Mittwoch, März 19

Gerüchteweise soll Baloise einen Zusammenschluss mit Helvetia evaluieren. Das Informationsleck kann verschiedenen Zwecken dienen – eine Einordnung.

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Die beiden Schweizer Versicherer Baloise und Helvetia sollen einen Zusammenschluss ausloten. Das zumindest schreibt Bloomberg unter Verweis auf anonyme, aber mit den Gesprächen vertraute Personen.

Ob das stimmt, weiss ich nicht.

Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ein solcher Zusammenschluss nicht stattfinden wird und dass die Information mit einem anderen Ziel den Weg zur Nachrichtenagentur gefunden hat.

Rückblick: Bei Baloise haben die Aktionäre an der letzten Generalversammlung die Stimmrechtsbeschränkung abgeschafft. Danach stieg der aktive Investor Cevian beim Versicherer ein, baute seinen Einfluss auf knapp unter 10% aus – und stellte Forderungen zum Umbau des Geschäfts.

Nachdem im Herbst am Investorentag klar wurde, dass Baloise diese Forderungen nahezu ignoriert, folgte der Anspruch, eigene Vertreter in den Verwaltungsrat zu bringen – ein Punkt, den Baloise mit Blick auf die kommende Generalversammlung unterstützt.

Sucht Baloise Schutz bei Helvetia?

Gespräche mit Marktteilnehmern lassen mich jedoch vermuten, dass Baloise nun das Gespräch mit Helvetia gesucht haben könnte, um sich dem Druck zu entziehen, den Cevian künftig aus dem VR wird ausüben können.

Ein Zusammenschluss würde nicht nur die Stimmkraft von Cevian halbieren – beide Unternehmen weisen einen Börsenwert von grob 9 Mrd. Fr. auf –, sondern auch die strategischen Prioritäten verschieben.

Von Aktionären von Baloise höre ich allerdings, dass sie einen Merger mit Helvetia niemals gutheissen würden – auch Cevian nicht. An einer GV wäre dafür eine Zweidrittelmehrheit notwendig.

Konkurrenten in Lauerstellung

Doch nicht nur das: Aus einer Industrieperspektive würden grosse Anbieter wie Zurich Insurance, Axa oder Generali niemals tatenlos zusehen, wie ein zentraler Schweizer Versicherer wie Baloise aus dem Markt genommen wird. Dies – gemäss Bloomberg – noch in einem Merger, der in der Regel ohne Prämie stattfindet.

Wenn Baloise tatsächlich über einen Merger nachdenkt – und damit implizit zu verstehen gibt, dass man offen für eine neue Eigentümerstruktur ist –, müssten die grossen Player ebenfalls Vorstösse lancieren. Die Folge wäre eine Auktion, also faktisch ein Bieterwettbewerb, in dem Helvetia wohl nicht obsiegen könnte.

Da den Aktionären das beste Angebot aus einem solchen Prozess vorgelegt werden müsste, ist auch aus dieser Sicht ein Zusammenschluss zwischen Baloise und Helvetia praktisch ausgeschlossen.

Ungeduldige Aktionäre?

Helvetia als Merger-Partner von Baloise ins Spiel zu bringen – dies allerdings mit dem Ziel, die grossen Versicherer anzutreiben, bei Baloise eigene Übernahmeinteressen anzumelden – könnte Baloise-Aktionären dienlich sein, die ungeduldiger sind als Cevian.

Der schwedische Investor verfolgt gemäss meinem Verständnis nicht den Plan, auf eine schnelle Übernahmeprämie zu spekulieren und dem Käufer das operative Verbesserungspotenzial auszuhändigen, sondern will dank Einsitz im VR über die Zeit selbst Aktionärswert schaffen und so den Kurs voranbringen.

Die Gerüchte bezüglich der Gespräche von Baloise mit Helvetia sowie das Übernahmeinteresse, das sie bei grösseren Versicherern wecken könnte, dienen diesem Ziel aber ebenfalls: Wenn Baloise ihre operativen Verbesserungsmöglichkeiten nicht selbst angeht und auf die von Cevian geforderte Fokussierungsstrategie einschwenkt, könnten diese Arbeiten alternativ auch von einem Konkurrenten übernommen werden, der Baloise aufkauft.

Fazit: Der Druck auf Baloise bleibt hoch – und aus Aktionärssicht spricht das weiterhin für Kurspotenzial.

Freundlich grüsst im Namen von Mr Market

Ruedi Keller

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