Montag, Oktober 28

Trotz kälteren und kürzeren Tagen eignet sich der Herbst für Wanderungen. Was gilt es bei der Vorbereitung zu beachten?

«Eine gute Vorbereitung ist beim Wandern immer essenziell, besonders aber im Herbst und zu Winteranfang», sagt Patricia Cornali, Sprecherin des Verbands Schweizer Wanderwege. Gemäss der Wanderexpertin ist bei über 65 000 Kilometern Wanderwegen in der Schweiz für alle etwas dabei. Sie gibt allerdings zu bedenken, dass normale Wanderwege – also nicht pink markierte für den Winter – ausschliesslich für die schnee- und eisfreie Zeit vorgesehen seien. «Je näher der Winter kommt, umso mehr ist zu beachten, dass diese Wege nicht mehr kontrolliert und unterhalten werden», sagt Cornali.

Es sei nicht verboten, solche Wege zu begehen, aber die Möglichkeit, dass die Strecken unbegehbar seien und Risiken bärgen, sei höher. Zudem würden im Gebirge teilweise Elemente der Infrastruktur wie beispielsweise Sicherungsseile oder mobile Brücken demontiert, um sie vor Witterungsschäden zu schützen. «Wanderwege, die aufgrund von Schnee und Eis nicht passierbar sind, müssen nicht extra gesperrt werden. Es wäre bei der Grösse des Netzwerks auch gar nicht möglich», sagt Cornali.

Sie empfiehlt, sich vorab gut zu informieren, denn auch Bergbahnen, Hütten oder Restaurants hätten teilweise geschlossen, um sich auf die Wintersaison vorzubereiten. «Auskunft erhält man bei den Tourismusbüros oder bei den Betrieben vor Ort.»

Achtung vor Stolperfallen

Da es aufgrund von Laub und Nässe rutschig sein kann, rät Cornali zu erhöhter Aufmerksamkeit und zur Verwendung von Wanderstöcken. «Geht es bergauf, wird die Länge der Stöcke verkürzt, bergab werden sie verlängert.»

Beim Aufstieg könne man sich mit dem Doppelstockeinsatz hochziehen, indem man beide Stöcke synchron nach vorne führe. Bergab solle man bestenfalls zwei Schrittlängen vor dem Körper abbremsen. «Dabei soll das Gewicht bewusst auf die Stöcke verlagert werden.» Beachtet werden müsse, dass die Stöcke richtig fixiert seien: «Wenn sie bei Belastung nachgeben, kann es zu Stürzen kommen.»

Um sich ein Bild der klimatischen Gegebenheiten zu machen, empfiehlt Cornali, nebst gängigen Wetter-Apps auch Webcams zu prüfen: «Dort erkennt man, ob Schnee liegt oder der Boden matschig ist.» Die Expertin rät, das Kartenmaterial der gewählten Route im Vorfeld zu studieren. Da es früher eindunkelt, empfiehlt sie, lieber früher aufzubrechen und Zeitreserven einzuplanen.

Auch eine gewisse Grundfitness hilft beim Wandern. Gemäss dem Sportmediziner Patrik Noack beansprucht der Abstieg vor allem die Hinterseite der Oberschenkel. «Die Waden werden beim Stabilisieren, wenn es uneben oder matschig ist, oder bei Steigungen beansprucht.» Rutschig könne es aber zu jeder Jahreszeit sein.

«Wichtig ist, dass man auch bei Nebel und schlechterem Wetter rausgeht, denn die frische Luft fördert die Durchblutung und wirkt sich positiv auf das Immunsystem und die psychische Gesundheit aus», so Noack. Zudem empfiehlt er, sich – etwa durch eine Leuchtweste – gegenüber Velo- und Autofahrenden bei Dämmerung erkenntlich zu machen.

