In keinem anderen Land der Welt sind Schusswaffen so verbreitet wie in den USA, und nirgendwo sonst kommt es in solcher Regelmässigkeit zu verheerenden Massakern. Warum ist das so? Die wichtigsten Zahlen und Fakten zur amerikanischen Waffengewalt.
Die neusten Entwicklungen
- Eine Frau hat am Sonntag in einer bekannten Megakirche in Houston im US-Gliedstaat Texas mit einer Langwaffe das Feuer eröffnet. Sie wurde kurz darauf von anwesenden Sicherheitskräften erschossen, teilte die zuständige Polizeibehörde bei einer Pressekonferenz mit. Bei den Sicherheitskräften habe es sich um zwei nicht im Dienst befindliche Polizeibeamte gehandelt. Die Schützin habe ein Kleinkind bei sich gehabt, hiess es weiter. Der schätzungsweise fünfjährige Junge sei bei dem Feuergefecht angeschossen worden und befinde sich in einem kritischen Zustand. Ein unbeteiligter Mann sei ausserdem am Bein verletzt worden. Bei der Kirche handelt es sich um die Lakewood Church des protestantischen Celebrity-Predigers Joel Osteen. Laut Medienberichten nehmen 45 000 Menschen in Lakewood an den wöchentlichen Gottesdiensten teil. Zum Tatzeitpunkt fand jedoch laut Kirchen-Website gerade kein Gottesdienst statt. Die Ermittlungen dauern nach Polizeiangaben an.
- Auf dem Campus der University of Nevada in Las Vegas ist es am Mittwoch (6. 12.) zu einem Schusswaffenangriff gekommen, bei dem mindestens drei Menschen getötet wurden. Eine weitere Person sei in kritischem Zustand im Spital, wie die Polizei berichtet. Der mutmassliche Täter ist nach Polizeiangaben ebenfalls tot. Wie der Schütze ums Leben kam, war zunächst unklar, ebenso wie sein Motiv. Auch Details zu den Opfern und dem Ablauf der Attacke nannten Ermittler zunächst nicht. Die Polizei betonte, es bestehe keine weitere Gefahr für die Öffentlichkeit.
2023 haben sich in den USA 26 Schusswaffenmassaker ereignet. Von Massaker spricht die Nichtregierungsorganisation Gun Violence Archive, wenn eine Schiesserei mindestens vier Verletzte oder Tote fordert. Im Jahr 2023 ereigneten sich 656 Schusswaffenmassaker. Der Amoklauf in Lewiston (Maine) am 25. Oktober war am verheerendsten. Ein Schiess-Trainer tötete dort in einer Bar und einem Freizeitzentrum 18 Personen und verletzte 13 weitere. Seit Jahresbeginn gab es bereits drei Schiessereien an Schulen mit Toten oder Verletzten, 2023 waren es 38 Schiessereien .
Die Häufigkeit solcher Massaker hat mit der Verbreitung von Schusswaffen in den USA zu tun. Laut der jüngsten Schätzung der Nichtregierungsorganisation Small Arms Survey aus dem Jahr 2018 ist Amerika das Land mit den meisten Schusswaffen pro Einwohner.
Seit der Jahrtausendwende hat die Zahl der Waffen in den USA stetig zugenommen – und mit ihr die Zahl der Massaker. Zu solchen kommt es im Durchschnitt mehrmals pro Tag. Nur die besonders gravierenden machen überhaupt nationale Schlagzeilen und führen zu einer politischen Debatte über effektivere Waffenkontrolle.
Waffen sind in Amerika allgegenwärtig. Regional gibt es grosse Unterschiede, doch laut einer Umfrage des renommierten Pew Research Center aus dem Jahr 2023 leben 40 Prozent der Erwachsenen in einem Haushalt mit Waffe. Im konservativ geprägten Mittleren Westen und Süden ist der Anteil höher als an den Küsten.
