Donnerstag, Oktober 3

Die geopolitische Lage und die Angst vor Inflation treiben den Goldpreis nach oben. Viele Sparer setzen auf Münzen und Barren – was beim Kauf zu beachten ist.

Der Goldpreis erreicht einen Höchststand nach dem anderen. Am Freitag hat der Preis für eine Feinunze des Edelmetalls zum ersten Mal vorübergehend die Marke von 2400 Dollar übersprungen. Damit hat er in diesem Jahr um 15 Prozent zugelegt.

Edelmetall gilt als «sicherer Hafen» für Sparer

Gold hat eine jahrtausendealte Tradition als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel und gilt als «sicherer Hafen» für Sparer und Anleger in Krisen- und Inflationszeiten. Für den Vermögensaufbau eignet sich das Edelmetall weniger: Die langfristigen Renditen sind überschaubar, es gibt weder Zinsen noch Dividenden und der Goldpreis kann beträchtlich schwanken. Als Schutz gegen Verluste in Krisenzeiten hat Gold aber immer wieder seine Tauglichkeit bewiesen.

Der Goldpreis ist auf einem Höhenflug

Preis pro Unze in Dollar (Spotpreis)

So empfehlen viele Finanzberater Privatanlegern, einen kleineren Teil ihres Vermögens – also etwa 3 bis maximal 10 Prozent – in Gold anzulegen. Dabei haben sie die Wahl zwischen allerhand Finanzprodukten wie Fonds, strukturierten Produkten oder physisch mit Gold unterlegten Exchange-Traded Funds (ETF). Viele Sparer möchten ihr Gold aber lieber selbst in der Hand halten und entscheiden sich für den Kauf von Münzen und Barren.

Der Vorteil ist, dass sie das Edelmetall dann direkt besitzen und keine Anlageprodukte dazwischengeschaltet sind. Blauäugig sollten Sparer beim Kauf allerdings nicht vorgehen. So sind einige Punkte zu beachten.

Mehr Gold fürs Geld mit grösseren Einheiten

Preisspannen schlagen zu Buche: Beim Kauf von Edelmetallen gibt es keine «echten Schnäppchen», sagt Benjamin Summa, Sprecher des Edelmetallhändlers Pro Aurum. Wer edle Barren oder Münzen erwerben wolle, müsse stets mehr als den gegenwärtigen «reinen» Materialpreis bezahlen. Dabei gilt: Bei einem höheren Barrenwert bekommt man mehr Gold für sein Geld.

Beim Edelmetallhändler Degussa Goldhandel kostete am Freitag ein Goldbarren mit einem Gewicht von 1 Gramm 82,50 Franken, ein Barren mit einem Gewicht von 100 Gramm 7248,50 Franken und ein 1-Kilo-Barren 71 682 Franken. Sowohl bei Barren als auch bei Münzen gibt es bei den Händlern Spannen zwischen Kauf- und Verkaufspreisen. Man sollte sich also bewusst sein, dass man nach dem Erwerb zunächst einmal im Minus liegt. Bei den Münzen sollte man zudem auf solche setzen, die weit verbreitet sind und sich wieder gut veräussern lassen – wie beispielsweise Maple Leaf, Krugerrand oder Wiener Philharmoniker.

Bei Degussa fragten die Privatkunden stark nach kleineren Einheiten wie 50-Gramm- oder 100-Gramm-Goldbarren, sagt der CEO Andreas Hablützel. Christian Brenner, Geschäftsführer des Edelmetallhändlers Philoro Schweiz, gibt an, Kunden kauften bei Gold häufig Unzen-Stückelungen wie Wiener Philharmoniker und Krugerrand. «Das Gold-Vreneli ist sowieso ein Dauerbrenner.» Bei den Goldbarren seien die Versionen von 100 Gramm bis 1 Kilogramm sehr stark nachgefragt.

Es gebe aber auch viele Kunden, die jetzt vom Preis-Rally bei Gold profitieren wollten und verkauften, sagt Brenner. «Die Teuerung der letzten Monate hat dazu geführt, dass viele Leute nach Wegen suchen, um an liquide Mittel zu kommen.»

Nur bei seriösen Anbietern kaufen: Beim Goldkauf ist es sehr wichtig, auf die Seriosität und Zuverlässigkeit des entsprechenden Anbieters zu achten. «Man sollte sich weder von ‹fliegenden Händlern› am Ferienort noch auf Autobahnraststätten oder in zwielichtigen Bahnhofsgegenden zum Goldkauf überreden lassen, und zudem einen grossen Bogen um internetbasierte, unseriöse Fake-Shops machen», sagt Summa.

Anonymitätsgrenzen beim Goldkauf: Manchen Goldkäufern ist es wichtig, das Edelmetall mit Bargeld zu kaufen und anonym zu bleiben. Bei Banken braucht es beim Erwerb von Edelmetallen immer eine Legitimation. «Kauft man über einen Edelmetallhändler, sind pro Person und Jahr Edelmetall-Waren bis 15 000 Franken anonym erhältlich, sprich ohne Angabe persönlicher Daten», sagt Brenner. Übersteigt der Betrag 15 000 Franken, gälten erweiterte Dokumentationspflichten inklusive einer Kopie des Personalausweises. In Deutschland liegt dieser Grenzbetrag bei nur noch 2000 Euro, in Österreich bei 10 000 Euro.

Goldmünzen und -barren von der Mehrwertsteuer befreit: Im Gegensatz zu Silber, Platin und Palladium sind Goldmünzen und -barren in der Schweiz von der Mehrwertsteuer befreit.

Auf das LBMA-Label achten: Käufer von Goldbarren sollten darauf achten, dass diese das Label der London Bullion Market Association (LBMA) haben. Sonst sind sie in der Schweiz und anderen europäischen Ländern nicht handelbar. Das Label steht dafür, dass das Edelmetall nicht unter fragwürdigen Umständen geschürft wurde und dass gewisse Sozial- und Umweltstandards eingehalten wurden. «Zudem sollte der Barren direkt bei dem Namen gekauft werden, der auf dem Barren steht», sagt Hablützel. Somit könne sichergestellt werden, dass der Barren alle Sicherheitsmerkmale erfülle und keine Nachprägung sei.

Die Nachfrage nach nachhaltigem Gold ist bei den befragten Edelmetallhändlern indessen begrenzt. «Unsere Kunden thematisieren die Frage nach Recycling- oder sogenanntem Green-Gold eher selten – schätzungsweise ein Kunde von 2000 spricht dieses Thema an», sagt Summa. Den Käufern gehe es im Allgemeinen darum, möglichst viel Gold für das gebotene Geld zu bekommen, also möglichst wenig Aufschläge auf den Materialwert zu bezahlen.

Anleger sollten die Lagerungskosten einkalkulieren: Goldkäufer sollten sich überlegen, wie sie das Edelmetall lagern möchten. Edelmetalle im Wert von bis zu 20 000 Franken könne man zu Hause in einem Safe lagern, findet Brenner. Allerdings besteht dann die Gefahr, dass sie bei einem Einbruch gestohlen werden. Man sollte sich also Gedanken über die Versicherung machen. Anderenfalls bieten sich Schliessfächer bei Banken oder einem privaten Edelmetallhändler an. Eine weitere Möglichkeit sind Zollfreilager.

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