Donnerstag, Mai 8

Apple will auf dem iPhone stärker auf KI-Suche setzen. Gleichzeitig machen die Kartellbehörden Google das Leben schwer.

Unter den Investoren geht die Angst um, dass Googles starke Marktstellung bei der Internetsuche zunehmend gefährdet sein könnte. Am Mittwoch gab der Aktienkurs des Google-Mutterkonzerns Alphabet um 7,5 Prozent nach – das entsprach einem Wertverlust von rund 140 Milliarden Dollar. Am Donnerstag erholten sich die Aktien nur leicht.

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Für das kleine Erdbeben waren Aussagen des hochrangigen Apple-Managers Eddy Cue verantwortlich, der in einem Kartellverfahren gegen Google vor einem US-Gericht aussagte. Laut Cue arbeitet Apple daran, bei seinem Internetbrowser Safari stärker auf KI-basierte Suche zu setzen, etwa von Anbietern wie Open AI oder Perplexity.

Der iPhone-Hersteller reagiert damit auf ein Kundenbedürfnis. Cue erklärte laut Agenturberichten, dass es bei der klassischen Web-Suche in Safari im April erstmals einen Rückgang gegeben habe. Er führte das darauf zurück, dass die Nutzer zunehmend Suchangebote, die auf künstlicher Intelligenz (KI) basierten, verwendeten.

Diese Aussagen dürften die Investoren besonders beunruhigt haben. Bis jetzt waren die Nutzer Google bemerkenswert treu geblieben – obwohl es eigentlich nur wenige Klicks braucht, um eine alternative Suchmaschine wie Bing oder Duckduckgo zu verwenden. Google sicherte sich so ein faktisches Monopol bei der Internetsuche mit einem Marktanteil von über 90 Prozent. Doch nun mehren sich die Hinweise, dass KI-basierte Angebote zur ernsthaften Konkurrenz für Google werden könnten. Der Konzern verdient sein Geld vor allem mit Werbeanzeigen in seiner Suchmaschine.

Heikles Arrangement zwischen Google und Apple

Die Aussagen des Apple-Managers sind auch deshalb brisant, weil Apple und Google eine besondere Beziehung verbindet. Der Suchmaschinenbetreiber bezahlt dem iPhone-Hersteller rund 20 Milliarden Dollar pro Jahr, damit Google im Safari-Browser als Standard-Suchmaschine eingestellt ist.

Dieses Arrangement stört die Behörden. Vor Gericht will das US-Justizministerium unter anderem erreichen, dass solche Voreinstellungen künftig verboten werden, um den Wettbewerb zu beleben. Doch die Erklärungen von Eddy Cue deuten darauf hin, dass Apple selbst das Interesse an dem Arrangement verlieren könnte. Der Manager erwartet, dass KI-basierte Angebote Google letztlich ersetzen würden.

Damit steht Google von zwei Seiten unter Druck. Einerseits drohen sich die Nutzer abzuwenden. Der Mutterkonzern Alphabet reagiert darauf, indem er selbst zunehmend KI-Elemente in seine Suchmaschine integriert. Doch das Dilemma ist, dass Google damit das Werbegeschäft in seiner herkömmlichen Suchmaschine kannibalisieren könnte.

Mehrere Kartellverfahren

Anderseits lassen die Kartellbehörden nicht locker. Gegen Google laufen mehrere Kartellverfahren. Das bekannteste ist der Prozess, den das US-Justizministerium und mehrere Bundesstaaten wegen der starken Marktstellung bei der Internetsuche angestrengt haben.

Google ist in diesem Prozess vom Richter bereits als Monopolist verurteilt worden. Gerungen wird jetzt darum, welche Massnahmen angeordnet werden. Zum Beispiel könnte Google aufgespalten werden, oder es könnte dem Unternehmen untersagt werden, Milliarden für Standardeinstellungen wie auf dem iPhone zu bezahlen. Die Aussagen des Apple-Managers vor Gericht könnten deshalb ein Versuch gewesen sein, die Bedeutung dieses Arrangements herunterzuspielen.

Zudem laufen Kartellverfahren gegen Google wegen seiner Dominanz im Werbegeschäft. Google ist die grösste Werbefirma der Welt. Im April hat ein US-Gericht festgestellt, dass der Konzern in bestimmten Bereichen der Online-Werbung wie ein Monopolist agiere. Das US-Justizministerium fordert nun eine Aufspaltung: Google solle Teile seines Geschäfts und seiner Technologien im Werbebereich verkaufen müssen. Ab September wird vor Gericht über solche Abhilfemassnahmen verhandelt. Einst war Google unangefochten, nun stehen dem Tech-Giganten unruhige Monate bevor.

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