Die genaue Anzahl Waffen in den Händen von Privatpersonen ist nicht bekannt. Es gibt keine nationale Datenbank und ohnehin einen blühenden Schwarzmarkt. Die Nichtregierungsorganisation Small Arms Survey rechnete im Jahr 2018 mit über 390 Millionen Schusswaffen oder 120 pro 100 Einwohner. Die USA sind damit mit grossem Abstand das Land mit den meisten bewaffneten Privatpersonen. Es folgt das Bürgerkriegsland Jemen mit einer Rate von 53 Schusswaffen pro 100 Einwohner. In Kanada liegt der Wert bei 35, in der Schweiz bei 28 und in Deutschland bei 20.
Einen Hinweis auf die Entwicklung gibt die Anzahl durchgeführter Leumundsprüfungen (Background-Checks), die nach Bundesrecht beim Kauf einer Schusswaffe bei einem lizenzierten Händler erforderlich sind. Seit dem Start 1998 wurden über 300 Millionen solche Prüfungen durchgeführt.
Die Zahlen geben kein vollständiges Abbild, weil Privatverkäufe etwa unter Bekannten oder an Waffenmessen in vielen Gliedstaaten von der Prüfpflicht ausgenommen sind. Dennoch zeigt sich, dass die Background-Checks über zwanzig Jahren konstant und stark zugenommen haben. Mit der Pandemie explodierten die Zahlen geradezu. 2022 ist die Anzahl der Background-Checks wieder markant zurückgegangen, bewegte sich vergangenes Jahr aber noch über dem Niveau von vor der Pandemie.
Zu Schiessereien kommt es in den USA jeden Tag mehrmals. Selbst sogenannte «mass shootings» ereigneten sich laut der Nichtregierungsorganisation Gun Violence Archive im Jahr 2023 insgesamt 656 Mal – also im Durchschnitt fast zwei Mal täglich. Als «mass shooting» definiert die Organisation Vorfälle, bei denen der Schütze vier oder mehr Personen durch eine Waffe verletzt oder tötet. Viele Wissenschafter und Medien stützen sich auf diese Definition, es gibt aber auch andere. Das FBI etwa registriert «active shooter incidents» und definiert solche als Ereignisse, bei denen ein oder mehrere Täter andere Menschen in bevölkerten Umgebungen «aktiv» töten oder dies zu tun versuchen.
Das bisher schlimmste Massaker ereignete sich am 1. Oktober 2017, als ein 64-Jähriger aus dem 32. Stock eines Luxushotels in Las Vegas über tausend Schüsse auf die Teilnehmer eines Musikfestivals auf dem berühmten Strip feuerte. 58 Personen kamen dabei ums Leben. Fast 50 Opfer forderte auch der Anschlag eines Sympathisanten verschiedener Terrororganisationen aus dem Nahen Osten gegen einen vor allem von der LGBTQ-Szene frequentierten Nachtklub im Juni 2016 in Orlando, Florida. Der gravierendste Amoklauf an einer Bildungseinrichtung ereignete sich im April 2007 an der Virginia Tech in Blacksburg, Virginia. Ein südkoreanischer Student der Universität mit offenbar psychischen Problemen tötete dabei 32 Personen.
In den vergangenen Jahren hat sowohl die Zahl der «mass shootings» als auch die Zahl der bei den einzelnen Massakern Getöteten zugenommen. Nach Statistiken des FBI nahm die Zahl der «active shooter incidents» stark zu – von weniger als 10 jährlich zu Beginn des Jahrtausends auf rund 30 in den Jahren unmittelbar vor Beginn der Pandemie. 2023 wurden 50 derartige Ereignisse registriert und 2021 sogar 61.
Laut den jüngsten verfügbaren Daten forderten Schusswaffen im Jahr 2020 über 45 000 Tote, so viele wie nie zuvor, seit die Statistik geführt wird. Im Zehnjahresvergleich stieg die Zahl um 43 Prozent an. Allerdings ist auch die Bevölkerung stark gewachsen. 2020 kamen umgerechnet auf die Bevölkerung 13,6 Personen pro 100 000 Einwohner durch eine Schusswaffe ums Leben. Die Rate liegt damit unter dem im Jahr 1974 registrierten Rekordwert von 16,3 Schusswaffentoten pro 100 000 Einwohner. Zum Vergleich: In der Schweiz sind es 2,7 Personen pro 100 000 Einwohner, in Deutschland beträgt die Rate 1,2 (Zahlen jeweils für 2019).
