Renault hält trotz dem abgesagten Börsengang an den ehrgeizigen Zielen bei der Herstellung von E-Autos fest. Dafür sei in der Firma genug Geld vorhanden, erklärt der CEO.
Renault hat den Börsengang seiner Elektroauto- und Software-Sparte Ampere abgesagt. Grund dafür sei unter anderem die Lage an den Märkten, teilte der französische Automobilhersteller am Montag mit.
Der Schritt war Teil einer umfassenden Umstrukturierung im Konzern. Im letzten November wurde das Elektrofahrzeug-Geschäft von der Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor getrennt. Rund 11 000 Mitarbeiter wurden in das neue Unternehmen übergeführt, davon sind etwa ein Drittel Ingenieure.
Die E-Auto-Sparte Ampere hätte zunächst im vergangenen Herbst an die Börse gebracht werden sollen, der Börsengang wurde jedoch auf das Frühjahr verschoben.
Analysten sahen den Börsengang kritisch
Den Wert von Ampere schätzte der Renault-CEO Luca de Meo auf 8 bis 10 Milliarden Euro, was etwa dem derzeitigen Marktwert von Renault entspricht. Verschiedene Analysten, darunter auch jene von der Schweizer Bank UBS und der britischen Barclays Bank, waren jedoch skeptisch. Sie bezifferten den Wert der E-Auto-Sparte auf 3 bis 5 Milliarden Euro.
Der Chef des französischen Autoherstellers sagte denn auch vor einem Kapitalmarkttag im November, bei dem er um Investoren warb, dass der Börsengang abgesagt würde, wenn die Bewertung der Firma zu niedrig ausfallen sollte.
Das Aus für den Börsengang kam deshalb für Analysten kaum überraschend und wurde überwiegend positiv bewertet: «Wir hielten den Börsengang nicht für sinnvoll», sagte der Bernstein-Automobilanalyst Daniel Roeska gegenüber Bloomberg. Die Entscheidung zeige aber, dass Renault bereit sei, die Umsetzung seines Plans anzupassen und auf die Stimmung am Markt zu hören. Der Aktienkurs von Renault stieg am Dienstag sogar etwas an.
Der Renault-CEO de Meo kündigte derweil an, auch ohne Börsengang bei seinen ehrgeizigen Zielvorgaben für Ampere zu bleiben. So will der Unternehmer bis 2028 die Kosten für die Herstellung von Elektrofahrzeugen um 40 Prozent senken. Das würde es Ampere ermöglichen, E-Autos vor der Konkurrenz zum gleichen Preis wie Verbrenner anzubieten. 2025 soll Ampere 300 000 Fahrzeuge verkaufen und im Jahr 2031 eine Million.
Dies entspricht fast der Hälfte dessen, was Renault 2023 weltweit an Autos abgesetzt hat. Insgesamt stieg der Absatz des Autobauers mit den Marken Renault, Dacia und Alpine 2023 um neun Prozent an. Gleichwohl hat sich der französische Hersteller noch nicht davon erholt, dass ihm wegen des Ukraine-Kriegs mit Russland ein wichtiger Absatzmarkt weggebrochen ist.
Nachfrage nach E-Autos sinkt
Ausserdem lässt die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen nach. Eine Reihe von Automobilherstellern hat die Markteinführung neuer Modelle zurückgestellt, und Vermietungsfirmen haben die Anschaffung von E-Autos für ihre Flotten sistiert.
Auch die Konkurrenz aus China nimmt stark zu. Angesichts des Wettbewerbsdrucks musste jüngst auch der Marktführer Tesla seine Verkaufspreise senken und wies deshalb auf sinkende Gewinnmargen und langsameres Wachstum hin.
Bei Renault will man trotz derzeit schlechtem Marktumfeld an der eingeschlagenen Strategie in der Elektromobilität festhalten. Der französische Automobilhersteller gab deshalb am Dienstag auch bekannt, dass er Ampere aus eigener Kraft vorantreiben werde. Man habe dafür genügend Geld, sagte der CEO de Meo.
Neben Renault will auch der japanische Partner Nissan weiterhin in Ampere investieren. Mit Mitsubishi laufen die Gespräch noch. Beide Autohersteller hatten angekündigt, bei einem Börsengang von Ampere bis zu 800 Millionen Euro zu investieren. Auch der amerikanische Chipkonzern Qualcomm war als Geldgeber gehandelt worden. Mit den Amerikanern unterhält Renault bereits eine Partnerschaft im Softwarebereich.