Mit dem im Dezember engagierten Trainer Lars Leuenberger haben sich die Freiburger von Rang 11 auf einen Play-off-Platz vorgearbeitet. Der Vorgänger Patrick Émond hatte nie eine echte Chance – Informanten berichten von erstaunlichen Vorgängen.
Mit der 2:3-Niederlage gegen den HC Lugano riss am vergangenen Samstag eine eindrückliche Serie: Seit Lars Leuenberger drei Tage vor Weihnachten als Cheftrainer eingestellt wurde, punktete der Eishockeyklub Fribourg-Gottéron immer, 15 Mal in Folge. Und gewann daneben den Spengler-Cup, es war die erste Trophäe in 87 Jahren Vereinsgeschichte. Gottéron hat sich mit diesem eindrücklichen Zwischenspurt in die top 6 katapultiert und dürfte die direkte Play-off-Qualifikation sicherstellen. Noch vor wenigen Wochen schien das undenkbar.
Leuenberger, 49, ist der Architekt dieser Hausse. Er benötigte verblüffend wenig Zeit, um sich ins kollektive Gedächtnis dieser Branche zurückzurufen, nachdem es in letzter Zeit still um den Meistertrainer des SC Bern von 2016 geworden war: Ein Intermezzo in Biel endete nach einem Jahr mit einer Niederlage im Play-in gegen Rapperswil-Jona. In Olten wurde er im Frühjahr 2024 entlassen. Den Job bei Gottéron erhielt er, weil schon lange feststeht, dass er ab der nächsten Saison dem neuen schwedischen Star-Trainer Roger Rönnberg assistieren wird; Leuenberger wird die Stürmer und das Powerplay coachen.
Ein «Ferienlager» für die Spieler? Nein, Patrick Émond ist nicht daran gescheitert, dass er seinen Schützlingen zu viele Freiheiten gab
Dass er zuvor als Chef einspringt, war nicht vorgesehen. Doch die bescheidenen Resultate unter seinem Vorgänger Patrick Émond zwangen den Klub zu einer Reaktion. Es ist viel geschrieben worden über die kurze Ära Émonds; «Watson» bezeichnete sie als «Ferienlager» für die Spieler. Erstaunlicherweise ist das nicht die grösste Respektlosigkeit, der sich der zurückhaltende Émond in den letzten Monaten ausgesetzt sah. Sein Scheitern bei Gottéron hat wenig mit seinen Kompetenzen zu tun – und viel mit Christian Dubé.
Dubé, 47, war im Sommer entlassen worden. Angesichts der miserablen Bilanz von einer einzigen gewonnenen Halbfinalpartie in neun Jahren als Sportchef und Trainer war das für kaum jemanden eine Surprise – ausser für Dubé. Wenige Wochen zuvor hatte er intern noch seine vorzeitige Vertragsverlängerung zu traktandieren versucht.
Dubé hat die Trennung offensichtlich schlecht verdaut, er wirkt seit Monaten wie einer dieser vom Leben enttäuschten Väter, die geschieden leben und sich nicht einmal die Mühe machen, zu kaschieren, wie verbittert sie sind. Dubé gab denkwürdige Interviews, die NZZ schrieb schon im Dezember darüber. Mittlerweile hat er bei «Le Matin» eine Plattform als Kolumnist erhalten. Über die Entlassung von Émond schrieb er dort einige Tage später, nach seinem Gusto würden die Klubs die Trainer zu lange schützen und zu zögerlich agieren. Émond hat Gottéron nicht einmal ein halbes Jahr gecoacht.
Und er hätte es womöglich länger getan, wäre da nicht Dubé gewesen. Übereinstimmende Quellen berichten unabhängig voneinander, dass Émond im Herbst nie eine Chance gehabt habe. Weil Dubé weiterhin die Nähe seiner Copains im Team suchte, fleissig mit ihnen kommunizierte und sie zum Essen traf. Es waren jene Spieler, die sich 2024 nach dem Saisonende gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Dubé ausgesprochen hatten – unter anderem weil sie die Trainingsqualität bemängelten.
Aber es gab durchaus auch eine ihm wohlgesinnte Fraktion. Zu ihr gehörte der Stürmer Chris DiDomenico, den Gottéron im Oktober in einem Tauschgeschäft an Ambri-Piotta weiterreichte. Es sollte ein Signal sein, nach innen, aber da war es schon zu spät: Die Autorität Émonds war bereits untergraben. Émond, 60, ist ein fähiger Coach, 2021 hat er Genf/Servette in den Play-off-Final geführt. Doch seine Art hat etwas Schüchternes, Machtkämpfe auszutragen, entspricht nicht seinem Naturell.
Ein National-League-Trainer, der über die inneren Vorgänge bei Gottéron bestens Bescheid weiss, bezeichnet Dubés Verhalten als «No-Go» und sagt, er hätte es nicht für möglich gehalten, dass ein Coach so wenig Respekt für den eigenen Berufsstand übrighabe.
Leuenberger fragte die Mannschaft bei seinem Einstand, wofür sie stehen möchte
Seit der Anstellung Leuenbergers ist Gottéron diese Probleme los. Dieser ist ein forscher Typ, der sich nicht auf der Nase herumtanzen lässt. Und es schadet bestimmt auch nicht, dass er dabei sein wird, wenn für Gottéron mit dem designierten Chefcoach Rönnberg bald eine neue Epoche beginnt. Als Spieler überlegt man es sich vermutlich zwei Mal, welchen Eindruck man beim neuen starken Mann hinterlassen möchte: Vermutlich ist es eher im eigenen Interesse, mitzuziehen, statt den Coach zu sabotieren.
Bei seiner Antrittsrede wollte Leuenberger von seinem Team nur eines wissen: wofür die Mannschaft stehen möchte, was die Leute draussen über die Equipe denken sollen. Leuenberger sagt: «Es geht nicht immer nur um Sieg oder Niederlage, sondern um grundsätzlichere Dinge, um Werte. Da haben wir schnell einen gemeinsamen Nenner gefunden. Die lange Serie mit mindestens einem gewonnenen Punkt spricht für die Mannschaft. Ihren Charakter, ihre Moral, ihr Potenzial.»
Patrick Émond würde Letzteres möglicherweise anders sehen. Aber es scheint, als hätte dieses Team die Kurve gerade noch gekriegt.