ist positiv hervorzuheben, dass sich das Wachstum sowohl über alle Produktekategorien als auch über die geografischen Regionen erstreckt.
Erfreulich ist auch das anhaltende Wachstum (+10%, zu konstanten Wechselkursen +15%) in den internationalen Märkten, vor allem China zeigte eine starke Entwicklung. In den USA ging das Geschäft immerhin nicht zurück. Im Vorfeld war von Beobachtern aufgrund gemischter Zahlen vom Kosmetikriesen L’Oréal in den USA und China eine Verlangsamung bzw. ein stockendes Wachstum befürchtet worden.
«Angesichts des schwierigen amerikanischen Marktes ist unser Wachstum sehr stark», zeigt sich Galderma-Lonzernchef Flemming Ørnskov gegenüber The Market zufrieden. Bereits heute macht Galderma 59% seines Geschäfts international (ex USA). Er sehe in Zukunft sehr viele Möglichkeiten, noch mehr Ressourcen in die internationalen Märkte zu verschieben. Vor allem in China sei man noch vergleichsweise klein. «Es ist aber unsere am stärksten wachsende Länderorgansiation», sagt Ørnskov. Doch auch in Indien, Thailand und Brasilien sei die Marktdurchdringung noch sehr gering.
Die internationale Expansion in weniger ausgereifte Hautpflegemärkte ist ein wichtiger Teil des Investment Cases vieler Investoren. Dass Ørnskov hier Optimismus versprüht, dürfte daher gut ankommen.
Prognose bestätigt, Erwartungen minimal unterboten
Angesichts des ordentlichen Wachstums bestätigt der Konzern die Prognose für das laufende Jahr, engt dabei die Spanne beim Umsatzwachstum aber etwas ein. Neu rechnet man mit einem Wachstum des Nettoumsatzes von 8,8 bis 9,5% im Vergleich zum Vorjahr; zuvor lag die Spanne bei 7 bis 10%. Der Mittelwert hat sich somit von 8,5 auf 9,2% leicht erhöht. Allerdings ist dies noch immer weniger als der derzeitige Marktkonsens, der gemäss Analysten von Citi bei 9,8% liegt.
Das dürfte auch der Grund sein, weshalb der Aktienkurs am Vormittag vorübergehend unter Druck gerieten. Bis zum Mittag waren die Verluste bereits wieder mehr als aufgeholt.
Die hohe Erwartungshaltung des Marktes ist ein Knackpunkt im Investment Case von Galderma. Auch The Market sieht in dem einzigen Pure Player im wachsenden Dermatologiegeschäft eine vielversprechende Anlagegeschichte. Das Unternehmen ist in lukrativen Märkten wie der Hautpflege oder der therapeutischen Behandlung von Hautkrankheiten bestens positioniert. Zudem bringt das Management viel Erfahrung aus der Pharmabranche mit.
Das heisst aber auch, dass bei Galderma nicht viel schiefgehen darf. Sonst drohen grössere Rücksetzer im Aktienkurs. Grund ist die sportliche Bewertung. Die Aktien werden auf Basis der Gewinnschätzungen des laufenden Jahres mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 51 gehandelt. Werden die Gewinnschätzungen für das kommende Jahr genommen, reduziert sich das KGV auf 30. Das ist immer noch hoch, aber durchaus gerechtfertigt – wenn sich denn das prognostizierte Wachstum tatsächlich einstellt.
Markteinführung von neuen Medikamenten
Wichtig für die Erreichung der Wachstumserwartungen ist das Geschäft mit biopharmazeutischen Medikamenten. Für Galderma ist das Neuland – nicht aber für den CEO. Entscheidend ist hier, dass der Konzern die Umsetzung gelingt, vor allem was den Vertrieb betrifft. In den USA hat man diesbezüglich die erste Prüfung bestanden. Mitte August hat Galderma dort die FDA-Zulassung für den Hoffnungsträger Nemluvio (Nemolizumab) erhalten. Das Mittel darf zunächst nur gegen Prurigo nodularis eingesetzt werden, eine Hauterkrankung, die starken, anhaltenden Juckreiz hervorruft. Im Laufe dieses Jahres soll die Zulassung für Neurodermitis folgen.
«In den USA hat es unser Team sehr gut gemacht. Zwei Tage nach der Zulassung hatten wir das Medikament praktisch schon auf dem Markt», sagt Ørnskov. Er sei sehr zufrieden mit der bisherigen Entwicklung und Umsetzung. Ørnskov selbst ist erfahren, was die Lancierung von neuen Medikamenten betrifft und hat diesbezüglich einen erfolgreichen Leistungsausweis vorzuweisen – etwa beim Pharmaunternehmen Shire.
Sollte es sich in den nächsten Monaten und Quartalen bestätigen, dass dem Unternehmen die Markteinführung von neuen Medikamenten gelingt, wäre das ein grosser Vertrauensbeweis. Besonders wichtig dürfte die US-Zulassung von Nemluvio für Neurodermitis sein, die noch in diesem Jahr erwartet wird.
Wie gesagt: Bei Galderma darf wenig schiefgehen; bisher hat das Unternehmen nicht enttäuscht.