Donnerstag, Dezember 26

Harald Gärtner, der Abgesandte des Los Angeles FC, verbreitet warme Worte und nennt keine Ziele – ausser: nicht abzusteigen. Ist das vereinbar mit den Plänen der Eigentümer?

Strammen Schrittes betritt Harald Gärtner den Medienraum im GC-Campus und schmettert ein lautes «Grüezi mitenand» in die Runde. So wie es die Deutschen eben machen, wenn sie signalisieren wollen, dass sie angekommen sind. Angekommen in Niederhasli beim Schweizer Fussball-Rekordmeister, entsandt von den neuen GC-Besitzern in Los Angeles.

Neben Gärtner nehmen der Sportchef Bernt Haas und der Trainer Bruno Berner Platz, man will nach dem Ende der Transferphase gemeinsam Auskunft geben über die erste Zeit der Zusammenarbeit: «sehr gut», «intensiv», «erfreulich» sei sie gewesen, lassen die Protagonisten verlauten. Es ist kein schlechter Moment, um wortreich Unverbindlichkeiten zu verbreiten.

Seit zum Rückrundenstart der Los Angeles FC (LAFC) die Grasshoppers von der chinesischen Fosun-Gruppe übernommen hatte, holten sie in 6 Spielen 7 Punkte. Niederlagen gab es gegen den FCZ, YB und Winterthur, Siege gegen den FC Basel und den FCZ sowie ein Remis in Lugano. Das ist eine Bilanz, die so viel Hollywood-Glamour versprüht wie ein Schweizer Dok-Film über Käseherstellung. Solide, aber langweilig.

Gleich weit wie vor einem Jahr mit dem Trainer Giorgio Contini: 24 Spiele, 28 Punkte

Die Ansprüche sind andere. Die Vertreter der neuen Besitzer haben rund um die Übernahme immer wieder betont, dass sie GC in die europäischen Wettbewerbe bringen wollen. Vielleicht nicht gerade auf direktem Weg in die Champions League, aber ausschliessen kann man die Königsklasse in Hollywood auch nicht. «Du musst gewinnen, immer, es gibt keine Alternative», sagte der LAFC-Sportdirektor John Thorrington in der NZZ. Gärtner sagt: «Wir wollen uns möglichst weit weg vom Barrage-Platz aufhalten.» Die altbekannte GC-Sprachformel dazu lautet «stabilisieren».

Stabilisieren ist das Gegenteil von Veränderung oder Aufbruch, es bedeutet Stillstand. Das passt zu GC. Vor einem Jahr hatte der Klub mit dem Coach Giorgio Contini nach 24 Spielen mit 28 Zählern exakt gleich viele Punkte wie jetzt. GC verteidigt gut, aber schiesst wenig Tore. Wie in der letzten Saison folgt nun nach einem Sieg wieder eine oder zwei Niederlagen, bis wieder eine gewonnene Partie die Distanz zum Barrage-Platz auf ein erträgliches Mass anwachsen lässt. «Volatil» nennt der Trainer Berner den sportlichen Weg der Mannschaft. Das Gleiche sagte Contini vor einem Jahr.

86TV | Pressekonferenz mit Gärtner, Haas und Berner

Immerhin brauchen das letzte Jahr und die jüngere Vergangenheit weder Berner noch Gärtner zu kümmern. Gärtner spricht von «kennenlernen» und «Partnerschaft», man müsse «miteinander und nicht übereinander reden, um gute Lösungen zu finden». Der 55-jährige ehemalige Abwehrspieler wirkt bei seinen Ausführungen wie ein charmanter Mentor, der «mit Tat und Rat beisteht». Und nicht wie der Vertreter von Besitzern, die Geld investieren für den Ausbau ihres Klub-Netzwerks mit Filialen in Innsbruck, Montevideo und Zürich sowie mit Kooperationen wie der Red&Gold-Partnerschaft mit dem FC Bayern München.

Den Ball flach halten, nichts versprechen, unverbindlich bleiben: Gärtner lacht viel, legt gute Laune an den Tag. Wer künftig als CEO die Geschäfte leitet, erachtet er nicht als dringend, man müsse «zuerst herausfinden, wie die passende Organisationsstruktur ausschauen werde». Auch über die drei neuen Spieler, die in der Winterpause nach Niederhasli gekommen sind, verliert Gärtner wenig Worte. Man sei sich rasch einig geworden, dass die Offensive Verstärkung benötige. Dafür habe er wie der Sportchef und der Trainer «Beziehungen genutzt und das Netzwerk aktiviert».

Neue Spieler, die für das GC-Leibchen «brennen» wollen

Oliver Batista Meier ist einer der Profis, die Gärtner geholt hat. Der 23-Jährige kam als Leihspieler mit der Saisonbilanz von 9 Toren und 10 Assists aus Verl, 3. Liga in Deutschland. Batista Meier hat die Ausbildung im FC Bayern absolviert, gegen Fortuna Düsseldorf stand er sogar einmal kurz für den deutschen Rekordmeister auf dem Platz. Er wurde dann in die Niederlande geschickt, an Dynamo Dresden verkauft, von wo er zuerst nach Verl und nun zu GC verliehen wurde. Es ist der typische Weg eines Talents, dem die Entfaltung auf höchster Profi-Stufe bis dato verwehrt geblieben ist.

Der Trainer Berner sagt über Batista Meier: «Ich habe sofort gespürt, dass er unbedingt kommen und für das GC-Leibchen brennen will.» Gleiches gelte für Dijon Kameri, der 19-Jährige ist bis zum Saisonende von Red Bull Salzburg ausgeliehen. Der offensive Mittelfeldspieler kommt aus einer Verletzung und stand in dieser Saison für den österreichischen Meister erst 194 Minuten auf dem Platz. Statt für Salzburg will Kameri nun für die Grasshoppers «brennen». Vielleicht nicht gerade so wie der Stürmer Asumah Abubakar, der vom FC Luzern gekommen ist und gegen den FCZ nur 12 Minuten brauchte, um nach einer Tätlichkeit vom Platz zu fliegen.

«Die Entwicklung stimmt, ich sehe Fortschritte», sagt Gärtner. Was er damit meint, findet man vielleicht am Samstagabend im Match gegen den FC Luzern heraus.

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