Freitag, Oktober 18

Die Schulkinder waren mehr als zwei Wochen in der Gewalt von bewaffneten Entführern. Nun verkündet die regionale Regierung erleichternde Neuigkeiten. Doch die Lage bleibt gefährlich.

(dpa) Die im Nordwesten Nigerias entführten Schulkinder sind laut Angaben der regionalen Regierungsbehörde wieder frei. Bewaffnete hatten vor über zwei Wochen 287 Mädchen und Jungen aus einer Schule im Bundesstaat Kaduna verschleppt. «Ich möchte bekanntgeben, dass unsere Schulkinder aus Kuriga freigelassen wurden» teilte Uba Sani, Gouverneur des Bundesstaats Kaduna, am Sonntag mit. Die Kinder seien unverletzt. Die Freilassung sei das Ergebnis von «Operationen der Sicherheitsbehörden». Sani dankte dem Präsidenten und der nigerianischen Armee. Weitere Angaben machte er nicht, auch nicht zur Zahl der befreiten Schüler.

Eine bewaffnete Gruppe hatte am 7. März eine Grund- und Mittelschule in der Ortschaft Kuriga überfallen. Laut Schilderung eines Lehrers, der sich im lokalen Fernsehen äusserte, wurde das Gebäude kurz vor Schulbeginn um 8 Uhr Ortszeit von schwer bewaffneten Männern umstellt. Die Täter hätten die etwa 700 Schüler und Lehrer gezwungen, sich in ein Waldgebiet zu begeben. Viele Kinder und Erwachsene hätten jedoch fliehen können.

Entführung von Schulkindern im Gliedstaat Kaduna, Nigeria

Eine Woche nach der Tat hatten sich die Entführer mit einer Lösegeldforderung gemeldet. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen Stadtrat Kurigas berichtete, verlangten sie 1 Milliarde Naira (umgerechnet rund 550 000 Franken). Als Ultimatum hatten die Entführer den 27. März genannt und mit der Tötung aller Geiseln gedroht.

Im Norden und Zentrum des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas mit mehr als 220 Millionen Einwohnern entführen sowohl kriminelle Banden als auch islamistische Terrorgruppen immer wieder Menschen. Vor fast genau zehn Jahren, im April 2014, sorgte die Entführung von 276 Schülerinnen durch die islamistische Miliz Boko Haram in Chibok im nordöstlichen Bundesstaat Borno für weltweites Entsetzen. Dutzende von ihnen bleiben weiter vermisst.

Boko Haram und anderen dschihadistischen Gruppen geht es bei den Entführungen meist darum, politische Forderungen zu stellen oder Mädchen und junge Frauen zur Zwangsheirat zu zwingen oder sie als Sex- und Haussklaven zu missbrauchen. Die Banden wollen dagegen vorwiegend Lösegeld erpressen. Laut Angaben der Wirtschafts- und Sicherheitsberatungsfirma SB Morgen sind Lösegeldzahlungen aufgrund von Nigerias Wirtschaftskrise mittlerweile zum Hauptgrund für Entführungen geworden. Allein in den zwölf Monaten zwischen Juli 2022 und Juni 2023 sind laut SB Morgen in Nigeria 3620 Menschen bei 582 Entführungsvorfällen gekidnappt worden, die weitaus meisten davon in Kaduna.

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