Montag, Februar 3

Bei der 67. Grammy-Verleihung in Los Angeles dominierten einmal mehr weibliche Stars wie Beyoncé, Chappell Roan und Sabrina Carpenter. Kendrick Lamar rettete die Ehre der Männer.

Bei der 67. Grammy-Vergabe in Los Angeles herrschte am Sonntagabend ein Geist der Gerechtigkeit. Wollte die amerikanische Recording Academy, die den Wettbewerb austrägt, Neid und Spannungen möglichst vermeiden angesichts politischer Konflikte und der katastrophischen Waldbrände in Kalifornien?

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Die Grammy-Awards wurden jedenfalls nicht auf einzelne Stars gehäuft, sondern unter diversen Talenten verteilt. Und tatsächlich spiegeln sich in der Preisvergabe die Höhepunkte des letzten Musikjahres (berücksichtigt ist die Zeitspanne von September 2023 bis August 2024). Mit einer prominenten Ausnahme: Trotz all ihren Rekorden ging Taylor Swift bei den Grammys diesmal leer aus.

Zwei Shooting-Stars

Umso glücklicher sind neue Preisträgerinnen wie Chappell Roan, die einen Award in der Kategorie «Best New Artist» gewann. Die 26-jährige Amerikanerin hat im September 2023 ihr Debütalbum «The Rise and Fall of a Midwest Princess» veröffentlicht. Mehr noch als mit ihren poppigen Gesängen hat sie allerdings durch ihre burlesken Auftritte, ihre Drag-Inszenierungen und kontroverse Aussagen von sich reden gemacht.

Sabrina Carpenter, der zweite grosse Shooting-Star des vergangenen Jahres, hat den Trends mit ihren süffigen Songs eine fröhliche Tönung verpasst. Damit hat sie sich nun je ein Grammophon in der Sparte «Best Pop Solo Performance» (für «Espresso») und «Best Pop Vocal Album» (für «Short n’Sweet») verdient.

Die prestigeträchtigsten Grammys aber gingen an zwei Persönlichkeiten, die die Musikszene seit Jahren oder gar Jahrzehnten mitprägen durch ambitionierte und originelle Sounds und Beats. Beyoncé war dieses Jahr elfmal nominiert; mit insgesamt 99 Grammy-Nominierungen hat sie damit einen Rekord gebrochen.

Dass sie nun lediglich drei Grammophone erhielt, dürfte sie kaum stören. Denn für «Cowboy Carter» hat sie den wichtigsten Award gewonnen, den Grammy für das beste Album. Dass sie überdies auch den Preis in der Kategorie «Best Country Album» gewann, beweist: Auch in der Country-Szene wird mehr Gewicht auf künstlerisches Können gelegt als auf Hautfarbe oder Gesinnung.

Der zweite Hauptpreis, der Grammy-Award für den besten Song, ging an den Rapper Kendrick Lamar für seinen Titel «Not Like Us». Sofort muss hier aber auch sein Produzent Mustard erwähnt werden, der den packenden Beat zum Song kreiert hat.

Die Auszeichnung ist verdient. Kendrick Lamar zählt seit Jahren zu den musikalisch wie sprachlich herausragenden Rappern, was er dieses Jahr auch mit seinem Album «GNX» unter Beweis gestellt hat. Vor allem aber hat er 2024 die Hip-Hop-Szene durch seinen Streit und Wettstreit mit dem Rap-Kollegen Drake geprägt. «Not Like Us» ist ein raffinierter, aber teuflischer, um nicht zu sagen verleumderischer Diss-Track. Insofern ist die Auszeichnung nicht ganz unproblematisch. Aber die künstlerische Qualität hat die Recording Academy offensichtlich überzeugt.

Preise für Altbekannte

Kommt dazu, dass es sich bei Kendrick Lamar um einen der wenigen männlichen Preisträger handelt. Seit Jahren dominieren die Frauen die Grammys; und sie sind längst auch in sogenannte Männerbastionen vorgedrungen. Die Rapperin Doechii etwa hat den Grammy für das beste Rap-Album erhalten, und die Sängerin St. Vincent gewann dank «Broken Man» den Award für den besten Rocksong.

Bei der anhaltenden weiblichen Dominanz muss man sich vielleicht bald einmal Gedanken machen über eine Männerquote. Die Ehre der Männlichkeit retteten dieses Jahr nämlich nur Altstars: Die Rolling Stones wurden für ihr neues Album «Hackney Diamonds» ausgezeichnet. Und die Beatles gewannen in der Kategorie «Best Rock Performance» sozusagen postum einen Grammy für den wiederentdeckten Song «Now and Then».

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