Ausrüstung an die Herbsttage anpassen

«Ich empfehle gute und atmungsaktive Wanderkleider mit Schichten nach dem Zwiebelprinzip», sagt Claudia Schmid, Wanderleiterin und Geschäftsführerin der Organisation Bergfrau. Auch ein Regenschutz, eine Wärmejacke, Mütze und Handschuhe sollten im Rucksack sein, ebenso eine kleine Apotheke mit Rettungsdecke, ein geladenes Handy und Papierkarten. Ebenfalls dazu gehört eine Taschen- oder Stirnlampe.

«Ich nehme zudem Hand- oder Sohlenwärmer mit», sagt Cornali. Wenn es unerwartet kalt werde, gäben diese dem ganzen Körper mehrere Stunden warm. Ebenfalls immer dabei im Herbst und Winter sind ihre Schuhspikes. «Die wiegen nicht viel, und man kann sie einfach über die Wanderschuhe streifen, was bei rutschigen Abschnitten hilft.»

Hilfreich ist auch, genügend Verpflegung und Getränke mitzunehmen. Denn häufig sind Brunnen auf dem Weg bereits abgestellt. Die Öffnungszeiten von Gaststätten können gerade in der Nebensaison spontan angepasst werden, und auch die Kühlschränke mit Selbstbedienung bei Bauernhöfen sind im Herbst zuweilen nicht mehr gut gefüllt oder sogar leer.

Ebenso wichtig, so die Expertinnen Cornali und Schmid: Wildruhezonen sollen beachtet werden. «Sie sind grundsätzlich mit Tafeln signalisiert», so Cornali. Und auch über Jagdgebiete sollte man sich im Herbst bei Gemeinden oder kantonalen Jagdverbänden informieren. «Es lohnt sich, auffällige Farben zu tragen, um nicht mit einem Tier verwechselt zu werden», sagt sie. Wer sich gut vorbereite, sich selber nicht über- und die gewählte Route nicht unterschätze, könne sich auf eine schöne und sichere herbstliche Wandertour freuen.


Diese Touren eignen sich für Herbsttage

Besonders schön sind im Herbst, Spätherbst und am Winteranfang Wanderungen auf sonnigen Wegen über dem Nebelmeer oder mystische Touren durch Hochmoore. «Ebenfalls empfehlenswert sind Gebiete, in denen sich die Herbstfarben zeigen, etwa goldene Lärchen oder bunte Laubwälder», sagt Patricia Cornali, Sprecherin des Verbands Schweizer Wanderwege.

Konkret schlägt sie eine Wanderung im Engadin vor, die von Silvaplana entlang dem Silvaplanersee nach Sils Maria und über die Halbinsel Chastè im Silsersee führt und auch für wenig geübte Wandernde machbar ist. Ebenfalls empfehlenswert sei eine Wanderung im Landschaftspark Binntal zum Schaplersee. «Wer nicht in die Berge will, kann im Jurapark Aargau wandern gehen.» Cornali empfiehlt die Tour von Veltheim über die Gisliflue zur Burgruine Schenkenberg und weiter nach Thalheim.

Auch Claudia Schmid, Wanderleiterin und Geschäftsführerin der Organisation Bergfrau, kennt viele Routen, die bis spät im Herbst begehbar sind. «Ich empfehle, Touren an möglichst sonnenbeschienenen Hängen und Bergen auszusuchen – je nach Wetter kann man noch bis zu 2500 Meter hoch gehen.»

Aber auch die Voralpen oder tiefer gelegene Wanderregionen wie Einsiedeln, das Tösstal oder das Napfgebiet böten sich an. «Der Kanton Uri ist zwar steil und hat viele wunderschöne Bergwanderwege, doch auch im Urnerland gibt es sanftere Routen mit herrlicher Aussicht über die Urner Berge, den Urnersee und das Reusstal», so Schmid. Wer aber nicht wandererfahren und unsicher sei, solle sich unbedingt einer geführten Gruppe anschliessen.

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