«Mass shootings» machen nur einen Bruchteil der Opferzahlen aus. Im Jahr 2020 etwa zählte das Gun Violence Archive 610 Personen, die bei solchen Massakern getötet wurden. Dagegen schieden im gleichen Jahr 54 Prozent aller Schusswaffentoten durch Suizid aus dem Leben. 43 Prozent waren Morde oder Tötungen.
Trotzdem ist damit die Zahl der gewaltsam mit Waffen Getöteten in den USA viel höher als in vergleichbaren Ländern. Laut Daten der Uno für das Jahr 2019 kamen in Amerika 4,12 Personen pro 100 000 Einwohner auf diese Weise ums Leben. In Kanada beträgt die Rate 0,5, in Grossbritannien 0,04, in der Schweiz 0,18 und in Deutschland 0,08.
Diese enorme Diskrepanz zu hochentwickelten Ländern mit vergleichbarem Wohlstand lässt sich mit Faktoren wie einer grösseren Ungleichheit, einem schwächeren sozialen Netz oder schlechtem Zugang zu medizinischer Versorgung für psychisch Kranke allein nicht erklären. Eine 2018 im «Journal of the American Medical Association» publizierte Untersuchung von 195 Ländern über den Zeitraum von 1990 bis 2016 kommt vielmehr zu dem Schluss, dass es dort mehr Opfer von Schusswaffen gibt, wo auch der Zugang zu diesen einfach ist.
Inneramerikanische Daten stützen diesen Befund. Laut den neusten Daten der Gesundheitsbehörde CDC für das Jahr 2020 ist die Rate der Schusswaffenopfer am höchsten in den Gliedstaaten Mississippi, Louisiana, Wyoming, Missouri und Alabama mit über 23 Toten pro 100 000 Einwohner. Am tiefsten ist sie in Hawaii, Massachusetts, New Jersey, Rhode Island und New York, wo die Rate gut 5 oder weniger beträgt. Laut Schätzungen der Nichtregierungsorganisation Rand für die Jahre 2007 bis 2016 leben in der ersten Staatengruppe knapp 50 Prozent der Bevölkerung oder mehr in einem Haushalt mit Waffe. In der zweiten Gruppe sind es 14 Prozent (New York) oder weniger.
Die Organisation Everytown for Gun Safety, die sich für strengere Regeln engagiert, setzt die Daten zudem in Zusammenhang mit den jeweiligen Waffengesetzen. Sie kommt zu dem Schluss, dass es in Staaten mit strikten Waffengesetzen weniger Waffengewalt gibt. Laut der Analyse kommt es in den 13 Staaten mit den lockersten Regeln zu dreimal so vielen Opfern durch Schusswaffen wie in den 8 Staaten mit den strengsten Gesetzen.
Das vielzitierte Second Amendment, der zweite Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten, der am 15. Dezember 1791 verabschiedet wurde, sichert den Amerikanern das Recht auf Waffenbesitz zu. «Da eine wohlregulierte Miliz für die Sicherheit eines freien Staates notwendig ist, darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und zu tragen, nicht beeinträchtigt werden», heisst es im Text.
Die Gründerväter hatten – nach Ansicht von Anhängern eines strengeren Waffenrechts – damit kein individuelles Recht im Sinn, sondern wollten durch das Bewaffnen der Amerikaner sicherstellen, dass diese als Mitglieder einer wohlregulierten Miliz jederzeit ihr Land verteidigen konnten, notfalls auch gegen eine autoritäre Regierung. So sollten Sicherheit und Stabilität garantiert werden ohne die Gründung einer professionellen Armee, die als Bedrohung für eine freie Gesellschaft angesehen wurde.
Die Rahmenbedingungen haben sich seit dem 18. Jahrhundert in vielfacher Hinsicht verändert. Die USA verfügen inzwischen über das am besten finanzierte professionelle Militär der Welt, und heutige halbautomatische Gewehre, die in den USA auch Zivilisten zum Verkauf stehen, sind wesentlich gefährlicher als die Musketen zur Zeit der Annahme des Second Amendment.
