Freitag, November 29

Der Sanitärtechnikkonzern trotzt im Startquartal dem schwachen Marktumfeld besser als erwartet. Ein neues, weniger umfangreiches Aktienrückkaufprogramm wird das laufende ablösen.

Der Sanitärtechniker Geberit hat im ersten Quartal 2024 seine Krisenresistenz erneut unter Beweis gestellt. Trotz einem garstigen Marktumfeld, vor allem in seinem Hauptmarkt Deutschland, hat er seine hohe Rentabilität verteidigen können und die Erwartungen übertroffen.

Entscheidend für Geberits Verfassung ist die Baukonjunktur in Europa, denn rund 90% des Umsatzes erwirtschaftet er dort. Weil in dieser Region die Baugenehmigungen im vergangenen Jahr um rund 15% zurückgegangen sind, ist Geberit nun mit einem schwachen Neubaumarkt konfrontiert. Weil das Unternehmen aber rund 60% im Renovationsgeschäft absetzt, kann es diese Flaute etwas abfedern. Gänzlich kann es diese aber nicht kompensieren.

In einem solchen Umfeld war ein Umsatzrückgang erwartet worden. Hingegen war der währungsbereinigte Rückgang um 1,4% nur halb so hoch wie die Analysten voraussagten. Der Volumenrückgang um 2% konnte durch um 1% höhere Preise abgefedert werden.

Schwacher Markt – fette Marge

Beeindruckend ist vor allem, wie es dem Geberit-Management immer wieder gelingt, auch in schwachen Phasen die Rentabilität auf hohem Niveau zu halten. Die Ebitda-Marge fiel mit 32,8% um nur 30 Basispunkte unter Vorjahr aus, erwartet worden war ein rund doppelt so kräftiger Rückgang. Von solchen Gewinnmargen kann die Konkurrenz nur träumen. Für diese Leistung werden die Geberit-Aktien mit einer Bewertungsprämie belohnt.

Mittlerweile ist das vorwärtsgerichtete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) indes auf ein sehr hohes Niveau von 31 gestiegen. In den vergangenen zwei Jahren lag es im Schnitt bei 25. Das macht die Geberit-Valoren für kurzfristige Kursabgaben anfällig.

Dass der Gewinn wieder zunimmt, scheint allerdings machbar zu sein, denn der leicht positive operative Cashflow sowie der deutlich geringere negative freie Cashflow im saisonal schwachen ersten Quartal zeugen davon, wie fit das Unternehmen ist.

Die übertroffenen Markterwartungen verhalfen den Geberit-Aktien am Dienstag zu einer rund 5%-igen Kursavance. Damit haben sie die diesjährigen Einbussen fast wieder wettgemacht.

Zuversichtlich für den Jahresverlauf stimmt, dass die Grosshändler wieder begonnen haben, ihre Lager an Geberit-Produkten aufzufüllen. Dieser Lageraufbau finde zwar noch nicht überall und auch nicht im gleichen Umfang statt, erklärte Konzernchef Christian Buhl an der Telefonkonferenz. Zudem befinde sich der Lagerbestand noch nicht auf einem normalen Niveau, was aber für eine Branchenflaute normal sei.

Das Unternehmen verfügt nach wie vor über eine hohe Preissetzungsmacht. Obwohl die Kosten für Rohmaterial in der Berichtsperiode um 9% geringer als im Vorjahr bzw. 4% unter dem vierten Quartal 2023 waren, muss Geberit seinen Kunden keine Preisnachlässe gewähren. Auch in der Vergangenheit gelang es Geberit, die Preise zu halten, wenn die Inputkosten fielen. Letztmals hatte das Unternehmen im Januar 2023 die Preise angehoben.

Flexibilität zahlt sich aus

In den kommenden Monaten wird bei den Materialpreisen der Basiseffekt gegen Geberit arbeiten. Doch diese Kosten sind zu gering, um die Margen entscheidend zu beeinflussen. Herausfordernder wird für Geberit sein, die steigenden Löhne zu kompensieren. Für 2024 rechnet das Unternehmen mit 5-6% höheren Löhnen. Weil es die Kapazitätsauslastung gut über Pensenanpassungen und Temporärkräfte steuern kann, wird ihm das wohl auch dieses Mal gelingen.

Wie gut das Unternehmen das schwache Branchenumfeld meistert, zeigt sich auch daran, dass es die Ausgaben für das Marketing sowie Digitalisierungs- und IT-Projekte erhöht. Zusätzliche rund 30 Mio. Fr. seien dafür vorgesehen.

Im gewohnten Ausmass können die Aktionäre auch künftig mit einer sehr hohen Ausschüttung rechnen. 13 Mal in Folge hat Geberit die Dividende erhöht. Im laufenden Jahr soll sie mindestens stabil gehalten werden, heisst es. Das dürfte untertrieben sein, denn dieses Jahr feiert das Unternehmen sein 150-jähriges Bestehen, auch die Aktionäre können mit einer entsprechenden Geste rechnen.

Zwecks kontinuierlicher Gewinnverdichtung kauft das Unternehmen laufend eigene Aktien am Markt zurück. Im Startquartal wurden dafür 51 Mio. Fr. ausgegeben. Wenn das laufende Rückkaufprogramm über 650 Mio. Fr. voraussichtlich im Sommer ausläuft, wird nahtlos ein neues Programm gestartet. Das maximal über zwei Jahre und 300 Mio. Fr. grosse Programm sei nur deshalb kleiner ausgefallen, weil sich nun die Bilanz in der gewünschten Form befinde, hiess es. Zuvor wurde die Verschuldung bewusst etwas erhöht. Ende März lag die Nettoverschuldung bei 1,1 Mrd. Fr. oder rund 9% höher als ein Jahr zuvor. Auch bei der Feinsteuerung der Bilanz zeigt das Geberit-Management Geschick.

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