Freitag, Oktober 18

Elektronische Steuerausweise sind ein Segen beim Ausfüllen der Steuererklärung. Gewisse Banken lassen sich die Dienstleistung vergolden, andere zeigen sich kundenfreundlich. Ein Preisvergleich.

Ein Preisvergleich des Vergleichsportals Moneyland bringt es an den Tag. Für Steuerbescheinigungen verlangen die Banken in der Schweiz sehr unterschiedlich hohe Gebühren. An Bedeutung gewinnt dabei der E-Steuerauszug. Die Anzahl der Kundinnen und Kunden, die einen digitalen Steuerauszug nutzen, hat sich in den letzten drei Jahren zum Beispiel bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) mehr als verdoppelt. Derzeit liegt die Quote bei der ZKB bei rund 37 Prozent. Die steigende Nachfrage nutzen gewisse Banken, um ihre Erträge zu optimieren, indem sie für die Steuerauszüge stattliche Gebühren verlangen. Andere Institute bieten diese Unterlagen hingegen kostenlos an.

So ist der Steuerauszug bei den Kantonalbanken der Kantone Aargau, Bern, Nidwalden und Uri gratis. Auch die Banken Valiant und Neon sowie Robo-Advisor wie Descartes Finance oder True Wealth stellen den elektronischen Steuerauszug zur Verfügung, ohne separat Kosten zu verrechnen.

Aargauer KB verschickt Steuerauszüge automatisch

Die Aargauer Kantonalbank bietet sogar allen Kundinnen und Kunden – auch denjenigen ohne Wertschriften – automatisch und kostenlos einen E-Steuerauszug an. Die Nidwaldner Kantonalbank macht dies für alle Kunden mit einem Wertschriftenausweis, Kunden ohne Wertschriften können den E-Steuerauszug kostenlos bestellen. Auch Neon sendet allen Kunden mit Wertschriften automatisch und kostenlos einen Auszug.

Andere Banken machen mit den Steuerdokumenten hingegen ein Geschäft. Am oberen Ende der Gebührenskala findet man Institute wie die Obwaldner Kantonalbank, die LLB, die Migros Bank und die St. Galler und Tessiner Kantonalbanken. Die Gesamtkosten können hier mehrere hundert Franken betragen. Auch bei der ZKB und Cornertrader belaufen sich die Kosten für einen E-Steuerauszug je nach Anzahl der Wertschriften auf dreistellige Beträge.

Ralf Beyeler, Finanzspezialist beim Vergleichsdienst Moneyland, hat für die «NZZ am Sonntag» ausgerechnet, wie hoch die Kosten für einen E-Steuerauszug bei einem Depot mit 30 Wertschriftenpositionen sind.

Von den Banken, die für den E-Steuerauszug Gebühren verrechnen, ist bei 30 Wertschriftenpositionen die Zuger Kantonalbank für Kunden mit dem Produkt Anlageberatung Basic für 54.05 Franken am günstigsten. Es folgen die Genfer Kantonalbank mit 64.90 Franken und Raiffeisen mit 86.50 Franken.

UBS verlangt 250 Franken – andere noch mehr

Bei der UBS sind die Kosten mit 250 Franken eher hoch, wenn auch nicht so hoch wie bei anderen Banken. Noch teurer verkaufen die Dienstleistung die ZKB und Cornertrader mit jeweils 324.30 Franken. Bei der Migros Bank könnten die Gesamtkosten bis zu 421.60 Franken betragen, sagt Beyeler.

Die Höhe dieser Gebühren ist erstaunlich, liegen doch den Banken alle Daten vor. Sie können die Dokumente den Kunden per Knopfdruck ohne Zusatzaufwand übermitteln. Da stellt sich die Frage, ob die Banken während der Tiefzinsphasen auch diese Gebühren erhöhten, um die Margenverluste zu kompensieren.

Mehrjährige Untersuchungen zur Entwicklung der Bankgebühren für Steuerausweise liegen nicht vor. Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung Konsumentenschutz, kritisiert jedoch, dass die Banken die während der Tiefzinsphasen erhöhten Gebühren seit dem Zinsanstieg zum Grossteil nicht zurückgenommen hätten.

Preisüberwacher appelliert an Selbstverantwortung

Auf das Thema angesprochen, erklärt Preisüberwacher Stefan Meierhans, dass Bankkundinnen und -kunden grundsätzlich die Wahl zwischen den Angeboten verschiedener Banken hätten. Es liege in der Verantwortung der Kunden, die Angebote zu vergleichen und das für sie beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden.

«Da bei der Entscheidung für Bankkonten vorwiegend andere Kriterien im Vordergrund stehen als die Gebühren für Steuerausweise, ist es denkbar, dass die Kundinnen und Kunden im Nachhinein merken, dass sie auf ihre Entscheidung zurückkommen möchten», sagt Meierhans.

Aus Sicht des Preisüberwachers ist es deshalb wichtig, dass der Anbieterwechsel leicht möglich ist und nicht durch Kontoschliessungs- und Transfer-Gebühren oder bürokratische Hürden behindert wird. Deshalb setzt Meierhans sich für Verfahren ein, die Länder wie Österreich bereits kennen. Dort sind die Banken verpflichtet, ihre Kundschaft beim Transfer ihres Kontos zu einer anderen Bank zu unterstützen.

Entscheidend sind die Gesamtkosten

Im Gesamtkalkül spielen die Kosten für Steuerauszüge, auch wenn sie teilweise sehr hoch sind, nur eine Nebenrolle. Kaum jemand wechselt allein deshalb die Bank. Entscheidend sind die Gesamtkosten. «Kunden, die vom Vorteil eines Steuerauszugs oder eines E-Steuerauszugs profitieren wollen, sollten die Kosten für den Auszug in einen Vergleich der Gesamtkosten mit einbeziehen», sagt Beyeler von Moneyland.

Wie bei anderen Bankprodukten auch, ist es sinnvoll, regelmässig zu hinterfragen, ob man den richtigen Anbieter hat, um die eigenen Bedürfnisse zu decken. Dabei sollte der Kunde aber nicht nur die Kosten für den Steuerauszug berücksichtigen, sondern auch andere Kosten und Gebühren. Mindestens so relevant wie die Kosten ist auch die auf den Anlageprodukten erwirtschaftete Rendite. Je höher die Erträge, desto eher sind Gebühren gerechtfertigt und finanziell verkraftbar.

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