Dennoch berufen sich Verteidiger des liberalen Waffenrechts stets auf die Verfassung. 2008 stärkte der Supreme Court diese Position und entschied, dass der Verfassungszusatz das individuelle Recht garantiere, eine Waffe zu tragen und zur Selbstverteidigung zu nutzen, unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Miliz. 2022 weitete das Gericht diese Rechtsprechung noch aus und urteilte, dass auch das Tragen einer Waffe in der Öffentlichkeit nur unter gewissen Umständen verboten werden darf.
Für die Befürworter liberaler Gesetze sind der Besitz und das Tragen einer Waffe ein zentrales Freiheitsrecht und die Garantie dafür, sich nötigenfalls auch gegen den Staat wehren zu können. In einem Land, in dem viele die Kompetenzen der Regierung eng begrenzt sehen wollen, ist das von grosser Bedeutung. Dazu kommt, dass Waffenbesitzer trotz einem funktionierenden staatlichen Gewaltmonopol mit der Möglichkeit zur Selbstverteidigung argumentieren.
Sie behaupten jeweils, das wirksamste Mittel gegen einen «bad guy» mit einer Waffe sei ein «good guy» mit einer Waffe. Selbst nach schockierenden Massakern etwa an Schulen sieht die konservative Seite das Problem deshalb nicht bei den Waffen, sondern bei der Häufigkeit psychischer Krankheiten oder dem Versagen von Kontrollen. Hätten mehr Menschen Waffen, könnten diese einen missbräuchlichen Umgang damit auch eher stoppen, heisst es oft.
Anhänger von strengeren Gesetzen verweisen dagegen auf die Häufigkeit von Schusswaffenmassakern im Vergleich zu anderen Ländern und darauf, dass restriktive Gliedstaaten weniger Tote zu beklagen haben. Sie sehen die Mehrheit der Bevölkerung zudem auf ihrer Seite. Gemäss der jüngsten Umfrage des Instituts Gallup wünschen 66 Prozent strengere Gesetze und nur 25 Prozent eine Bewahrung des Status quo.
Auf nationalstaatlicher Ebene gelten folgende Bestimmungen:
- Offiziell registrierte Waffenhändler dürfen keine Schrotflinten und Gewehre sowie Munition an Personen unter 18 Jahren verkaufen. Das Gesetz schreibt aber kein Mindestalter für den Verkauf durch nicht lizenzierte Händler sowie für den Besitz von solchen Langwaffen vor.
- Waffenhändler mit und ohne Lizenz dürfen Faustfeuerwaffen nur an Personen über 21 Jahre verkaufen. Auch der Besitz ist für solche Personen grundsätzlich untersagt.
- Vorbestrafte, Psychischkranke, die mit richterlichem Beschluss eingewiesen wurden, Personen, die wegen des Konsums illegaler Drogen aufgegriffen wurden, unehrenhaft aus dem Militär entlassene Personen oder Personen, gegen die Massnahmen wegen häuslicher Gewalt ergriffen wurden, sind vom Waffenkauf ausgeschlossen. Allerdings ist die Einweisung wegen psychischer Erkrankung schwierig zu erwirken. Sogenannte «Red Flag»-Regulierungen, die in einigen Staaten gelten, könnten Abhilfe schaffen. Sie erlauben es Familienmitgliedern, Betreuern und Polizisten, bei entsprechender Bedrohungslage einen zeitlich begrenzten Entzug von Waffen zu erwirken.
- Personen, die eine Händlerlizenz erhalten wollen, müssen mindestens 21 Jahre alt sein und dürfen zu keiner der vom Waffenkauf ausgeschlossenen Personengruppen gehören. Es kann jedoch jeder Bürger ohne Lizenz eine Waffe verkaufen, solange er dies nicht regelmässig und zu kommerziellen Zwecken tut.
