Serap Kahriman oder Monica Sanesi soll einen zweiten Sitz erobern. Obwohl beide nicht zu den bekanntesten Gesichtern der Partei zählen.

Die Grünliberalen wittern in Zürich eine Chance, wie es sie seit 2018 nicht mehr gab. Damals gelang es ihnen, mit dem unbekannten Andreas Hauri einen Sitz in der Stadtregierung zu erobern – und wie damals werden 2026 drei von neun Sitzen frei. Die Tür steht also ungewöhnlich weit offen, um die Dynamik im Stadtrat zu verändern.

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Die GLP will dies nutzen, um einen zweiten Sitz zu holen, und als erste Partei hat sie sich auf zwei Kandidatinnen festgelegt: Die 34-jährige Gemeinderätin Serap Kahriman oder die 52-jährige Kantonsrätin Monica Sanesi soll mit Hauri in den Wahlkampf ziehen. Wer es sein wird, entscheiden die Parteimitglieder in zwei Wochen.

Zweierlei sticht ins Auge. Erstens versuchen es die Grünliberalen nicht mit jenen Figuren, die parteiintern als vielversprechendste Kandidatinnen für ein Exekutivamt gehandelt werden: Die Ständerätin Tiana Moser und die Nationalrätin Corina Gredig scheinen – wenn schon – eher einen Sitz in der Kantonsregierung anzustreben.

Zweitens präsentiert die GLP zwei Frauen mit Migrationshintergrund und betont dies auch ausdrücklich. Es sei «ein in vielerlei Hinsicht diverses Ticket». Die Grünliberalen nehmen damit eine Forderung der überparteilichen Plattform Secondas Zürich vorweg. Diese will kommende Woche von allen Parteien eine Absichtserklärung unterschreiben lassen, in der das Bestreben festgehalten ist, Personen mit Migrationshintergrund für die Politik zu motivieren und bei Wahlen stärker zu berücksichtigen.

Monica Sanesi ist selbst Präsidentin von Secondas und verleiht insofern der eigenen Kandidatur Schub. Ihr erklärtes Ziel ist es, zu erreichen, dass die Vielfalt der Nationalitäten in Zürich als Bereicherung statt als Bedrohung wahrgenommen werde. Sie selbst ist in zwei Kulturen und mit zwei Sprachen aufgewachsen, mit Italienisch und Schweizerdeutsch. Politisch hat sie sich hauptsächlich mit Umwelt- und Verkehrsthemen profiliert: Sie sprach sich für Tempo 30 aus, gegen Lichtverschmutzung, gegen den Steuerabzug für Pendler und gegen zu viel Viehwirtschaft.

Kahriman erzielte einen Achtungserfolg als Aussenseiterin

Auch Serap Kahriman, deren Grossvater aus der Türkei eingewandert ist, sieht in der Zusammensetzung des bisherigen Stadtrats eine Schwäche: Er sei zu alt, zudem habe niemand einen offensichtlichen Migrationshintergrund – eine «Monokultur», die die Gesellschaft nicht widerspiegle. So sagte sie das schon vor vier Jahren, als sie ein erstes Mal zur Wahl antrat, damals noch als Kandidatin der jungen GLP. Sie blieb zwar chancenlos, doch dass ihr Name auf fast jedem dritten Wahlzettel stand, war ein Achtungserfolg.

Im Stadtparlament zählt Kahriman nicht zu den prägenden Figuren, sie äussert sich primär zu gesellschaftspolitischen Themen. Mit ihrem wichtigsten Anliegen hatte sie keinen Erfolg: Sie wollte ein Pilotprojekt anstossen, um Autofahrer zur Zahlung einer City-Maut zu verpflichten.

Die Führungserfahrung von beiden hält sich in überschaubarem Rahmen: Sanesi leitete viele Jahre ein Team beim Zürcher WWF, Kahriman seit 2023 die Umweltschutz-Koordinationsstelle von Schaffhausen.

Dass die Grünliberalen einen «Anspruch auf einen zweiten Sitz» erheben, ist rechnerisch nicht nachvollziehbar: Ihre Wähleranteile in den letzten Wahlen rechtfertigen nur einen Sitz. Die GLP argumentiert aber, dass bei Exekutivwahlen andere Gesetze gälten und dass man in der Zürcher Stadtregierung die politische Mitte stärken müsse. Die heutige Zusammensetzung sei zu wenig ausgewogen.

Dies würde bedeuten, dass ein Sitzgewinn nicht zulasten der FDP gehen müsste, sondern zulasten der übervertretenen SP, die momentan vier Sitze hält und zwei davon verteidigen muss. Die Grünliberalen greifen aber keinen bestimmten Sitz ausdrücklich an.

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