Nach dem Fehlstart im September wird die Nations-League-Partie in Serbien für das Team von Murat Yakin zur doppelten Prüfung.
Das Dubocica-Stadion ist ein schmucker Neubau in Leskovac, einer Stadt tief im serbischen Süden, man kann schon sagen: in der Provinz. Neben dem Stadion stehen Einfamilienhäuser. Drinnen hat es Platz für rund 8000 Zuschauer. Hier wartet am Samstagabend auf die Schweizer Fussballer in der Nations League eine doppelte Prüfung. Einerseits wohnt dem Spiel wegen seiner Vorgeschichte eine gewisse Brisanz inne. Die wichtigsten Stichworte dazu lauten: WM 2018, Kaliningrad, Doppeladler.
Die Schweizer Delegation hat in den vergangenen Tagen indes mehr als einmal klargemacht, dass sie lieber über das Sportliche spricht als über die Vergangenheit. Und das Gastspiel in Serbien hat ja auch in dieser Hinsicht seine Bedeutung. Die Schweizer stehen unter Zugzwang, und eines können sie sich nach dem missglückten Start in die Nations-League-Kampagne nicht leisten: eine weitere, dritte Niederlage in Folge.
Dann würden der Schweiz bereits vier Punkte auf Platz drei fehlen. Ihr Verbleib in der obersten Liga der Nations League wäre in Gefahr, weil der Gruppenvierte direkt absteigt und auch der Gruppendritte noch ein Abstiegs-Play-off überstehen muss. Der Nationaltrainer Murat Yakin sagte am Freitagabend mit Blick auf die Tabelle, die Schweiz strebe gegen Serbien den Sieg an.
Seit die Nations League im Jahr 2018 ins Leben gerufen wurde, tat die Schweiz stets in der obersten Liga mit. Mehrfach war sie mit dem drohenden Abstieg konfrontiert. Bisher hat sie ihn noch jedes Mal abgewendet.
Jetzt klärt sich, was die ersten Spiele zu bedeuten hatten
Nach der erfolgreichen EM im Sommer, an der es die Schweiz bis in den Viertelfinal schaffte und dort erst im Penaltyschiessen an England scheiterte, waren die Schweizer eigentlich mit grossen Ambitionen in den Wettbewerb gestartet. Pierluigi Tami, der Direktor der Nationalmannschaft, hatte Platz eins oder zwei und die Qualifikation für die Play-offs zum Finalturnier zum Ziel erkoren.
Zum Auftakt der Kampagne verloren die Schweizer im September in Dänemark dann mit 0:2 und gegen Spanien mit 1:4. Ein ernüchternder Start, aber auch einer mit beschränkter Aussagekraft, weil die Partien von aussergewöhnlichen Vorkommnissen geprägt waren. Nach beiden Spielen haderten die Schweizer mit dem Schiedsrichter, wegen fragwürdiger Gegen- und aberkannter eigener Tore (Spanien) und umstrittener roter Karten (Dänemark).
Was das alles zu bedeuten hatte, war hinterher gar nicht so einfach zu beantworten. Yakin bezeichnet die Auftritte im Rückblick als «anständig bis gut». Die Begegnungen mit Serbien und Dänemark werden in den nächsten Tagen weitere Erkenntnisse zum Zustand der Schweizer Nationalmannschaft liefern. Für den Nationaltrainer ist das Serbien-Spiel ein «Gradmesser».
Im September, nach den zwei Auftaktniederlagen, betonte Murat Yakin, dass sein Team sich im Umbruch befinde und Zeit brauche. Mit Yann Sommer, Fabian Schär und Xherdan Shaqiri hat die Schweiz drei langjährige Pfeiler verloren – und die Erfahrung von mehr als 300 Länderspielen.
Insbesondere in der Abwehr klafft nach dem Abgang von Fabian Schär eine Lücke, das zeigten die Spiele gegen Dänemark und Spanien. Der Ostschweizer fehlt in der Dreierkette als Verteidiger und als Aufbauer. Wer ihn ersetzen soll, ist die derzeit spannendste Personalfrage in der Schweizer Auswahl.
Ausgerechnet jetzt fehlt Zakaria
Gegen Dänemark setzte der Trainer Yakin auf Nico Elvedi, gegen Spanien auf den Debütanten Gregory Wüthrich. Nun sprach einiges dafür, dass Denis Zakaria sich in Serbien oder am kommenden Dienstag gegen Dänemark in der Dreierkette neben den gesetzten Ricardo Rodríguez und Manuel Akanji versuchen darf. Yakin spielte immer wieder öffentlich mit diesem Gedanken.
Zakaria glänzt derzeit in Frankreich im defensiven Mittelfeld; den Tabellenführer Monaco führt er als Captain an. Im Schweizer Mittelfeld aber gibt es für ihn keinen Platz, weil Yakin weiterhin auf das Mittelfeldduo mit dem Captain Xhaka und Remo Freuler bauen will. Daran liess der Trainer jüngst keinen Zweifel.
Und so bleibt für Zakaria nur ein Platz in der Dreierkette; in einer solchen hat er auch in Monaco schon agiert. Die anstehenden Spiele wären der ideale Zeitpunkt gewesen, um dieses Experiment in der Nationalmannschaft anzugehen, weil die Schweizer zuletzt ein paar Tage mehr auf dem Trainingsplatz verbringen konnten als noch beim Zusammenzug im September. Unter der Woche wiesen verschiedene Spieler darauf hin, welchen Unterschied das macht.
Doch jetzt ist Zakaria gar nicht beim Nationalteam, er muss wegen einer Knieprellung passen. Yakin meinte in Leskovac, dass er gerne ein, zwei Sachen ausprobiert hätte – nun müsse man das beim nächsten Zusammenzug im November nachholen.