Donnerstag, Januar 30

Dem insolventen Signa-Gründer werden unter anderem Untreue und Betrug vorgeworfen. Ehemalige Mitarbeiter und Investoren belasten ihn, wie aus der Haftanordnung der Behörden weiter hervorgeht.

Seit dem letzten Donnerstag sitzt René Benko in Untersuchungshaft in Wien. Nun wird klar, was die Behörden dem gescheiterten Immobilienunternehmer vorwerfen und warum sie ihn überraschend festgenommen haben. So zitiert die österreichische Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in ihrer Festnahmeanordnung zahlreiche Beispiele dafür, dass der Signa-Gründer nach seiner Privatinsolvenz Vermögen vor dem Zugriff der Behörden und Gläubiger versteckt haben soll. Zudem soll er laut den Staatsanwälten nach wie vor faktischer Machthaber und wirtschaftlicher Berechtigter der Laura Privatstiftung gewesen sein.

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In der Festnahmeanordnung, die der NZZ vorliegt, finden sich Informationen aus abgehörten Telefonaten, SMS und WhatsApp-Nachrichten von Mitarbeitern und ehemaligen Investoren der Signa, welche Benko belasten. Zur Verhaftung kam es, weil die Behörden von dringender Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr ausgehen. Es bestehe die Gefahr, dass der Signa-Gründer versuchen könnte, Zeugen und Mitbeschuldigte zu beeinflussen sowie Spuren zu verwischen. So habe er den Behörden etwa eine gefälschte Rechnung für eine teure Waffe vorgelegt.

Die Signa musste im November 2023 Insolvenz anmelden. Die Schulden der undurchsichtigen Handels- und Immobiliengruppe, die aus mehr als tausend einzelnen Gesellschaften besteht, gehen in die Milliarden. Neben Österreich wird mittlerweile in Deutschland, Liechtenstein und Italien strafrechtlich ermittelt.

Die Mutter als Strohfrau

Die Suche nach dem Vermögen von Benko hat sich in den vergangenen Monaten auf die Privatstiftungen in seinem Umfeld konzentriert. Diese wurden mit der Zeit laut der WKStA immer wichtiger für die Finanzierung von Benkos luxuriösem Lebensstil. Besonders im Fokus steht die Laura Privatstiftung (LPS). Der Signa-Gründer hatte sie einst gemeinsam mit seiner Mutter Ingeborg gegründet. Offiziell ist er jedoch nicht mehr der Begünstigte der Stiftung, sondern andere Mitglieder seiner Familie.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Benko hier trotzdem das Sagen hat. Als Beleg zitieren sie beispielsweise eine Chat-Nachricht, wonach Benko die Frage eines Mitarbeiters, ob er 1,5 Millionen Euro aus der LPS nehmen könne, innerhalb weniger Sekunden bejaht habe. Nach aussen habe der Signa-Gründer jedoch den Schein gewahrt, wonach die Stiftungsvorstände selbständig entscheiden könnten und er keinen massgeblichen Einfluss auf sie ausübe.

Die Sichtweise der Staatsanwälte wird vom österreichischen Bauunternehmer und Geschäftspartner von Benko, Hans Peter Haselsteiner gestützt. Er wurde als Zeuge befragt und äusserte die Vermutung, dass die Mutter von René Benko als Stifterin und Begünstigte der Laura Stiftung die Vorschläge ihres Sohnes ausgeführt habe. Benko habe ihm mitgeteilt, die Mama erhalte von der Laura Privatstiftung das Geld und schenke es ihm dann.

Auffallend in Verhandlungen involviert

Als weiteren Beleg für ihre Darstellung führen die Ermittler auch abgehörte Telefongespräche zwischen René Benko und dem Schweizer Unternehmer Hans-Ulrich Lehmann an. In den Gesprächen geht es um den Verkauf der Villa Eden Gardone am Gardasee. Obwohl Benko formell nicht Eigentümer der Villa sei, habe er sich in seinen Telefonaten auffällig persönlich in das Geschehen involviert und Formulierungen verwendet, welche nur den Schluss zulassen würden, dass er sich faktisch als Eigentümer der Immobilie sehe, schreibt die Staatsanwaltschaft. Hans-Ulrich Lehmann reagierte nicht auf eine Anfrage der NZZ.

René Benko hat sich am Freitag bei seiner Vernehmung durch den Richter nicht zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft geäussert. Er bleibt vorerst bis zum 7. Februar in Untersuchungshaft. Sein Anwalt nimmt die Entscheidung des Gerichts zur Kenntnis, will sie öffentlich aber nicht weiter kommentieren.

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