- Potenzielle Waffenkäufer müssen für einen Background-Check ein Formular des Amtes für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoff ausfüllen. Der Händler kann damit beim vom FBI betriebenen Prüfungssystem etwaige Einschränkungen des Käufers überprüfen lassen. Zeigt das System ein Problem an, hat das FBI drei Tage Zeit für weitere Abklärungen. Laut Angaben des FBI wurden bis anhin 300 Millionen solcher Prüfungen durchgeführt. Sie führten zu 1,5 Millionen abgelehnten Waffenkäufen. Bei privaten Verkäufen etwa unter Bekannten oder an Waffenmessen entfällt die Kontrolle allerdings. Eine 2017 veröffentlichte Studie von Wissenschaftern zweier Universitäten legte dar, dass rund 22 Prozent der Waffenbesitzer, die zwischen 2013 und 2015 eine Schusswaffe erlangt hatten, keinem Background-Check unterzogen wurden.
- Der Besitz von nach 1986 gebauten automatischen Waffen ist in den USA verboten. Vor 1986 gebaute automatische Waffen bleiben legal in Umlauf. Zudem können halbautomatische Waffen mithilfe von Zubehör wie Bump-Stocks umgebaut werden, so dass sie ein Schnellfeuer wie bei Maschinengewehren ermöglichen.
Nach dem Massaker in einer Primarschule in Texas gelang im Sommer 2022 eine Verschärfung des Waffenrechts. So wurden die Background-Checks auch auf Jugendstrafen erweitert, und die Einschränkungen im Fall von häuslicher Gewalt gelten auch bei Partnerschaften ohne Trauschein und nicht mehr nur bei bestehenden oder geschiedenen Ehen.
Es handelt sich damit um eine sehr beschränkte Reform, und doch ist es die weitestgehende seit fast dreissig Jahren. Sie bleibt aber weit hinter den Forderungen von Experten und den Demokraten zurück. Diese umfassen insbesondere:
- Universelle Background-Checks: Die Leumundsprüfung soll auch auf private Waffenverkäufe ausgeweitet werden. Bis anhin bieten diese eine Umgehungsmöglichkeit für alle, die bei lizenzierten Händlern keine Waffe erwerben dürfen. In mehr als einem Dutzend der Gliedstaaten wurden entsprechende Regelungen erlassen.
- «Red Flag»-Gesetze: Solche Gesetze erlauben es der Polizei oder Angehörigen, eine gerichtliche Entscheidung zu erwirken, dass einer Person im Fall von Drohungen oder Gefahr eine Waffe entzogen wird. In 19 Gliedstaaten gelten solche Bestimmungen bereits.
Bei ihrer Gründung im Jahr 1871 war die National Rifle Association (Nationale Gewehrvereinigung, NRA) eine Art Jägerklub, in dem frühere Bürgerkriegssoldaten das Hobby- und Jagdschiessen trainierten. Erst mit den gesellschaftlichen Unruhen der 1960er Jahre radikalisierte sich die Organisation. Auslöser dafür war die Gun Control Act von 1968, die den Verkauf von Waffen einschränkte. Einzelne Mitglieder befürchteten weitere Regulierungen und verwandelten die NRA in eine Lobbygruppe, deren Hauptziel es wurde, derartige Gesetze zu verhindern.
Zwar zählt sie nach eigenen Angaben nur knapp 5 Millionen Mitglieder (nicht einmal 2 Prozent der amerikanischen Bevölkerung), doch der Kreis ihrer Sympathisanten ist erheblich grösser. Darauf begründet sich die Macht der NRA, die Politiker auf allen Ebenen entsprechend ihrer Unterstützung für das Waffenrecht auf einer eigens eingerichteten Website bewertet und benotet. Die Organisation gibt jährlich etwa 200 Millionen Dollar für politische Lobbyarbeit aus, die sie über Mitgliederbeiträge und vor allem Spenden finanziert. Gegen Politiker, die das Waffenrecht in irgendeiner Form verschärfen wollen, fährt die Organisation höchst aggressive Kampagnen. Die NRA unterstützte den Wahlkampf von Donald Trump und anderen Republikanern mit Millionen von Dollar.
In den vergangenen Jahren kämpfte die NRA allerdings mit rechtlichen Problemen und büsste Einnahmen sowie Mitglieder ein. Dennoch gab die Waffenlobby im Jahr 2021 fast 16 Millionen Dollar für politische Einflussnahme aus, die Anhänger strengerer Waffengesetze dagegen nur knapp 3 Millionen Dollar.
mit Agenturmaterial