Montag, November 25

Die Fahnder haben neue Erkenntnisse zu Burkhard Garwegs Leben veröffentlicht. Und bitten die Bevölkerung um Mithilfe.

Seit Jahrzehnten sind die ehemaligen RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub auf der Flucht. Nach ihnen läuft die wohl berühmteste Fahndung Deutschlands. Nun liegen neue Hinweise vor.

Die Ermittler haben diese Woche Fotos und ein Video von Garweg veröffentlicht. Zudem bringen sie Garweg und seine beiden Komplizen Daniela Klette und Ernst-Volker Staub mit weiteren Straftaten in Verbindung.

Das Video von Garweg ist vier Sekunden lang. Laut der Staatsanwaltschaft Verden und dem Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) wurde es im Jahr 2020 aufgenommen. Burkhard Garweg steht auf dem Bauwagenplatz am Markgrafendamm in Berlin-Friedrichshain. Die Sonne scheint, Garweg trägt ein ärmelloses Shirt mit einem Comic-Aufdruck. Hinter ihm erkennt man Fahrzeuge und Wohnwagen. Garweg lächelt in die Kamera und sagt: «Ganz viel Erfolg morgen bei der Prüfung, liebe Karin.»

Die Ermittler nehmen an, dass sich Garweg noch in Deutschland aufhält und bei seiner Flucht vor den Beamten grosse Unterstützung aus der linken Szene erhält. Das Video kann laut LKA der Bevölkerung dabei helfen, ihn zu erkennen, sollten sie Garweg begegnen. In der kurzen Sequenz werden Gestik, Mimik und Aussprache des ehemaligen Terroristen deutlich.

Weiter hoffen die Ermittler auf Hinweise aus der Bevölkerung. Wer ist diese Karin? In welcher Verbindung steht sie zu Garweg?

Neue Vorwürfe an das RAF-Trio

Neben dem Video von Garweg hat das LKA weitere Informationen veröffentlicht. Darunter zwei Bilder, die laut den Ermittlern im Jahr 2016 in einer Wohnung in Hildesheim aufgenommen wurden. Sie zeigen Garweg, in Schwarz gekleidet und mit Mütze, in der Spiegelung eines Fensters.

Was die Ermittler inzwischen wissen: Zwischen 2008 und 2016 hat Garweg mit einer Lebensgefährtin in einer Wohnung in Berlin-Neukölln gewohnt. Danach zog er auf das Bauwagengelände in Friedrichshain. Weiter schreibt das LKA, Garweg habe in den vergangenen Jahren zahlreiche Verhältnisse mit Frauen gehabt. Das LKA bittet diese Frauen, sich zu melden. Ausserdem vermuten die Ermittler, dass Garweg eine Schule für Fotografie in Berlin besuchte und ab und zu als Fotograf arbeitet. Auch wer dazu etwas weiss, ist gehalten, sich zu melden.

Neben all den neuen Erkenntnissen zu Garwegs Leben äussern die Ermittler auch den Verdacht, dass das RAF-Trio mehr Straftaten begangen habe als bisher vermutet. Insgesamt geht die Staatsanwaltschaft von 13 versuchten und vollendeten schweren Raubüberfällen aus. Die Ermittler werfen dem Trio auch «erpresserischen Menschenraub» vor. Im Jahr 2014 in Elmshorn und 2015 in Osnabrück sollen sie Einkaufsläden überfallen haben. Dabei bedrohten sie die Mitarbeitenden mit Pistolen oder Elektroschockgeräten.

Klette wurde im Februar gefasst

Das RAF-Trio Garweg, Klette und Staub wird seit dreissig Jahren gesucht. In den 1990er Jahren sollen die drei an mindestens drei Terroranschlägen beteiligt gewesen sein. Im Jahr 1998 löste sich die RAF auf, die drei blieben aber im Untergrund und verübten weitere Straftaten.

Ab 1999 sollen sie eine Reihe von Geldtransportern und Supermärkten überfallen haben. Den letzten Überfall haben sie laut den Ermittlern im Juni 2016 in Cremlingen verübt und dabei 600 000 Euro erbeutet.

Ende Februar dann gelang der Durchbruch: Die Ermittler nahmen die RAF-Terroristin Daniela Klette in einer kleinen Wohnung in Berlin-Kreuzberg fest. Zwanzig Jahre hatte sie dort gelebt, sich mit Nachbarn ausgetauscht, in einem Verein Capoeira getanzt.

Nach der Verhaftung fuhren die Ermittler auch die Suche nach Garweg und Staub hoch. Und für einen Moment schien es, als würde auch Garweg bald gefasst werden können. In der Wohnung von Klette fanden die Ermittler aktuelle Fotos von Garweg. Zu diesem Zeitpunkt lebte er nur wenige Kilometer entfernt auf dem Bauwagenplatz in Berlin-Friedrichshain. Doch als die Polizei eine Woche nach Klettes Verhaftung das Gelände stürmte, war er bereits nicht mehr da. Klette hatte ihn offernbar mit einer SMS gewarnt, heisst es.

Zu Staub haben die Ermittler kaum etwas zu berichten. Mitte Juli kam es in Berlin zwar zu einem Grosseinsatz. Jemand wollte Ernst-Volker Staub auf einem Passagierschiff auf der Spree erkannt haben. Ein Mann wurde festgenommen. Doch Staub war das nicht.

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